Rohen Plätzchenteig naschen: Ist das wirklich gefährlich?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 05.12.2023

Rohen Teig naschen: 3 Gründe, die dagegen sprechen
Foto: Shutterstock / Diane Diederich

Weihnachtszeit ist Plätzchenzeit! Und wer in der Backstube fleißig mit Eier und Schmalz, Zucker und Salz hantiert, nascht zwischendurch gerne mal vom rohen Plätzchenteig. Leider keine gute Idee, warnen Experten – nicht nur wegen der rohen Eier.

Roher Keksteig schmeckt einfach köstlich. Kein Wunder, dass beim Plätzchen- oder Kuchenbacken schnell mal ein kleiner Teigrest in den Mund wandert. Wir erklären, warum Sie der Versuchung trotzdem widerstehen sollten. Rohe Eier sind nicht die einzige Gefahr, die in rohem Keksteig lauert:

Rohen Teig essen: Vorsicht vor diesen Gefahren

#1: Salmonellen durch rohe Eier

Salmonellen sind Bakterien, die Brechdurchfall verursachen können. Deshalb wird generell vor dem Verzehr roher Eier bzw. von Produkten, die rohes Ei enthalten, gewarnt. 

Die Gefahr von Salmonelleninfektionen ist dank der Impfpflicht für Legehennen zwar deutlich gesunken, aber nach wie vor können Salmonellen über rohe Eier in Kuchen- oder Plätzchenteig gelangen. "Die Impfpflicht gilt nur für größere Legehennenbetriebe, kleinere Höfe, die nur wenige Tiere haben, müssen nicht grundsätzlich impfen. Hier sollte auf einen hygienischen Umgang besonders geachtet werden", so Sonja Pannenbecker, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bremen.

Auch wenn es nicht mehr häufig vorkommt, dass Eier belastet sind: Salmonellen können schwerwiegende Folgen haben: Sie können zu Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen führen. "Bei etwa 5 Prozent der Patienten kommt es zu einem schweren Verlauf der Krankheit, wenn die Bakterien in die Blutbahn übergehen und Komplikationen an Organen außerhalb des Darmes auslösen", erklärt der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI).

#2: Roher Keksteig kann Kolibakterien beinhalten

Auch rohes Mehl kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Denn Mehl kann krankmachende Bakterien enthalten, die sogenannten STEC. Hier handelt es sich um giftbildende Kolibakterien, die über Düngemittel oder den Kot von Tieren ins Getreide gelangen können, wie US-amerikanische Wissenschaftler nachgewiesen haben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat deshalb schon 2020 vor dem Verzehr von rohem Mehl gewarnt; das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat die giftbildenden Bakterien immer wieder in Weizenmehl gefunden. "Die Symptome sind ähnlich wie bei einer durch Salmonellen verursachten Erkrankung", schreibt das Landesamt. 

"EHEC sind Escherichia (E.)-coli-Bakterien, die Toxine bilden", erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): "Diese sogenannten Shiga- bzw. Verotoxine sind starke Zellgifte, die beim Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen können. Die Bakterien werden daher unter dem Begriff Shigatoxin- bzw. Verotoxin-bildende E. coli (STEC/VTEC) zusammengefasst. Allerdings führen nicht alle STEC/VTEC zu Erkrankungen beim Menschen. Als EHEC werden nur diejenigen bezeichnet, die beim Menschen Erkrankungen auslösen."

Gut zu wissen: Mehl sollten Sie deshalb durcherhitzt verzehren.

Das Naschen von rohem Teig ist nicht nur wegen der Eier gefährlich.
Das Naschen von rohem Teig ist nicht nur wegen der Eier gefährlich. (Foto: Shutterstock / Aleks2410 )

STEC-Bakterien in Fertigteigen und Backmischungen nachgewiesen

Auch bei Fertigteigen und Backmischungen sollten Sie vorsichtig sein. In einer Untersuchung (2022) von Fertigteigen und Backmischungen wurde in jeder zehnten Probe STEC nachgewiesen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher Teige und Backwaren nur nach vollständiger Erhitzung essen, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin rät.

#3: Hefe und Backpulver

Die dritte Gefahr, die in rohem (Keks-)Teig schlummert: Auch Hefe oder Backpulver können zu Magenbeschwerden führen. Die Backtriebmittel erzeugen Kohlendioxid im Darm – was sich bei empfindlichen Menschen in Blähungen und Krämpfen äußern kann.

Rohen Teig naschen: Ist das gefährlich?

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher gering ist, sich beim Teignaschen eine gefährliche Infektion zuzuziehen, sollten Sie besser die Vorfreude genießen und warten, bis das Gebäck aus dem Ofen kommt.

Fertige Teige sollten übrigens abgedeckt im Kühlschrank lagern und dabei etwas Abstand zu anderen Lebensmitteln haben.

Roher Teig: Darauf sollten Sie achten

Wichtig ist deshalb Folgendes:

  • Eier nicht roh essen: Zum Beispiel in rohem Keks-, Kuchen- oder Plätzchenteig.
  • Auch rohen Eischnee sollten Sie besser nicht verzehren, rät Sonja Pannenbecker von der Verbraucherzentrale Bremen.
  • Nach dem Aufschlagen der Eier die Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen.
  • Verwenden Sie für die Zubereitung von Speisen, die nicht erhitzt werden, unbedingt frische Eier.
  • "Versuchen Sie zu vermeiden, dass Schalen in die Masse fallen, oder dass das Innere beim Aufschlagen viel Kontakt mit der äußeren Eierschale hat", rät Sonja Pannenbecker.
  • Die Eier vorher zu waschen bringt nichts – im Gegenteil: "Damit werden die Keime eher verteilt und womöglich durch kleine Wasserspritzer in der Küche ausgebreitet", so Pannenbecker. 

Kleine Kinder, Schwangere und Menschen mit schwachem Immunsystem sollten besonders vorsichtig sein.

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