In den letzten Jahren ist die Bahn vor allem eines geworden: teurer und teurer - und das, obwohl sie immer wieder als ökologisch wertvollstes Verkehrsmittel gepriesen wird. Im vergangenen Jahr hat die Politik reagiert und eine niedrigere Mehrwertsteuer für Bahntickets im Fernverkehr beschlossen. Sie werden zukünftig nur noch mit 7 statt mit 19 Prozent besteuert. Die Steuersparnis reicht die Bahn an die Kunden weiter, was rechnerisch rund 10 Prozent günstigeren Ticketpreisen entspricht.
Zum 1. Januar 2020 hat der Konzern deshalb die Preise im Fernverkehr um ein Zehntel verringert – zumindest die meisten davon. Das bundeseigene Unternehmen will so im laufenden Jahr mindestens fünf Millionen zusätzliche Fahrgäste transportieren und damit seinen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.
Die neuen Bahnpreise: ein Überblick
Das hat sich konkret geändert:
- Die Preise sind nur im Fernverkehr gesunken. In den Nahverkehrsverbünden sind die Preise teilweise sogar gestiegen.
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Super-Sparpreise gibt es jetzt ab 17,90 Euro. Zuvor waren es 19,90 Euro. Das entspricht genau einer Ersparnis von rund 10 Prozent. Auch die Strecke München-Hamburg ist nun mit etwas Glück für diesen Preis zu finden.
- Sparpreise kosten jetzt mindestens 21,50 Euro. Zuvor waren es 23,90 Euro. Die Ersparnis beträgt auch hier rund 10 Prozent.
- Die Bahncard 100 ist ebenfalls um 10 Prozent günstiger geworden – das betrifft jedoch nur eine zwar wachsende, aber immer noch kleine Zahl von Nutzern, rund 60.000 BC100-Inhaber. Sie kostet jetzt für die zweite Klasse 365 Euro statt zuvor über 400 Euro im Monat. Bei einmaliger Zahlung für das gesamte Jahr kostet die Bahncard jetzt nur noch knapp 329 Euro pro Monat.
- Auch Zusatzkarten im Fernverkehr, etwa für Fahrräder, sind 10 Prozent günstiger geworden.
- Wichtig: Für Tickets, die vor dem 1. Januar 2020 gekauft wurden, lässt sich die Differenz nicht zurückerstatten, auch wenn die Reise noch nicht angetreten wurde.
IC Bus: Bahn-Fernverkehr – ohne Rabatt
Entgegen den eigenen Ankündigungen hat die Bahn aber nicht alle Fernverkehrs-Tickets vergünstigt. Rabatt gibt es nämlich nur für die Schiene, die Preise für Fernbusse wurden nicht verringert.
So kommt es, dass der IC Bus so viel kostet wie zuvor. Dabei gehört er nicht nur zum Angebot der Bahn, sondern bedient auch ausschließlich Fernstrecken – ganz wie der Namensvetter IC (in Zugform), der von der Vergünstigung profitiert hat.
Das ist schlecht nachvollziehbar, zumal das Umweltbundesamt errechnet hat, dass gut ausgelastete Reisebusse im Vergleich zur Bahn sogar die bessere CO2-Bilanz haben. Ob und inwiefern das allerdings auch für Fernbusse wie den IC Bus gilt, die nicht immer vollbesetzt fahren, ist leider noch nicht bekannt.
Was die nächste Preisreform bringen sollte
Auch die folgenden Punkte standen nicht auf der Agenda. Dabei hätten sie möglicherweise dazu beigetragen, mehr Menschen von der Straße auf die Schiene zu holen.
- Die rund 5 Millionen Besitzer der Bahncard 25 und 50 haben noch nicht von der Vergünstigung profitiert. Da die Rabattierung auch den Nah- und Regionalverkehr betrifft, steht hier noch eine Einigung zwischen Bund und Ländern aus. Die Deutsche Bahn hat angekündigt, eine Mehrwertsteuersenkung auch für die Bahncard 25 und 50 komplett an die Kunden weiterzugeben.
- Auch Reservierungen im Fernverkehr kosten nach wie vor 4,50 Euro zusätzlich zur Fahrkarte (in der 2. Klasse).
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