Regrowing leicht gemacht: So lassen Sie Gemüse auf der Fensterbank nachwachsen

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 24.05.2025

Regrowing: Pflanzen nachwachsen lassen und Abfall vermeiden
Foto: Shutterstock/Real_life_photo

Gemüseschalen, Salatstrünke oder schrumpelige Zwiebeln landen meist im Bioabfall. Das ist schade, denn aus den Küchenresten lässt sich frisches Grün ziehen – ganz einfach auf der Fensterbank. "Regrowing" nennt sich dieser Trend. Er spart Geld und reduziert Lebensmittelabfälle. 

Beim Regrowing ("nachwachsen lassen") handelt es sich um eine einfache Form der Pflanzenvermehrung: Teile eines Gemüses – etwa Wurzelenden oder Strünke – werden ins Wasser oder direkt in Erde gesetzt und treiben erneut aus. Das Prinzip dahinter ist die vegetative Vermehrung – ganz ohne Samen oder Blüte.

Besonders schön: Regrowing funktioniert fast überall – ob auf dem Balkon, in der Küche oder auf dem Fensterbrett – und bringt selbst kleinen Haushalten einen Hauch Selbstversorgung und Naturerlebnis.

Vor allem für Kinder ist es aber eine tolle Erfahrung, zu sehen, wie sich aus Gemüseabfällen neues Leben entwickelt. Denn beim Regrowing wachsen weder vollständige Karotten noch ganze Salatköpfe nach. Dafür aber viel zartes Grün, das sich zum Würzen, Garnieren oder als Zutat für den nächsten Smoothie eignet.

Voraussetzungen für erfolgreiches Regrowing

Damit es grünt und sprießt, braucht es ein wenig Pflege – aber keine grünen Daumen. Achten Sie auf:

  • Temperaturen über 20  Grad

  • Helle, sonnige Fensterplätze

  • Saubere Werkzeuge (zur Vermeidung von Fäulnis)

  • Frisches Wasser alle 1–2 Tage

  • Gute Anzuchterde (wenn die Pflanze nach dem Wasserglas in Erde gesetzt wird)

  • Gesundes, am besten biologisch angebautes Gemüse - konventionelle Ware ist oft mit Keimhemmern behandelt.

  • Etwas Geduld: Das erste Grün zeigt sich schnell, die richtige Ernte braucht jedoch Wochen.

    Frühling und Frühsommer sind optimal fürs Regrowing. In dieser Zeit ist das Verhältnis von Licht und Wärme optimal.

    Bei Frühlingszwiebeln funktioniert das Regrowing besonders einfach.
    Bei Frühlingszwiebeln funktioniert das Regrowing besonders einfach. (Foto: Shutterstock/Mehriban A)

    Regrowing: Welche Pflanzen eignen sich?

    Das Nachwachsenlassen funktioniert bei vielen Gemüsesorten. Diese sechs eignen sich besonders gut:

    1. Frühlingszwiebeln
    2. Ingwer
    3. Karotten
    4. Romana-Salat
    5. Staudensellerie
    6. Zwiebeln

    Die generelle Anleitung fürs Regrowing lautet:

    • Das Gemüse gut 2 cm über der Wurzel abschneiden,
    • dann ins Wasser (oder in Erde) stellen – und abwarten.
    • Nach etwa einer Woche kann das Regrow-Pflänzchen dann in Anzuchterde gesetzt werden.

    #1: Frühlingszwiebeln nachwachsen lassen

    Schwierigkeitsgrad: sehr leicht
    Dauer: Erste Ernte nach wenigen Tagen
    Verwendung: Grün zum Würzen oder als Garnitur

    So geht’s:

    1. Den unteren weißen Teil (2–3 cm) der Zwiebel mit Wurzelansätzen abschneiden.

    2. In ein Glas mit Wasser stellen, sodass nur die Wurzeln bedeckt sind.

    3. Hell und warm platzieren – das Grün wächst innerhalb weniger Tage nach.

    4. Wasser regelmäßig wechseln.

    #2: Ingwer erfolgreich ziehen

    Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
    Dauer: Ernte nach 8–10 Monaten
    Verwendung: Frischer Ingwer zum Kochen oder für Tee

    So geht’s:

    1. Ein 2–3 cm großes Stück mit einem "Auge" (Austriebspunkt) abschneiden.

    2. Zwei Tage antrocknen lassen.

    3. Mit dem Auge nach oben in Erde pflanzen, ca. 3 cm tief.

    4. Feucht halten und geduldig sein: Erste Triebe zeigen sich nach 3–4 Monaten.

      #3: Karottengrün statt Bioabfall

      Schwierigkeitsgrad: leicht
      Dauer: Erste Blätter nach etwa 1 Woche
      Verwendung: Karottengrün als Kräuterersatz

      So geht’s:

      1. Das obere Ende der Karotte samt etwas Grün abschneiden.

      2. Mit der Schnittfläche nach unten in feuchte Erde setzen.

      3. Nur die Spitze darf herausschauen – regelmäßig gießen.

      4. Nach wenigen Tagen wächst frisches Grün nach.

      Wichtig: Die Karotte selbst wächst nicht nach, nur das oberirdische Grün.

        #4: Romana- oder Kopfsalat reaktivieren

        Schwierigkeitsgrad: leicht
        Dauer: Erste Blätter nach 5–7 Tagen
        Verwendung: Kleine Salatblätter für Sandwich oder Garnitur

        So geht’s:

        1. Den Strunk mit Herzstück etwa 4 cm hoch abschneiden.

        2. In ein Glas mit wenig Wasser stellen (max. 1–2 cm hoch).

        3. Glas an einen hellen Ort stellen und Wasser täglich wechseln.

        4. Nach einer Woche kann in Erde umgetopft werden.

        Tipp: Bei großen Gläsern helfen vier Zahnstocher als Stütze.

        #5: Sellerie aus Reststücken nachziehen

        Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
        Dauer: Erste Triebe nach 7–10 Tagen
        Verwendung: Blätter und Stängel als Gewürz oder Snack

        So geht’s:

        1. Die Selleriebasis (ca. 5–6 cm hoch) in eine flache Schale mit Wasser setzen.

        2. Sobald sich Wurzeln zeigen, in Erde pflanzen.

        3. Regelmäßig gießen und hell platzieren.

        Gut zu wissen: Die nachwachsenden Teile schmecken aromatischer als die Mutterpflanze.

        #6: Zwiebel – vom Keimling zur Mini-Zwiebel

        Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
        Dauer: Erste grüne Triebe nach 1 Woche
        Verwendung: Wie Frühlingszwiebeln verwenden

        So geht’s:

        1. Eine bereits keimende Zwiebel längs halbieren.

        2. Mit der Wurzel nach unten in Erde setzen – der Keim schaut heraus.

        3. Hell stellen und gleichmäßig feucht halten.

        Was als Küchenexperiment beginnt, ist ein echtes Statement: für Nachhaltigkeit, für ein bewusstes Leben – und für mehr Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln. Ob als grünes Projekt mit Kindern oder als Einstieg ins Urban Gardening: Regrowing braucht kaum Platz, wenig Aufwand, aber macht umso mehr Freude.

        Weiterlesen auf oekotest.de: