Hundehaltung: Wie Sie Ihren Hund artgerecht behandeln

Alles was Ihr Hund braucht

Autor: Redaktion ÖKO-TEST | Kategorie: Freizeit und Technik | 27.07.2020

Hundehaltung: Wie Sie Ihren Hund artgerecht behandeln

Hunde im gestylten Regenmantel oder als Shoppingaccessoire in der Handtasche - so mancher Tierbesitzer mutet seinem Begleiter allerhand zu. Oft nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unwissenheit. Aber nur wer Biologie, Verhalten und Ansprüche seines Hundes oder seiner Hündin kennt, wird auf Dauer Freude am Vierbeiner haben.

  • Das wichtigste für jeden Hund: Bewegung. Mehrere Spaziergänge täglich sind deshalb Pflicht.
  • Hunde drücken vieles durch Körpersprache aus. Achten Sie deshalb genau auf die Körperhaltung Ihres Vierbeiners.
  • Hundewelpen sind meist etwas tollpatschig, Treppengeländer sollten Sie deshalb absperren.

Viel Kontakt zu den Bezugspersonen, ausreichend Bewegung, ein angemessener Ruheplatz, gute Pflege: Die artgerechte Haltung für einen Hund ist nicht nur grundlegende Voraussetzung für das Wohlbefinden der vierbeinigen Hausgenossen, sie ist sogar rechtlich vorgeschrieben. "Wer ein Tier hält, betreut oder es zu betreuen hat, muss es seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen", heißt es im Tierschutzgesetz.

Der Hund - vom Wolf zum Haustier

Gerade weil der Nachkomme des Wolfes auf die Gemeinschaft mit seinem menschlichen Gefährten lebenslang angewiesen ist, übernimmt der Hundehalter eine große Verantwortung. Es kommt darauf an, dass der Hund in den Alltag und die Familienstruktur seines Besitzers vernünftig eingegliedert wird. Der Mensch oder der Familienverband ersetzt ihm sein Rudel. Bis auf ausgesprochene Rudelhunde wie die Huskys können Hunde deshalb gut alleine gehalten werden – allerdings nicht im Zwinger. Denn das empfindet der Hund als Ausschluss aus seinem Sozialverband. Langfristig wird jeder Hund auf diese Gefangenschaft mit schweren Verhaltensstörungen reagieren. Zum Glück wird die Zwinger- und Kettenhaltung heute auch auf dem Land immer seltener – das Tierschutzgesetz macht strenge Auflagen.

Die artgerechte Hundehaltung

Spaziergänge sind Pflicht

Für alle Hunde gilt: Sie brauchen viel Bewegung, damit sie gesund bleiben. Mag der Garten auch noch so groß sein, den ausgedehnten Spaziergang kann er nicht ersetzen. Der Wunsch nach einem Schmusetier, das mit seinem Besitzer täglich fünf Stunden auf dem Fernsehsofa döst, steht dem elementaren Drang des Hundes nach körperlicher Aktivität entgegen.

Es reicht nicht aus, den Vierbeiner einmal täglich um den Block zu führen. Auch wenn es draußen regnet oder stürmt, sogar wenn Herrchen oder Frauchen kränkeln: Sie müssen mit ihrem Schützling mehrmals am Tag spazieren gehen. Außerdem sollte die Gruppe derer, die mit dem Tier Gassi gehen, möglichst klein und beständig sein. Denn die meisten Hunde reagieren mit Verhaltensstörungen auf ständig wechselnde Bezugspersonen.

Der richtige Ruheplatz

Hunde suchen sich ihre Schlafecke am besten selber aus. Die meisten Vierbeiner mögen einen festen Liegeplatz, von dem sie ihre menschlichen Mitbewohner beobachten können. Der Schlafplatz muss frei von Zugluft sein und darf auch nicht in der prallen Sonne liegen.

Viele Hunde bevorzugen eine Matte als Bett, nur die langhaarigen Rassen liegen in der warmen Jahreszeit gern auf kalten Fliesen. Der Ort sollte in jedem Fall nicht zu warm sein, weil Hunde ihre Temperatur nur über die Atmung und nicht über die Absonderung von Schweiß regulieren können. In der hundgerechten Wohnung bleibt auch der Futternapf stets an derselben Stelle.

    Im richtigen Körbchen kann Ihr Hund gut schlafen.
    Im richtigen Körbchen kann Ihr Hund gut schlafen. (Foto: CC0 / Pixabay /LUM3N)

    Bitte nicht zu vermenschlichen!

    Auch wenn der Hund zur Familie gehört, sollte er nicht übertrieben vermenschlicht und verniedlicht werden. Problematisch kann etwa Hundekleidung sein. Da gibt es wasserabweisende Mäntel mit Innenfutter aus Vlies, Schutzstiefel aus Neopren, Lackmäntel, Kapuzenshirts, Schutzhöschen mit Wechseleinlagen für läufige Hündinnen und sogar Parfüms. Doch die meisten irritiert der artfremde Duft. Und so sinnvoll Mäntel im Winter für sehr kleine, sehr empfindliche Hunde mit dünnem Fell sein können: Normalerweise ist Kleidung Tieren lästig, sie hemmt ihren Bewegungsdrang. Zu enge und zu warme Kleidung klemmt die Haut ein und führt zu Überhitzung. Nur weil Frauchen ständig friert, braucht Fiffi keinen Rollkragenpullover zu tragen.

    Das braucht der Hund

    • Halsband oder Brustgeschirr: Es muss stabil und wetterfest sein, aus Leder, Nylon oder starkem Stoff. Je größer der Hund, desto breiter muss das Band sein. Stachel-, Würge- oder Kettenhalsbänder eignen sich nicht, sie können starke Schmerzen verursachen oder zu Quetschungen im Hals- und Nackenbereich führen. Normale Bänder gibt es ab zehn Euro.
    • Leine: Die Führungshilfe muss aus reißfestem und geschmeidigem Material sein und einen stabilen Karabinerhaken haben. Die Stärke der Leine hängt von der Größe und Kraft des Hundes ab. Qualitativ gute Leinen kosten ab 20 Euro.
    • Fressnapf und Trinknapf: Futter und Wasser schlabbert der Hund am besten aus einem Napf aus Keramik, Plastik, Metall oder Porzellan. Das Material sollte auf jeden Fall fest und leicht zu reinigen sein und einen rutschfesten Untergrund haben. Für langhaarige Hunde mit Schlappohren empfehlen sich Gefäße mit einem höheren Rand. Es gibt sie ab wenigen Euro zu kaufen.

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    • Korb und Decke: Der Korb muss unbedingt der Größe des Hundes entsprechen, sodass sich das Tier bequem ausstrecken kann. Decke oder Kissen sollten bei mindestens 30 Grad waschbar sein. Kleinere Kissen gibt es ab zehn Euro, je größer die Unterlage, desto teurer.
    • Fellpflege: Kurzhaarige Hunde werden mit einer Bürste, langhaarige zusätzlich mit einem Kamm gepflegt (jeweils ab vier Euro). Für kleine Hunde benötigt man der Sicherheit wegen im Auto eine Transportkiste (ab 17 Euro); ansonsten ein Netz oder ein Schutzgitter.
    • Spielzeug: Als Spielzeug geeignet sind Bälle, Ringe oder Scheiben aus weichem hartem Gummi, die man schon für wenige Euro bekommt.

    Hundesprache: den eigenen Hund verstehen

    Je nach Haltung drückt ein Hund verschiedene Stimmungen und Gefühle aus:

    Der Hund wedelt mit der Rute: Sieht er einen geliebten Menschen, drückt das Freude oder Aufregung aus. Wenn ein Welpe einen erwachsenen Hund so begrüßt, steht das für seine Unsicherheit: Darf er sich nähern?

    Der Hund zeigt seinen Bauch: Er gibt seine verletzliche Unterseite und Kehle preis. Das zeigt seine Unterwerfung.

    Der Hund legt die Ohren etwas an und geht geduckt, die Hinterläufe sind tiefer als die Vorderbeine. Er wedelt mit der Rute auf halbmast, eventuell klemmt er sie zwischen die Beine und sträubt sein Rückenfell: Das Tier ist sehr unsicher und zur Flucht bereit. Zeigt er zusätzlich sein ganzes Gebiss oder reißt das Maul auf und legt die Ohren ganz eng an, ist das eine klare Drohung.

    Der Hund bleibt in aufrechter, stolzer Haltung und sträubt das Nackenfell, eventuell auch das Fell über den ganzen Rücken, senkt den Kopf etwas und zeigt nur die Fangzähne: Es handelt sich um einen selbstbewussten Hund, der droht. Er ist kampfbereit.

    Die Rute hängt locker herunter oder wedelt leicht, der Hund bewegt sich geschmeidig, die Ohren sind aufgerichtet, Schlappohren hängen locker herunter, die Schnauze ist geschlossen oder leicht geöffnet: Der Hund ist freundlich und entspannt.

    Mit einer aufrechten Haltung und aufgestellten Ohren sind Hunde sehr aufmerksam.
    Mit einer aufrechten Haltung und aufgestellten Ohren sind Hunde sehr aufmerksam. (Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)

    Die Rute wird waagerecht getragen, die Ohren sind gespitzt, der gesamte Körper wird gespannt: Der Hund ist höchst aufmerksam.

    Der Vorderkörper ist geduckt, die Vorderbeine gespreizt, das Hinterteil ragt nach oben, die Rute ist hoch aufgestellt. Zusätzlich hat der Hund die Lefzen hochgezogen. Er wartet auf ein Signal zum Spielen oder darauf, Stöckchen zu holen.

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    Das sollten Sie bei Hundewelpen beachten

    Hundewelpen, aber auch Katzenjunge, knabbern gerne an Pflanzen. Es sollten keine giftigen darunter sein. Deshalb am besten Blumenerde mit Kieselsteinen abdecken oder feinen Draht über den Blumentopf legen.

    Wundewelpen toben gerne herum - auf glatten Böden rutschen sie allerdings schnell aus.
    Wundewelpen toben gerne herum - auf glatten Böden rutschen sie allerdings schnell aus. (Foto: CC0 / Pixabay / AlešHáva)

    Welpen kauen auf allem herum, was sie finden, und schlucken es sogar herunter. Deshalb nichts herumliegen lassen und Stromkabel unzugänglich verstauen oder den Stecker ziehen.

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    Auf glatten Böden rutscht der ungestüme Welpe aus, dort besser nicht mit dem Tier toben. Hundewelpen müssen auch das Treppensteigen erst lernen. In den ersten Lebensmonaten schadet es ohnehin dem Bewegungsapparat. Deshalb ein Absperrgitter vor der Treppe anbringen.

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