Pyrolyse beim Backofen: Warum Sie auf die Selbstreinigungsfunktion verzichten sollten

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 05.01.2024

Pyrolyse: Die Selbstreinigungsfunktion des Backofens ist teuer
Foto: Shutterstock/M-Production; ÖKO-TEST

Viele Backöfen verfügen über eine eingebaute Selbstreinigungsfunktion, die sogenannte Pyrolyse. Dabei wird der Ofen bei bis zu 500 Grad ausgebrannt, statt Fettflecken bleiben Aschehäufchen. Klingt praktisch – hat aber Nachteile. Wir klären auf.

Auf einigen Backöfen ist die Pyrolyse in Form kleiner Kreise (siehe Bild oben) dargestellt, manchmal wird die Selbstreinigungsfunktion aber auch in Form eines Flämmchens, als Buchstabe P oder in Schriftform – "PY", "PYRO" oder "Pyrolyse" – angezeigt. Aber was ist die Pyrolyse eigentlich genau?

Der Begriff kommt aus dem Griechischen und heißt: "in Feuer auflösen". Und genau das verbirgt sich auch hinter dieser Selbstreinigungsfunktion des Backofens: Die Pyrolyse soll den Schmutz im Ofen-Inneren einfach verbrennen. Dabei handelt es sich um ein bewährtes Prinzip: Barbecue-Freunde kennen es von klebrigen Grillrosten, die sich leichter säubern lassen, wenn man sie zuvor ins Feuer hält.

Pyrolyse: Backofen einfach "sauberbrennen"

Das Pyrolyse-Prinzip klingt verführerisch einfach: Der Innenraum des Ofens wird bei Temperaturen von bis zu 500 Grad vollständig ausgebrannt, sodass Fett und Essensreste zu Asche zerfallen. Je nach Verschmutzungsgrad, Hersteller und Backofenmodell braucht die Selbstverbrennungs-Funktion dazu eine halbe bis drei Stunden. Wenn der Garraum ausgekühlt ist, werden die verkohlten Rückstände, so die Hersteller, einfach mit dem Lappen ausgewischt.

    So sieht es nach der Selbstreinigung aus – ziemlich schmutzig.
    So sieht es nach der Selbstreinigung aus – ziemlich schmutzig. (Foto: Shutterstock/Sandra-Dombrovsky)

    ÖKO-TEST hat allerdings zwei Einwände gegen diese Selbstreinigungsfunktion:

    • Die Pyrolyse ist nicht nur höllisch heiß, sondern auch teuer. Hersteller neuerer Öfen geben an, dass die Funktion zwischen 2,5 und 5 Kilowattstunden (kWh) verbraucht; bei älteren Modellen sollen es bis zu 7 kWh sein. Bei den aktuellen Strompreisen (0,40 Euro/kWh) werden so rund 1,20 Euro bis 2,80 Euro pro Reinigungsvorgang fällig.
    • Das heißt auch: Wer nicht auf echten Ökostrom setzt, belastet mit der Pyrolyse-Funktion auch sein Klimakonto.

    Pyrolyse: Diese Hinweise sollten Sie beachten

    Was hinzukommt: Die Reinigungsfunktion muss nicht ungefährlich sein, wie Backofen-Hersteller selbst durchblicken lassen, die ihre Gebrauchsanweisungen mit entsprechenden Warnhinweisen versehen. Zwar wird der Ofen bei der Pyrolyse automatisch verriegelt, wenn er eine bestimmte Temperatur erreicht, damit niemand bei 500 Grad die Ofentür öffnen kann. Das heißt aber nicht, dass die Hitzeentwicklung völlig unbedenklich wäre.

    Gut zu wissen:

    • Das Gerät wird während der Pyrolyse auch außen sehr heiß. Berühren Sie auf keinen Fall die Backofentür, während das Programm läuft. Halten Sie Kinder und Tiere fern.
    • Hängen Sie keine brennbaren Gegenstände (wie Geschirrtücher) an den Türgriff.
    • Die Pyrolyse soll gründlich sauber machen – trotzdem ist häufig erst mal putzen angesagt. Denn: Werden grobe Verschmutzungen wie lose Speisereste, Fett oder Bratensaft nicht aus dem im Garraum entfernt, können sie beim Verbrennen "zu starker Rauchentwicklung führen", wie ein Hersteller schreibt.
    • Auch der Ofen selbst kann durch die enorme Hitze Schaden nehmen, zumindest oberflächlich. Ein Backofen-Hersteller teilt in der Gebrauchsanleitung entsprechend mit: "Durch festgebackene Rückstände können bleibende farbliche Veränderungen oder matte Stellen auf emaillierten Oberflächen entstehen."
    • Wichtig: Nie antihaftbeschichtete Bleche oder Formen bei der Pyrolyse mitreinigen. Denn: Durch die große Hitze kann die Antihaftbeschichtung zerstört werden, was dazu führt, dass giftige Gase entstehen, wie mehrere Hersteller warnen.
    • Ein Hersteller teilt im Ofen-Handbuch mit, dass die Pyrolyse "Dämpfe von Lebensmittel-Rückständen und Gerätematerialien freisetzen" könne. Und empfiehlt deshalb, während und nach der Pyrolyse unbedingt für gute Belüftung zu sorgen.
    • Auch vor Schäden für Tiere wird gewarnt: "Einige Vögel und Reptilien können im Gegensatz zu Menschen sehr empfindlich auf die während des Reinigungsvorgangs freigesetzten Dämpfe von Pyrolyse-Backöfen reagieren", heißt es in einer Gebrauchsanweisung. Deshalb wird empfohlen: "Bringen Sie Tiere (besonders Vögel) für die Zeit während und nach der Pyrolyse in einen gut belüfteten Bereich."

    Fazit: Abfall in Asche zu verwandeln ist eine gute Idee, wenn es um die kommunale Müllverbrennungsanlage geht. Was den eigenen Ofen betrifft, gilt: Die Pyrolyse-Funktion benötigt sehr viel Energie und ist deshalb sehr teuer. Drei Euro sind, siehe oben, schnell verheizt. Zum anderen gibt es einige Sicherheitsbedenken, die mit der Convenience-Funktion verbunden sind. Und zuletzt: Gewischt werden muss trotzdem, und zwar vorher und hinterher. Wer einen neuen Backofen kauft, kann übrigens oft sparen, indem er gleich auf das Selbstreinigungsprogramm verzichtet.

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