Apple AirPods als "Wegwerfprodukt”: Gemacht, um sie zu verlieren

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 02.10.2020

Apple AirPods als "Wegwerfprodukt”: Gemacht, um sie zu verlieren
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / Anestiev / Florian-Media

AirPods liegen im Trend. Das neue Modell, die AirPods Pro, gelten als benutzerfreundlicher als das Vorgängermodell. Uns interessiert aber vor allem, wie umweltfreundlich die AirPods eigentlich sind.

Kabellose Ear-Pods sind praktisch für Sportler und für unterwegs – unabhängig davon, ob es sich um das teure Luxus-Modell von Apple handelt oder um günstigere kabellose Kopfhörer anderer Hersteller. Das 2019er-Modell der Apple AirPods ist derzeit für etwa 130 Euro zu haben, die neuen AirPods Pro kosten nochmals gut 70 Euro mehr.

Wie umweltfreundlich sind AirPods und AirPods Pro?

Über die Benutzerfreundlichkeit und die Qualität der AirPods Pro wird viel diskutiert – uns hat interessiert, wie es mit der Nachhaltigkeit und den Reparaturmöglichkeiten der AirPods aussieht.

1. Akkuleistung der AirPods: Luft nach oben

Die Akkuleistung wird vom Hersteller mit fünf Stunden Musik hören, beziehungsweise zwei Stunden Telefonieren angegeben. Mit den AirPods Pro kann man laut Apple drei Stunden telefonieren. Wer die AirPods regelmäßig verwendet, wird irgendwann zwangsläufig an die Leistungsfähigkeit des Akkus stoßen. So gibt es Beschwerden über eine nachlassende Akkuleistung der AirPods einem Bericht von mactechnews.de zufolge, auch die New York Times kritisierte kürzlich das begrenzte Leben der AirPods.

2. Reparierbarkeit der AirPods Pro = Null

Airpods-Reparatur kaum möglich: Verklebte Komponenten und keine Ersatzteile.
Airpods-Reparatur kaum möglich: Verklebte Komponenten und keine Ersatzteile. (Foto: Sam Goldheart / CC BY-NC-SA / de.ifixit.com)

Die Reparatur-Experten von iFixit.de bescheinigen den AirPods Pro eine Reparierbarkeit von 0 von 10 und bezeichnen die Kopfhörer als "Einwegartikel". Das nicht-modulare Design mit vielen verklebten Komponenten sowie der Mangel an Ersatzteilen mache eine Reparatur sowohl unmöglich als auch unrentabel, so das Urteil von iFixit.

Bleibt die Möglichkeit, die Akkus von Apple selbst austauschen zu lassen. Theoretisch ist das möglich, macht aber beim Blick auf den Preis wenig Sinn. Der Akkuwechsel bei jedem einzelnen AirPod kostet 55 Euro – und damit insgesamt 110 Euro (Apple.com). Und: "Ob Apple bei den AirPods Pro diesmal die Möglichkeit geschaffen hat, den Akku tatsächlich zu entnehmen und zu ersetzen, was bei den älteren AirPods unmöglich war, ist unklar – womöglich erhält man auch bei den AirPods Pro schlicht einen komplett neuen (oder zumindest Refurbished-)Hörer zurück", so die Fachzeitschrift Mac & i.

Damit ist die Lebensdauer der AirPods sehr begrenzt. Kopfhörer mit Kabel lassen sich rein theoretisch unbegrenzt nutzen.

3. Energieverluste beim kabellosen Laden

Das Aufladen der Ohrstöpsel funktioniert ohne Kabel via Induktion. Das Schweizer Bundesamt für Energie ist der Meinung: "Im Stand-by Betrieb konsumieren drahtlose Ladestationen mehr Energie als steckengelassene Netzadapter. Besonders hoch ist der Verbrauch, wenn das Endgerät nach erfolgter Aufladung auf der Konsole liegen gelassen wird. Im worst-case wird mehr für den Stand-by Betrieb als für das Aufladen der Batterie benötigt."

4. Fragwürdige Materialien

Die Apple-Kopfhörer enthalten Lithium, Zinn, Kobalt und andere seltenen Materialien, die häufig unter menschenunwürdigen und umweltzerstörenden Bedingungen abgebaut werden.

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5. Hohes Verlust-Risiko

Die drahtlosen Ohrhörer sind praktisch, weil sie so klein und eben ohne Kabel sind – aber diese Tatsache führt auch dazu, dass die kleinen Teile leicht und häufig verloren gehen.

Ersatzohrhörer und -etuis machen nach Schätzungen von Wedbush-Wertpapieranalyst Dan Ives ungefähr sechs Prozent des gesamten AirPod-Umsatzes aus – das wären schätzungsweise 700 Millionen US-Dollar. Der Gesamtumsatz von Apple mit AirPods-Sets wird cbsnews.com zufolge auf 10 bis 12 Milliarden US-Dollar geschätzt.

6. Die Frage nach der Strahlung ist ungeklärt

Wie Smartphones senden auch kabellose Kopfhörer geringe Mengen hochfrequenter Strahlung aus. Noch ist nicht vollständig geklärt, ob uns diese Strahlen gefährlich werden können. Panik ist hier jedoch in keinem Fall angebracht: Die Strahlung von Kopfhörern gilt im Vergleich zu der anderer elektrischer Geräte äußerst gering – und damit höchstwahrscheinlich nicht schädlich für unsere Gesundheit. "Sie haben nicht genug Energie, um Krebs zu verursachen und die DNA in den Zellen direkt zu schädigen", so die Einschätzung der American Cancer Society.

Wer sich dennoch Sorgen macht, sollte auf die kabellosen Kopfhörer verzichten und die gute alte Variante mit Kabel verwenden.

Was können die neuen Kopfhörer AirPods Pro?

  • Im Unterschied zu den AirPods hat die Pro-Variante Silikonstöpsel mit individueller Passform und einem zugehörigen Passformtest. Sie sind kürzer, schwerer – und sitzen besser im Ohr als das Vorgängermodell.
  • Neu ist auch die Geräuschunterdrückung ("Noise Cancelling") samt Transparenz-Modus: Per Knopfdruck können Umgebungsgeräusche unterdrückt oder zugelassen werden, um beispielsweise auf dem Fahrrad noch den Verkehr hören zu können.
  • Die AirPods Pro stammen zwar von Apple, sie sind aber auch kompatibel mit Android-Geräten. Voraussetzung ist eine Bluetooth-Schnittstelle. Android-Nutzer müssen allerdings auf Sprachsteuerung über Siri, Audio Sharing und Passformtest verzichten.
  • Gesteuert werden die Airpods Pro per Gestensteuerung: Drückt man kurz, startet oder pausiert die Musik. Bei zweimaligem Drücken wird zum nächsten Lied gewechselt, bei dreimaligem Drücken geht's in die andere Richtung. Einmal lang gedrückt, wechseln die Kopfhörer zwischen Geräuschunterdrückungs- und Transparenzmodus.
  • Die AirPods Pro benötigen mindestens iOS 13.2. als Betriebssystem. Die Bluetooth-Kopfhörer sollten nicht nass oder schmutzig werden.

Kabellose Kopfhörer haben zwei entscheidende Nachteile

Unser Fazit: AirPods sind zwar praktisch und technisch auf hohem Niveau. Sie sind aber auch unverhältnismäßig teuer – und vor allem nicht gut für die Umwelt: Sie gehen leicht verloren und können bei technischen Defekten kaum repariert werden.

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