Was haben fertige Tomatensoßen, passierte Tomaten und Tomatenmark gemeinsam? Richtig: Alle Produkte basieren auf Tomaten. Die Antwort fällt nicht schwer. Eine weitere Gemeinsamkeit, die man ihnen nicht so schnell ansieht, ist ein Problem mit Schimmelpilzgiften. Und doch trifft es auf die Produktgruppen zu. Das zeigten unsere Tests:
- Im Test von 21 fertigen Tomatensoßen hat das von uns beauftragte Labor vier Mal Schimmelpilzgifte in einer Höhe nachgewiesen, die wir kritisieren.
- Im Tomatenmark-Test war fast jedes zweite Produkt mit Schimmelpilzgiften belastet.
- Im Test von 49 passierten Tomaten haben neun Produkte ein deutliches Problem mit Schimmelpilzgiften.
- Auffällig bei allen drei Tests: Es sind häufig Bio-Produkte betroffen.
Warum landen mit Tomaten-Produkten immer wieder Schimmelpilzgifte in unserem Essen? Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin von ÖKO-TEST, gibt Antworten.
Schimmelpilzgifte bergen ein Gesundheitsrisiko

Schimmelpilzgifte in Tomatensoße, passierten Tomaten und Tomatenmark: Wie kommen sie in die Produkte?
Katja Tölle: Das passiert immer dann, wenn Hersteller überreife Tomaten verwenden. Dann landet auch schon mal die eine oder andere gammelige, alte oder gar schimmlige Tomate in den Produkten – die Hersteller müssen hier einfach sehr sorgfältig arbeiten, um genau das zu vermeiden.
Wie kommt es, dass vor allem Bio-Produkte davon betroffen sind?
Tölle: Für Bio-Hersteller ist es tatsächlich etwas schwieriger, Schimmelpilzbelastungen zu minimieren, weil Bio-Landwirte keine Fungizide spritzen dürfen. Das stimmt. Allerdings bekommen viele Bio-Produzenten die Minimierung auch so hin – es ist einfach eine Frage der Sorgfalt während der Produktion.
Wie gefährlich sind die Schimmelpilzgifte in den Produkten?
Tölle: Schimmelpilzgifte sind nicht nur eklig, die bergen auch ein Gesundheitsrisiko. Wir haben zwei verschiedene Formen entdeckt: Alternariol und Tenuazonsäure. Beide sind bedenklich, Alternariol aber noch einmal mehr: Das hat in Zellstudien das Erbgut geschädigt.
Tenuazonsäure hat in Tierversuchen die Bildung körpereigener Proteine gehemmt, was erst einmal harmlos klingt, aber zu Organschäden führen könnte. Das Problem: Die Wissenschaft müsste sich dringend intensiver mit diesen Stoffen beschäftigen, die Datenlage ist hier insgesamt noch sehr dünn.
Die Politik muss Grenzwerte festlegen
Es gibt keine gesetzlichen Grenzwerte, sondern nur Richtwerte. Haben diese eine Konsequenz?
Tölle: Ja, das ist ein grundsätzliches Problem. Nach Richtwerten können Hersteller sich richten – oder eben auch nicht. Wirkliche Konsequenzen hat das für die Hersteller nicht, außer dass sie angehalten werden, die Ursachen für die Belastungen zu erforschen.
Was fordert ÖKO-TEST von Industrie und Politik?
Tölle: Das Problem mit den Schimmelpilzgiften ist seit Jahrzehnten bekannt. Die Bemühungen der Industrie gehen ganz offenbar nicht weit genug, wie unsere Testergebnisse immer wieder zeigen. Deswegen ist es ein Skandal, dass die Politik noch immer keine Grenzwerte festgelegt hat. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert.
Manche Hersteller haben das Problem im Griff
Worauf können Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf achten?
Tölle: Das ist leider schwierig, da man den Produkten von außen nicht ansieht, ob sie Schimmelpilzgifte enthalten. Es gibt aber Hersteller, die das Problem besser im Griff haben als andere, wie unsere Tests immer wieder zeigen, zuletzt der ÖKO-TEST Tomatensoße. Auf diese Testergebnisse kann man sich beim Kauf verlassen.
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