Coronavirus: Diese Meldungen sind Fake-News

Autor: Benita Wintermantel / Lena Pritzl | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 08.05.2020

Während der Corona-Krise kursieren viele Falschmeldungen und Gerüchte, sogenannte Fake-News, im Internet.
Foto: anyaivanova / Shutterstock

Rund um das Coronavirus kursieren zahlreiche Fake-News im Netz. In Krisenzeiten sind diese Falschmeldungen besonders gefährlich. Hier erfahren Sie, welche News nicht stimmen, und wie Sie Falschmeldungen erkennen können.

Falschmeldungen zur Corona-Pandemie verbreiten sich derzeit in Windeseile über WhatsApp, Facebook oder andere soziale Medien. Die meisten davon werden gezielt verbreitet, ein Teil der Fake-News beruht auch auf Missverständnissen.

Teilweise stehen finanzielle, teilweise politische oder religiöse Interessen hinter den Falschmeldungen. Einige Internetnutzer erlauben sich auch nur schlechte Scherze, ohne zu berücksichtigen, dass sie damit andere Menschen in Gefahr bringen können.

Viele Menschen sind verunsichert, das Informationsbedürfnis ist groß – umso schlimmer, dass Falschnachrichten oft ungeprüft weitergeleitet werden. Denn nicht immer sind die Fake-News auf den ersten Blick als solche zu erkennen.

Wir haben die Fake-News gesammelt, die zurzeit am häufigsten anzutreffen sind. Wir können an dieser Stelle allerdings nicht alle Falschmeldungen abdecken, die rund um das Virus kursieren – es sind zu viele, und es tauchen immer wieder neue auf. Unter dem Artikel finden Sie deshalb zahlreiche Links mit weiteren Informationen.

1. Fake-News: Globuli helfen gegen Corona

Der Verbraucherzentrale Brandenburg wurde am 23. März 2020 ein dreister Fall gemeldet. Über einen E-Mail-Verteiler hatte ein Anbieter Werbung für homöopathische Globuli verbreitet, die angeblich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen sollten. In der Mail hieß es, das Immunsystem könne dank der Globuli Antikörper gegen die Erkrankung entwickeln, weshalb sich das Risiko einer Ansteckung verringere.

Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg dazu: "Wir verurteilen Unternehmen, die die aktuelle Lage ausnutzen, um mit nicht belegbaren Aussagen oder Fake-News verunsicherten Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen."

2. Fake-News: Supermärkte nur zwei Stunden offen

Unbekannte brachten die Meldung in Umlauf, die Supermärkte in Deutschland seien künftig nur noch zwei Stunden pro Tag geöffnet. Das ist gelogen.

"Die Supermärkte bleiben geöffnet – alles andere sind Falschmeldungen", betonte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei gewährleistet, für Hamsterkäufe gebe es keinen Anlass. Mittlerweile gilt bundesweit die Maskenpflicht, auch beim Einkaufen. 

3. Fake-News: Bleichmittel hilft gegen das Virus

Zum Teil machen auch gefährliche Tipps die Runde. So soll die Einnahme von MMS (Miracle Mineral Supplement), auch als CDS (Chlordioxidlösung) bezeichnet, vor dem Coronavirus schützen.

Das Mittel ist in Wahrheit ein Bleichmittel für Textilien, die Einnahme ist äußerst gefährlich – und absolut wirkungslos.

Fake News zum Coronavirus kursieren zu Haufen im Netz.
Fake News zum Coronavirus kursieren zu Haufen im Netz. (Foto: CC0 / Pixabay / distelAPPArath)

4. Fake-News: Corona harmloser als Grippe

Immer wieder verbreiten scheinbar seriöse Wissenschaftler die Aussage, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus völlig übertrieben seien und das Virus nicht gefährlicher als eine normale Grippe. Das Gefährliche: Die Argumentationsketten klingen auf den ersten Blick schlüssig, der Experte macht einen seriösen Eindruck.

Tatsache ist aber: Die Symptome (Fieber, Husten, Halsschmerzen) von COVID-19 und Grippe ähnlich sich zwar, bei Sars-CoV-2 handelt es sich aber – im Gegensatz zur Grippe – um ein neuartiges Virus, gegen das es bislang keinen bekannten Impfstoff und keine Medikamente gibt. Sars-CoV-2-Viren sind zudem ansteckender als Grippeviren. Auch die längere Inkubationszeit bei Covid-19 macht die Infektion gefährlicher als eine Grippeinfektion.

>> Lesen Sie auch: Coronavirus erkennen: Das sind die typischen Anzeichen

Für weitere Infos: Faktenfinder bei Tagesschau.de

5. Fake-News: angebliche Heilmittel

Im Umlauf sind außerdem diverse Meldungen zu angeblichen Heilmitteln, die gegen das Virus wirksam sein sollen. Egal ob Cannabidiol (CBD), Knoblauch, Urin von Kühen oder Alkohol – all diese Behauptungen sind haltlos. Bislang ist kein wirksames Heilmittel gegen das Virus bekannt. Auch aufgeschnittene Zwiebeln, der Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel und Kokosöl sind keine Hilfe, um eine Infektion zu vermeiden.

Im Internet werden auch angebliche Möglichkeiten verbreitet, sich selbst zu diagnostizieren. Eine davon lautet: Wer es schafft, zehn Sekunden die Luft anzuhalten, ohne dabei Beschwerden zu haben oder zu husten, sei nicht mit dem Coronavirus infiziert. Diese Behauptung ist so abstrus wie falsch.

In einer anderen Nachricht wird empfohlen, alle 15 Minuten einen Schluck Wasser zu trinken, um das Virus schnell in den Magen zu spülen, wo es durch die Magensäure unschädlich gemacht wird. Auch das ist unwahr.

Es gibt jedoch durchaus Tipps, die helfen, sich dem Coronavirus durch richtiges Verhalten vorzubeugen oder durch ein starkes Immunsystem die Abwehrkräfte zu stärken. Lesen Sie dazu: So können Sie Ihr Immunsystem stärken.

6. Fake-News: Falsche Heilsversprechungen

Die Verbraucherzentrale Hessen warnt auch vor falschen Heilsversprechen wie Pendeln gegen Corona oder aktiviertem Wasser.

Wichtig zu wissen: Meldungen, in denen es um die "plötzliche Entdeckung eines Wundermittels" geht, sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen.

Die Wissenschaft arbeitet zwar mit Hochdruck an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen. Doch bis Erkenntnisse geprüft, Tests entwickelt und durchgeführt werden und Medikamente erhältlich sind, ist es ein langer Weg. Sollte es hier einen Durchbruch geben, finden Sie diese Meldung zuerst auf seriösen Nachrichtenseiten – und erhalten sie nicht per WhatsApp oder als Facebook-Nachricht.

Sollte Sie eine fragwürdige Nachricht zu einem Medikament erreichen, das Sie einnehmen, halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt, und setzen Sie das Medikament nicht eigenmächtig ab.

7. Fake-News: Infiziertes Toilettenpapier

Vor einigen Wochen hieß es, die Gewebefasern von Toilettenpapier seien möglicherweise mit SARS-CoV-2 kontaminiert.

Auch diese – reichlich absurde – Behauptung ist eine Falschmeldung, die mit einem Fake-Generator aus dem Internet erstellt wurde. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass eine Infektion (beispielsweise über importierte Waren) möglich ist.

8. Diskussion über Ibuprofen: WHO nimmt Warnung zurück

Vor einigen Wochen machte eine WhatsApp-Nachricht mit angeblichen Forschungsergebnissen der "Wiener Uniklinik" die Runde, in denen vor Ibuprofen gewarnt wurde.

"Da gibt es sehr stichhaltige Hinweise, dass Ibuprofen die Vermehrung des Virus beschleunigt", sagt eine Frau, die sich "Elisabeth, die Mama von Poldi" nennt. Das Schmerzmittel würde Symptome von COVID-19 verschlimmern. Die tatsächliche Medizinische Universität Wien distanzierte sich schnell von der Nachricht und erklärte, es handle sich um eine Falschmeldung. 

Zur Verwirrung trug bei, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO kurz darauf davon abriet, Ibuprofen einzunehmen, wenn ein Verdacht auf eine Sars-CoV-2-Infektion bestehe. Der Hintergrund: Im Fachmagazin The Lancet hatten Mediziner auf einen möglichen Zusammenhang von Medikamenten, die den Zell-Rezeptor ACE hemmen, und einer eventuellen Verschlimmerung von Corona-Symptomen hingewiesen.

Inzwischen hat die Weltgesundheitsorganisation ihre Warnung vor einer Einnahme von Ibuprofen bei Covid-19-Patienten zurückgenommen. "Auf der Basis der heute vorhandenen Informationen rät die WHO nicht von der Einnahme von Ibuprofen ab", teilte die WHO am 19. März mit. Zuvor hatte sie das noch getan, und empfohlen, Paracetamol statt Ibuprofen einzunehmen.

Falschmeldungen verbreiten sich über das Internet rasant schnell und ungeprüft.
Falschmeldungen verbreiten sich über das Internet rasant schnell und ungeprüft. (Foto: CC0 / Pixabay / memyselfaneye )

So erkennen Sie Fake-News

Die folgenden Merkmale können Hinweise auf Falschmeldungen sein, müssen es aber nicht:

  • Die Nachricht enthält widersprüchliche Angaben.
  • Die Nachricht weist Schreibfehler auf, die einer professionellen Redaktion (in aller Regel) nicht passieren würden.
  • Die Nachricht ist grafisch nicht professionell gestaltet.
  • Es ist kein Link angegeben, über den sich der Sachverhalt überprüfen lässt.

Am wichtigsten bleiben aber diese Punkte:

  • Ist eine überprüfbare, seriöse Quelle angegeben? Häufig beruft sich der Absender auf einen "Bekannten", der angeblich Zugang zu vertraulichen Informationen von Politikern oder Wissenschaftlern hat. Das sind keine vertrauenswürdigen Quellen.
  • Wenn eine seriöse Quelle (wie die Meldung einer Uniklinik) angegeben ist: Existiert diese Quelle auch tatsächlich?
  • Finden sich in der Quelle auch tatsächlich die gleichen Informationen wieder, die auch die Nachricht enthält?

Wann Sie vorsichtig sein sollten

Seien Sie vor allem bei Bild- oder Textnachrichten skeptisch, die keine Quelle angeben oder keine Verlinkung auf eine Quelle aufweisen. Angebliche Nachrichtenmeldungen lassen sich auch von Laien leicht fälschen und dann (beispielsweise über WhatsApp) schnell in Umlauf bringen.

Leiten Sie deshalb bitte keine Nachrichten weiter, die Sie nicht selbst überprüft haben. Bevor Sie etwas weiterleiten, überlegen Sie, ob der Inhalt stimmen kann und dem Empfänger weiterhilft – oder ob dadurch nur Ängste geschürt werden. Geben Sie bitte nur seriöse Meldungen weiter.

Bei Nachrichten, die Sie als Link über soziale Medien erreichen, können Sie durch einen kurzen Klick normalerweise schnell erkennen, ob sich dahinter eine seriöse Quelle verbirgt. Ist das nicht der Fall, ist grundsätzlich Vorsicht geboten.

Was Sie noch tun können

  • Überprüfen Sie, ob es eine vertrauenswürdige Seite (Ministerien, Behörden, Universitätskliniken, öffentlich-rechtliche oder andere seriöse Medien) gibt, die das Thema aufgreift. Sollte nichts zu finden sein, kann das ein Indiz sein, dass die Nachricht falsch ist.
  • Bei vielen sozialen Medien haben Sie die Möglichkeit, Inhalte zu melden. Machen Sie davon Gebrauch, wenn Sie auf eine unseriöse Meldung stoßen.
  • In den meisten digitalen Netzwerken gibt es eigens gekennzeichnete verifizierte Accounts. Bei Twitter, Instagram und Facebook erkennt man sie an einem blauen Häkchen, etwa die Seiten des Robert Koch-Instituts oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
  • Verlässliche Informationen, Ansprechpartner und Verhaltenstipps liefern zudem offizielle Stellen von Städten, Gemeinden oder der Ärzteschaft. Deren Internetseiten helfen oft weiter, wenn Telefon-Hotlines überlastet sind.

Für weitere Informationen:

  • Correctiv: Faktencheck-Redaktion
  • F.A.Z.: Nachrichten & Informationen zu Fake-News
  • Mimikama: Übersicht zu Falschmeldungen zum Coronavirus inklusive ausführlichem Fakten-Check
  • Tagesschau.de: Faktenfinder
  • WHO: Coronavirus disease myth busters (auf Englisch)

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