Nicht anfassen! Wie giftig ist der Ölkäfer für Mensch und Tier?

Autor: Redaktion (lr/bw) / dpa | Kategorie: Freizeit und Technik | 17.05.2023

Ölkäfer sind jetzt in Gärten unterwegs.
Foto: Frank Hammerschmidt/dpa

Wer in diesen Tagen im Garten arbeitet oder in der Sonne im Gras liegt, macht vielleicht die Bekanntschaft mit Ölkäfern. Die kleinen, hübschen Krabbeltiere, auch Maiwürmer genannt, sollten Sie besser nicht anfassen: Das Insekt zählt zu den zehn giftigsten Tieren Deutschlands.

Derzeit sorgt der schwarzblau glänzende Ölkäfer bundesweit für Schlagzeilen. Das Insekt ist im Frühjahr in Teilen Deutschlands anzutreffen. Der Ölkäfer breitet sich aber aktuell nicht aus, wie häufig berichtet wird, sondern gilt sogar als gefährdet, erklärt der NABU.

Der Ölkäfer sondert ein Sekret ab, das in hohen Dosen tödlich sein kann. "Tödliche Vergiftungen von Menschen oder Haustieren durch solche Käfer sind aber nicht bekannt", so der NABU.

Wie giftig ist der Ölkäfer? Und was ist bei einer Vergiftung zu tun? Hier alle Fakten im Überblick:

Die Ölkäfer sind da: Bitte nicht berühren!

Im Garten oder beim Spaziergang können Ihnen in diesen Tagen Ölkäfer begegnen. Die schwarz-glänzenden Käfer mit einem kleinen quer-ovalen Kopf und langem Hinterleib werden auch Maiwürmer genannt. Ihre Farbe reicht von violett bis schwarzblau.

Auch wenn die Farbe lockt, die Ölkäfer (Meloe violaceus oder Meloe proscarabaeus) über die Hand krabbeln zu lassen, sollten Sie vorsichtig sein. Für Gärtner und vor allem Kinder gilt: nur gucken, nicht anfassen! Das Gift der Käfer ist schon in geringen Konzentrationen giftig und kann für den Menschen tödlich sein.

Die etwa zehn bis 30 Millimeter großen Krabbeltiere bilden an den Beinen den giftigen Stoff Cantharidin. Er schützt sie vor Fressfeinden wie Ameisen oder Laufkäfern. Kommen Menschen mit dem Gift in Berührung, reizt es die Haut und es bilden sich Rötungen und Blasen. Das Verschlucken von Cantharidin kann schlimmstenfalls zum Tod führen.

Bei Verschlucken von Ölkäfern Giftnotruf wählen

Wenn Sie mit einem Ölkäfer in Berührung geraten, sollten Sie als Erstes gründlich Ihre Hände waschen. Anschließend kühlen Sie die der betroffene Stelle, dazu rät der Giftnotruf München. Sollte ein Käfer verschluckt worden sein, nehmen Sie zeitnah Kontakt zum örtlich zuständigen Giftnotruf auf. Lösen Sie kein Erbrechen aus. Auch Anfragen können an den Giftnotruf München unter 089/19240 gerichtet werden.

Nabu: "Kein Grund zur Panik!"

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät zu Gelassenheit im Umgang mit dem Ölkäfer: "Wenn man diese Tiere in Ruhe lässt, entstehen auch keine gefährlichen Situationen – weder für den Menschen, noch für die Tiere selbst." Es bestehe demnach kein Grund zur Panik.

Auch wenn das Gift tödlich sein kann: Tödliche Vergiftungen von Menschen oder Haustieren sind dem Nabu bislang nicht bekannt. "Egal, ob eine Spinne, ein Insekt oder ein anderes Tier giftig, Neuzugang oder ein alter Bekannter ist, es gilt immer das Gleiche: nicht anfassen, schon gar nicht nach dem Tier schlagen, sondern nur beobachten", rät Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Ölkäfer sind ein Zeichen für einen bienenfreundlichen Garten

So gefährlich die Ölkäfer aufgrund ihres Abwehrstoffes für ihre Feinde sind, so spannend sind sie für Naturfreunde. Die Käfer haben eine ausgeklügelte Strategie, sich fortzupflanzen – sie sind Schmarotzer in Wildbienennestern. "Ohne Wildbiene als Wirt kann der Ölkäfer sich nicht entwickeln. Sein Anblick ist also ein schöner Beleg dafür, dass Ihr Garten wildbienenfreundlich ist", sagt Sophie Lokatis von der Deutschen Wildtier Stiftung.

Im Mai haben die Käfer Hochsaison. Dann sind die Käferweibchen schwanger. Tausende Eier tragen sie am Hinterleib mit sich herum, der nun geschwollen ist und unter den kurzen Deckflügeln deutlich hervortritt. Mehrmals legt das Weibchen in nur wenigen Wochen ihre Eier in bis zu fünf Zentimetern Tiefe im Erdboden ab. Sind die gelb-rötlich gefärbten Larven im Boden geschlüpft, krabbeln sie an die Oberfläche und klettern auf Blüten oder finden sich in Klumpen an Halmen zusammen, wo sie Scheinblüten bilden.

Landet ein Insekt auf einer dieser vermeintlichen Blüten, umklammern die Larven es fest. Aber nur, wenn sie den Pelz einer Wildbiene, ihrem Wirtstier, erwischen, können sie sich weiterentwickeln. Von den Wildbienen werden die Larven zu den Nestern geflogen. Hier gelangen sie in die Brutkammern und fressen die Wildbieneneier samt Pollenproviant auf. Anschließend verlassen die Larven das Wildbienennest und wandern ab in den Boden, wo sie sich verpuppen und überwintern. Klammern sie sich im Anfangsstadium aber etwa an einer Honigbiene fest und gelangen so in einen Bienenstock, überleben sie nicht.

Weil der Lebenszyklus der Ölkäfer so störanfällig ist und weil ihnen, wie auch den Wildbienen, immer weniger geeignete Lebensräume in unserer Kulturlandschaft zur Verfügung stehen, wird der Schwarzblaue Ölkäfer als gefährdet auf der Roten Liste geführt. Auch der Violette Ölkäfer steht durch das Bundesnaturschutzgesetz unter besonderem Schutz.

Sind Ölkäfer eine Gefahr für Hunde und Katzen?

Hunde- und Katzenbesitzer fragen sich: Ist der Ölkäfer für meinen Hund oder meine Katze gefährlich? Und wie kann ich mein Tier schützen?

Bislang sind laut NABU keine gefährlichen Vergiftungen von Haustieren bekannt. Der stechende Geruch ist für Hunde und Katzen äußerst unangenehm, sie werden von dem Ölkäfer Abstand nehmen. Martin Rütter, Hunde-Trainer und -Experte rät aber sicherheitshalber: "Sollten Sie einen Schwarzblauen Ölkäfer entdecken, rufen Sie Ihren Hund sofort zurück und sorgen Sie dafür, dass er nicht in Kontakt mit dem Insekt kommt."

In Bezug auf Katzen rät das Magazin "Ein Herz für Tiere": "Der schwarze Ölkäfer ist eigentlich nicht gefährlich für Katzen. Spielt die Katze allerdings mit einem Ölkäfer, kann er sich bedroht fühlen." Lassen Sie Ihre Katze deshalb auf keinen Fall mit den Käfern spielen.

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