Nach dem Zurückstellen der Uhr auf die Winterzeit (in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 2025) fällt schlagartig ein Teil des abendlichen Berufsverkehrs in die Dämmerung. Damit steigt die Gefahr von Wildunfällen – in den Monaten Oktober bis Dezember ist sie besonders hoch.
Denn auch die abendliche "Rush Hour" vieler Wildtiere läuft dann, wenn Pendlerinnen und Pendler unterwegs sind. Rehe, Füchse, Feldhasen und Co. sind in der Abenddämmerung auf Futtersuche und kreuzen dabei auch die Verkehrswege der Menschen. Auch in der Morgendämmerung ist mit Wildwechsel zu rechnen. Der ADAC und BUND Sachsen mahnen, besonders vorsichtig zu fahren und mit ausreichendem Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug unterwegs zu sein.
Erhöhte Aufmerksamkeit: Augen auf und runter vom Gas
Vor allem auf Strecken, die an unübersichtlichen Wald- und Feldrändern verlaufen, heißt es: vorausschauend fahren, den Straßenrand im Blick halten, Fuß vom Gas und maximal aufmerksam bleiben. Da Tiere ihre gewohnten Routen nicht ändern, ist es besonders auf neu angelegten Straßen durch ländliche Bereiche gefährlich. Sehr unfallträchtige Abschnitte sind oft kennzeichnet durch das Schild "Achtung Wildwechsel".
Was tun, wenn man Wildtiere am Straßenrand sieht?
Stehe ein Tier am Straßenrand, sollte der Fahrer kontrolliert bremsen, die Scheinwerfer abblenden und mehrfach hupen, rät der ADAC. Die Augen der Wildtiere seien deutlich lichtempfindlicher als die des Menschen. Das Fernlicht blende die Tiere und mache sie orientierungslos. Der Hupton dagegen helfe Wildtieren, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten.
Wichtig: Meist kommt nicht nur ein Tier allein auf die Straße, sondern auch noch Nachzügler.
Was ist nach einer Kollision zu tun?
Lässt sich ein Zusammenstoß mit einem Wildtier nicht verhindern, gilt: Warnblinker anschalten und mit angezogener Warnweste das Warndreieck aufstellen. Dann die Polizei anrufen – auch wenn es keine verletzten Menschen gibt. Sie kann den Wildschaden aufnehmen, was für eine etwaig vorhandene Teil- oder Vollkaskoversicherung wichtig ist.
Je nach Police sind Schäden mit Haarwild wie Rehen, Hirschen, Füchsen, Wildschweinen oder Hasen oder mit allen Tieren abgedeckt.
Tiere nicht verfolgen und auch nicht mitnehmen
Tote Tiere sollten zum Schutz vor Infektionen nur mit Handschuhen angefasst und von der Straße gezogen werden. Sie müssen dann aber am Fundort gelassen werden, eine Mitnahme des Kadavers ist verboten und wird als Wilderei geahndet.
Zu noch lebenden Tieren sollten Menschen Abstand halten. Denn auch ein Reh kann schwere Verletzungen verursachen. Ein flüchtendes Tier sollte man auch nicht auf eigene Faust verfolgen. Die Fluchtrichtung sollte aber mitgeteilt werden, damit ein Jäger das verletzte Tier aufzuspüren kann.
Aus falsch verstandener Sorge sollten Autofahrerinnen und Autofahrer auch nie ein verletztes Tier ins Auto laden, etwa um es zum Tierarzt zu bringen. Die ungewohnte Nähe zu Menschen verursacht enormen Stress.
Junge Wildkatzen gehen nun auf eigene Streifzüge
Die Zeitumstellung birgt nach Ansicht von Experten auch Gefahren für andere Tiere – etwa die Europäische Wildkatze. Der Berufsverkehr am späten Nachmittag falle dann genau in die aktivste Zeit dieser dämmerungs- und nachtaktiven Tiere, teilt der BUND in Sachsen mit. Auch für bedrohte Arten wie Fischotter, Luchs und Wolf seien Straßen eine große Gefahr.
Im Fall der Wildkatzen sieht der BUND noch ein weiteres Problem. Heranwachsende Tiere würden nun ihre Mutter verlassen, um sich eigene Streifgebiete zu suchen. "Dabei begeben sich die Katzen im Alter von circa einem halben Jahr oftmals auf eine gefährliche Wanderschaft, denn vielerorts wird ihr Lebensraum von vielbefahrenen Verkehrswegen durchschnitten. Vielen jungen Wildkatzen droht so der Tod an der Straße."
Autounfälle mit Rehen, Hirschen, Wildschweinen und anderen Tieren verursachen mittlerweile bundesweit Schäden von über einer Milliarde Euro. Im Jahr 2024 bezahlten die deutschen Versicherer 276.000 Wildunfälle gut 1,1 Milliarden Euro. Laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) belief sich die durchschnittliche Schadenhöhe pro Kollision mit einem Wildtier demnach auf 4.100 Euro – 250 Euro mehr als noch 2023.
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