Experten warnen: Nicht auf Handy-Apps für Pilzsammler verlassen

Autor: dpa / Redaktion (bw) | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 10.10.2022

Experten warnen: Nicht auf Handy-Apps für Pilzsammler verlassen
Foto: Shutterstock / Bukhta Yurii

Jetzt im Herbst sammeln viele Menschen im Wald Pilze – oft mit scheinbar praktischen Apps, die beim Bestimmen der Pilze helfen sollen. Eine gefährliche Idee, warnen Experten.

Nach dem vielen Regen zieht es viele Menschen zur Pilzsuche in den Wald. Das Pilzesammeln sei wieder modern, sagte Christoph Hahn, Präsident der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG). Demnach sind die Pilzberatungen der BMG zurzeit gut besucht.

Neu im Trend seien auch Pilz-Apps, die damit werben, Pilze anhand eines Fotos bestimmen zu können. "Das ist eine neue Gefahr, die hinzukommt", sagt Hahn. Man könne einem Pilz schließlich nicht allein an Form oder Farbe ansehen, ob dieser giftig ist.

Vor der Nutzung solcher Apps warnte auch Florian Eyer, Chefarzt der klinischen Toxikologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Viele Giftpilze sähen gewöhnlichen Speisepilzen zum Verwechseln ähnlich.

Verwechslungsgefahr ist beim Pilze sammeln groß

So werde etwa der weiße Knollenblätterpilz gelegentlich für einen Champignon gehalten, und den orangefuchsigen Rauhkopf identifiziere manch unerfahrener Pilzsammler als Pfifferling.

Dabei könne schon ein falscher Pilz potenziell tödlich sein, sagte Eyer. Vorsorglich solle man daher nur Pilze sammeln, die man auch selber klar identifizieren könne. Wer den Verdacht auf eine Pilzvergiftung habe, solle umgehend den Giftnotruf wählen.

In vielen Fällen vergiften sich laut Andreas Schaper, Toxikologe beim Giftinformationszentrum (GIZ) Nord, aus dem Ausland zugezogene Menschen. Diese kennen aus ihrer Heimat Pilze, die in Deutschland wachsenden Exemplaren sehr ähnlich sehen. "Nur die einen sind harmlos und die anderen können sehr giftig sein", betont Schaper. Vor dem Pilzesammeln sei es wichtig, sich umfassend zu schulen. Apps oder Internetrecherchen seien nicht ausreichend. Schaper: "Im Zweifel gesammelte Pilze besser nicht essen."

Unerfahrene Pilzsammler sollten ihre Ausbeute sicherheitshalber immer durch Pilzsachverständige überprüfen lassen.

So erkennen Sie eine Pilzvergiftung: Symptome

Der Verzehr von nicht essbaren Pilzen kann unter Umständen tödlich enden. Die Symptome einer Pilzvergiftung ähneln denen einer Lebensmittelvergiftung.

  • starke Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Übelkeit
  • Halluzinationen, Bewusstseinsstörungen
  • Angstattacken
  • Schwindel
  • Atembeschwerden
  • Muskelzuckungen, Krämpfe
  • Herzrasen, beschleunigter Puls, Hitzegefühl

Beschwerden nach dem Verzehr von Pilzen sollten grundsätzlich ernst genommen werden. Wenn Sie den Verdacht auf eine Pilzvergiftung haben, sollten Sie sofort zum Arzt gehen oder die Giftnotrufzentrale anrufen. Ferner gilt: Alle, die das Pilzgericht probiert haben, sofort verständigen.

Gut zu wissen: Pilze, die innerhalb von ein bis zwei Stunden nach dem Verzehr Symptome auslösen, gelten in der Regel als weniger gefährlich als solche, die erst nach mehr als sechs Stunden zu Beschwerden führen.

Pilzreste nach dem Essen aufbewahren

Pilzreste, die beim Putzen von selbst gesammelten Pilzen anfallen, sollte man nicht sofort wegschmeißen, sondern für 48 Stunden an einem kühlen Ort aufheben. Beim Verdacht auf eine Vergiftung erleichtert das die exakte Diagnose.

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