Kräuterrasen selber anlegen: Die einfache Alternative zum englischen Rasen

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 02.08.2025

Kräuterrasen im Garten: Welche Pflanzen wirklich robust und bienenfreundlich sind
Foto: Shutterstock / SunCity

Wenig Arbeit, viel Natur: Wer dem Mähstress entkommen will, findet im Kräuterrasen eine attraktive Lösung. Die Kombination aus Gräsern, Wildkräutern und Blühpflanzen schont Ressourcen, fördert Insekten – und sieht auch noch gut aus.

Ein klassischer, sattgrüner Rasen mag auf den ersten Blick ordentlich und gepflegt wirken – doch wirklich lebendig ist er selten. Wer im Garten mehr Natur zulassen möchte, findet im Kräuterrasen eine überzeugende Alternative. Er bietet zahlreichen Insekten wie Bienen und Schmetterlingen Nahrung und Lebensraum – und ist dabei deutlich pflegeleichter als herkömmlicher Zierrasen. Besonders wenn die Pflanzen gut eingewachsen sind und standortgerecht ausgewählt wurden, kommt ein Kräuterrasen mit weniger Wasser und Aufwand aus.

Warum ein Kräuterrasen? Vorteile gegenüber klassischem Rasen

Ein Kräuterrasen bietet zahlreiche Vorteile gegenüber dem traditionellen Rasen:

  1. Mehr Biodiversität: Kräuter und Wildpflanzen bieten Nahrung und Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Damit leistet der Kräuterrasen einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz.
  2. Pflegeleichter als Zierrasen: Kräuterrasen kommt mit weniger Wasser, weniger Dünger und seltenerem Mähen aus. Das spart Zeit, Geld und schont die Umwelt.
  3. Robust und belastbar: Anders als eine reine Blumenwiese ist ein Kräuterrasen trittfest und damit auch für Spiel- und Liegeflächen geeignet – ideal für Familien mit Kindern oder Haustieren.
  4. Aromatisch und ästhetisch: Viele Kräuter verströmen einen angenehmen Duft, besonders wenn man darüberläuft.

Kräuter für den Kräuterrasen: 10 robuste Pflanzenarten

Nicht alle Kräuter sind für einen trittfesten, niedrigwachsenden Kräuterrasen geeignet. Ideal sind Arten, die niedrig bleiben, schnell wachsen, schnittverträglich sind und auch Trockenheit gut vertragen.

  1. Gänseblümchen (Bellis perennis): Klassiker im Rasen, robust, frühblühend und beliebt bei Insekten.
  2. Kleine Braunelle (Prunella vulgaris): Trittfest, bildet dichte Teppiche, violette Blüten, bienenfreundlich.
  3. Weißklee (Trifolium repens): Nährstoffbinder, bodendeckend, blüht lange und zieht Bienen an.
  4. Sand-Thymian (Thymus serpyllum): Duftend, trockenheitsresistent, niedriger Wuchs, ideal für sonnige Lagen.
  5. Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium): Aromatisch, schnittverträglich, verträgt auch trockene Böden gut.
  6. Feld-Thymian (Thymus pulegioides): Etwas kräftiger als Sand-Thymian, ebenfalls aromatisch und trockenheitsliebend.
  7. Hornklee (Lotus corniculatus): Gelb blühend, trockenheitsverträglich, Futterpflanze für Schmetterlingsraupen.
  8. Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys): Bodendeckend, hübsche blaue Blüten, robust.
  9. Wiesen-Salbei (Salvia pratensis): Etwas höher wachsend, schnittverträglich, wichtige Wildbienenpflanze.
  10. Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis): Spätblühend, widerstandsfähig, wertvoll für Insekten im Spätsommer.

Hinweis: Gamander-Ehrenpreis, Gemeine Scharfgarbe, Herbstlöwenzahn und Wiesen-Salbei sind weniger trittfest und nicht als Spielwiese geeignet.

Gänseblümchen und Klee im Rasen: typische Arten, die sich bei reduzierter Pflege von selbst ausbreiten.
Gänseblümchen und Klee im Rasen: typische Arten, die sich bei reduzierter Pflege von selbst ausbreiten. (Foto: Shutterstock / Debra Marie Muston)

Kräuterrasen: Die Mischung macht’s

Damit Ihr Kräuterrasen gut gelingt, kommt es vor allem auf die richtige Mischung an. Wichtig ist eine Kombination aus robusten, blühfreudigen und trittfesten Kräutern, die zu den Bedingungen in Ihrem Garten passen. Sie können sich die Samenmischung selbst zusammenstellen – oder ganz bequem auf eine fertige Mischung aus dem Fachhandel zurückgreifen.

Tipp: Achten Sie darauf, dass die Kräuter zu Ihrem Standort passen – also etwa zur Sonneneinstrahlung, Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit. Dann bleibt Ihr Kräuterrasen lange schön und hält auch Belastung gut stand.

Kräuterrasen anlegen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Es gibt zwei Wege zu einem Kräuterrasen – entweder man verwandelt bestehenden Rasen oder legt einen neuen Kräuterrasen von Grund auf an.

Variante 1: Bestehenden Rasen in Kräuterrasen verwandeln

  1. Rasen vorbereiten: Im Frühjahr oder Spätsommer (beste Zeit zur Nachsaat) den Rasen kurz mähen und vertikutieren. Dann den Boden leicht aufrauen, um die Keimbedingungen zu verbessern.
  2. Säen: Saatgut leicht einrechen oder andrücken, aber nicht zu tief eingraben. Dabei die Aussaatmenge beachten: ca. 5–10 g/m².
  3. Wässern: In den ersten 2 bis 3 Wochen gleichmäßig feucht halten, bis die Keimung abgeschlossen ist.
  4. Pflege: In den ersten Monaten sparsam mähen, um den Kräutern das Etablieren zu ermöglichen. Als Faustregel empfiehlt der BUND: "Erst mähen, wenn der Rasen 20 Zentimeter hoch ist und dann mit der höchsten Stufe des Rasenmähers, damit viele Blühpflanzen stehen bleiben."

Tipp: Mähen Sie abschnittsweise, um Blühinseln zu erhalten.

Alternativ: Passiver Weg zum Kräuterrasen

Wer es einfach angehen will, kann den Rasen auch durch geringere Pflege nach und nach in einen Kräuterrasen verwandeln: Verzichten Sie auf Dünger, gießen Sie nicht, jäten Sie kein Unkraut und mähen Sie nur noch selten. Wildkräuter wie Klee, Gänseblümchen oder Ehrenpreis siedeln sich oft von allein an – so entsteht schrittweise ein artenreicher, pflegeleichter Kräuterrasen ganz ohne Umgraben oder Einsaat.

Variante 2: Kräuterrasen neu anlegen

Wurde der alte Rasen in der Vergangenheit regelmäßig gedüngt, kann es länger dauern, bis der Rasen zum Kräuterrasen wird. Wer Zeit sparen will, kann stattdessen den Kräuterrasen neu anlegen.

  1. Boden vorbereiten: Fläche umgraben oder fräsen, Unkraut und Wurzelreste entfernen. Dann den Boden eben harken und ggf. mit Sand abmagern, wenn er sehr nährstoffreich ist.
  2. Einsaat: Samen gleichmäßig verteilen und leicht einarbeiten, dann andrücken. Der beste Zeitpunkt für die Aussaat ist im Frühling (April bis Mai) oder Spätsommer (August bis September).
  3. Wässern & Anwachsen lassen: Gleichmäßige Feuchtigkeit ist entscheidend für die Keimung.
  4. Pflege: Erst mähen, wenn die Pflanzen etwa 10 bis 12 cm hoch sind. Nicht zu tief schneiden, damit Kräuter nachtreiben können.

Kräuterrasen vs. Blumenwiese – was ist der Unterschied?

Auch wenn sich Kräuterrasen und Blumenwiese auf den ersten Blick ähneln, erfüllen sie unterschiedliche Zwecke im Garten.

  • Ein Kräuterrasen ist trittfest und eignet sich daher gut als Spiel- oder Gehfläche. Er wird regelmäßig, aber seltener als klassischer Rasen gemäht (ca. 3 bis 6 Mal pro Jahr) und besteht vor allem aus niedrig wachsenden, robusten Kräutern. Optisch wirkt er zurückhaltend und eher "rasenähnlich".
  • Die Blumenwiese hingegen ist empfindlicher gegenüber Trittbelastung, wird meist nur ein- bis zweimal jährlich gemäht und setzt auf hohe, farbenprächtige Wildblumen. Sie eignet sich ideal als ökologischer Rückzugsraum für Insekten und andere Tiere. Wer also einen nutzbaren, naturnahen Gartenbereich schaffen möchte, findet im Kräuterrasen eine gelungene Mischung aus Funktionalität und Artenvielfalt.

Pflege von Kräuterrasen: Mähen, Düngen und Gießen

Ein Kräuterrasen muss deutlich seltener gemäht werden als klassischer Rasen – meist reichen 3 bis 6 Schnitte pro Jahr, abhängig von Mischung und gewünschtem Erscheinungsbild. 

Die meisten Kräuter kommen mit nährstoffarmen Böden gut zurecht. Düngen ist überflüssig – und kann sogar schaden, da es das Wachstum von Gräsern auf Kosten der Kräuter fördert.

Ein Kräuterrasen neigt weniger zu Verfilzung. Statt regelmäßigem Vertikutieren genügt oft ein gelegentliches Rechen oder sanftes Belüften des Bodens.

Viele typische Kräuter im Kräuterrasen – etwa Thymian, Schafgarbe oder Braunelle – sind von Natur aus trockenheitsresistenter als klassische Rasengräser. Das bedeutet: In durchschnittlichen Sommern kommt der Kräuterrasen meist ohne zusätzliches Gießen aus. In längeren Hitze- und Trockenphasen ist gezieltes, sparsames Wässern hilfreich.

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