Zurzeit steht besonders die Entwicklung der Gaspreise im Fokus: Politiker haben sich in den letzten Wochen wahlweise mit der Behauptung hervorgetan, selbst nur kalt zu duschen, sowie mit der Empfehlung, doch bitte häufiger zum Waschlappen zu greifen. Grund genug, einmal die Frage zu beantworten, wie teuer ein durchschnittlicher Duschgang eigentlich wirklich ist.
Beispiel: Unser Redakteur duscht morgens gerne warm und braucht dafür rund 8 Minuten, wovon das Wasser aber nur 7 Minuten läuft (man muss sich schließlich einseifen). Sein Duschkopf hat einen Spareinsatz, der laut Hersteller 6 Liter pro Minute durchlässt, was 42 Litern pro Dusche entspricht.
Bei den örtlichen Wasserpreisen (1,76 Euro/Kubikmeter) ergeben sich so reine Trinkwasserkosten von rund 7 Cent. Dazu kommen allerdings noch Abwasser- und Grundgebühren, die den Preis (auf rund 3,90 Euro/Kubikmeter) mehr als verdoppeln. Das lässt die tatsächlichen Wasserkosten für die morgendliche Dusche auf realistischere 14 bis 15 Cent steigen.
Duschkosten = Wasserkosten + Wärmekosten
Weil es sich aber schlecht kalt duscht, muss das Wasser natürlich noch erwärmt werden. Gehen wir davon aus, dass das Duschwasser von 15 Grad (so kalt ist das "kalte" Wasser in der Leitung ungefähr) auf angenehme 35 Grad erwärmt werden soll. Bei 42 Litern Wasser wären dafür – unter idealen physikalischen Umständen – rund 1 kWh Energie nötig, was bei einem Gaspreis von 9 Cent/kWh entsprechend mit 9 Cent zu Buche schlagen würde.
Das ist aber natürlich nur die halbe Wahrheit, denn kein Heizsystem der Welt kann Gas, Öl oder Strom verlustfrei und auf Knopfdruck in thermische Energie (d.h. warmes Wasser) umwandeln. Ganz abgesehen davon, dass Warmwasser in der Realität dauerhaft auf 55 Grad gehalten werden muss (um Legionellen vorzubeugen), was laufend Energie verbraucht, und dass in der Duscharmatur ja warmes und kaltes Wasser zusammenlaufen, um die gewünschte Temperatur zu erzeugen (was die Rechnung zusätzlich erschwert). Hinzu kommen Grundpreise für Energie.
Die Energiekosten, die in unserem Beispiel für die Wassererwärmung anfallen, sollten deshalb mindestens doppelt so hoch angesetzt werden, also auf 18 Cent und mehr. Die Verbraucherzentrale geht unter gleichen Bedingungen sogar von 27 Cent aus, weil sie einen noch höheren Energiebedarf für die Wassererwärmung veranschlagt.
Was kostet Duschen? Das Ergebnis
Rechnet man Wasserkosten (14 bis 15 Cent) und die geschätzten Energiekosten (18 bis 27 Cent) zusammen, ergeben sich in diesem Fall Kosten von 32 bis 41 Cent für eine warme Dusche bei 35 Grad Wassertemperatur und mit 35 Litern Wasserverbrauch. Für die kurze Morgendusche erscheint das angemessen.
Gut zu wissen: Die hiesige Duschdauer beträgt im Schnitt zwischen sieben und zehn Minuten, auch sind in vielen Haushalten noch keine Sparduschköpfe im Einsatz (im Gegensatz zu unserem Beispiel). Wer also 10 Minuten warm duscht und dabei mit einem normalen Duschkopf 100 Liter Wasser verbraucht, sollte deshalb davon ausgehen, dass sich der Duschgang mit rund einem Euro in der Haushaltsbilanz niederschlägt.
Duschkosten selbst berechnen? Kein Problem
Wer eigene Berechnungen anstellen will, kann auf den praktischen Duschrechner der Verbraucherzentrale NRW zurückgreifen, der allerdings, wie erwähnt, höhere Energiekosten für die Warmwasseraufbereitung ansetzt, als wir es in unserem Beispiel getan haben. Eine heiße 100-Liter-Dusche verbraucht so laut Rechner im Schnitt zwischen 0,59 und 1,38 Euro (je nach Art der Wassererwärmung), was "Minutenpreisen" von 6 bis 14 Cent entspräche.
Wie Sie beim Duschen am einfachsten Wasser und Wärme sparen, finden Sie in folgendem Artikel – klicken Sie dazu einfach auf den Kasten:
Das ist aber nicht alles: Damit Sie die richtigen und wichtigen Hebel kennen, um in Zeiten der Energiekrise wertvolle Euros, Kilowattstunden und Klimagase zu sparen, hat ÖKO-TEST sich in den letzten Wochen immer wieder mit dem Thema Energiesparen beschäftigt.
Beispielsweise mit den Fragen,
- welcher Bereich im Haushalt die meiste Energie benötigt (= die Heizung);
- wie viel Sie sparen können, wenn Sie 1 Grad weniger heizen (= 5 bis 6 Prozent Ihrer Heizkosten);
- welche Stromspar-Maßnahmen wenig kosten, aber viel bringen (= LED-Lampen);
- wann sich ein neuer Kühlschrank eingespielt hat (= oft schon nach vier Jahren);
- oder ob der langsame Eco-Modus wirklich gut für den Geldbeutel ist (= ist er).
Wärme sparen auf oekotest.de:
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- Richtig heizen: 13 Tipps, mit denen Sie Geld und Energie sparen