"Rasch verzehren": Was der Hinweis wirklich bedeutet und wie lange geöffnete Soßen & Co. haltbar sind

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 16.10.2025

Was bedeutet "rasch verzehren"? So lange bleiben geöffnete Lebensmittel wirklich frisch
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Viele Lebensmittel tragen vage Hinweise wie "nach dem Öffnen rasch verzehren" oder "kühl lagern". Doch was genau heißt das für Verbraucherinnenund Verbraucher?

Wer kennt es nicht? Man öffnet den Kühlschrank und entdeckt eine angebrochene Flasche Ketchup, ein Glas Senf oder eine Grillsoße vom letzten Sommer. Doch wie lange sind diese Lebensmittel eigentlich noch genießbar? Und was bedeutet der oft gelesene Hinweis "Nach dem Öffnen rasch verzehren" wirklich, der auf so vielen Verpackungen prangt?

Was bedeutet "rasch verzehren"?

Der Hinweis "Nach dem Öffnen rasch verzehren" oder "innerhalb weniger Tage verbrauchen" begegnet uns auf zahlreichen Lebensmittelverpackungen und kann für Konsumenten schnell zur Verwirrung führen. Denn, was mit dieser unbestimmten Formulierung gemeint ist, ist völlig unklar.

Fakt ist: Die Hersteller haften nur bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum des Lebensmittels für dessen Qualität. Laut Europäischer Kennzeichnungsverordnung sind sie nicht verpflichtet, Hinweise wie "nach dem Öffnen rasch verzehren" oder ähnliches überhaupt auf das Produkt zu drucken.

Die Hersteller entscheiden selbst, welchen Wortlaut sie verwenden und verlassen sich oft auf die Eigenverantwortung der Konsumenten, ihre Sinne einzusetzen, um den Zustand des Produkts zu beurteilen. Doch gerade bei empfindlichen Lebensmitteln ist ein Verderb nicht immer sofort sichtbar, was gesundheitliche Risiken birgt, insbesondere für sensible Gruppen wie Kinder, Schwangere oder Ältere.

Die Verbraucherzentrale kritisiert: "Häufig verwendete Begriffe wie ‚bald‘, ‚alsbald‘ oder ‚zeitnah‘ sind nicht eindeutig. Während bei Räucherlachs damit möglicherweise nur ein bis zwei Tage gemeint sind, könnten bei Mayonnaise auch mehrere Wochen gemeint sein. Das lässt sich für Verbraucherinnen und Verbraucher kaum einschätzen."

Viele Produkte enthalten keine konkreten Hinweise zur Lagerung oder Haltbarkeit nach dem Öffnen.
Viele Produkte enthalten keine konkreten Hinweise zur Lagerung oder Haltbarkeit nach dem Öffnen. (Foto: ÖKO-TEST (bw))

Ketchup, Senf & Co.: So lange sind Ihre Lieblingssoßen wirklich haltbar

Glücklicherweise gibt es für viele unserer Kühlschrankklassiker verlässlichere Richtwerte, als der vage Hinweis "rasch verzehren". Das Geheimnis liegt oft in den Inhaltsstoffen und der richtigen Lagerung.

  • Grillsoßen: Ob Barbecue-, Knoblauch- oder Süßsauersoßen – viele Grillsoßen enthalten Tomaten, Essig sowie einen hohen Salz- oder Zuckergehalt. Diese Inhaltsstoffe wirken konservierend, sodass geöffnete Grillsoßen bis zu drei Monate im Kühlschrank frisch bleiben können.
  • Ketchup: Auch hier sind Sie auf der sicheren Seite. Dank seines hohen Zucker- und Essiggehalts ist geöffneter Ketchup ebenfalls bis zu drei Monate im Kühlschrank haltbar. Voraussetzung ist, dass er stets kühl gelagert und die Flasche gut verschlossen war. Überprüfen Sie aber immer Aussehen, Geruch und Geschmack, bevor Sie ihn verwenden.
  • Senf: Die antibakteriell wirkenden Senföl-Glykoside aus den Senfkörnern machen Senf besonders langlebig. Ein hoher Anteil dieser Öle oder Zucker, wie im süßen Senf, trägt zur Konservierung bei. Geöffnet hält sich Senf im Kühlschrank rund drei Monate, wenn Sie ihn nur mit sauberem Besteck entnehmen. Beachten Sie: Falls sich Wasser auf dem Senf absetzt, gießen Sie es ab und rühren Sie es nicht unter, da sich darin leicht Bakterien bilden können.
  • Mayonnaise: Hier kommt es darauf an: Gekaufte Mayonnaise, die mit pasteurisierten Eiern hergestellt wird, bleibt nach dem Öffnen bis zu einem Monat im Kühlschrank genießbar. Selbstgemachte Mayonnaise aus rohen Eiern hingegen ist sehr viel empfindlicher und muss innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden.
  • Tomatenmark: In Tuben bleibt es bei festem Verschluss bis zu drei Monate frisch. Wenn Sie Tomatenmark aus Dosen verwenden, sollten Sie den Rest innerhalb einer Woche aufbrauchen oder unbedingt in ein sauberes, dicht schließendes Behältnis umfüllen, da es in der Dose schnell mit Sauerstoff reagiert und verdirbt.

Diese Angaben gelten allerdings nur unter der Voraussetzung, dass "hygienisch gute Bedingungen – sprich Kühlung, keine Kontamination durch verunreinigtes Besteck beim Entnehmen, kein Abschlecken des Deckels – beachtet werden", betont Daniela Krehl, Expertin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern.

Unser Praxistipp: Um den Überblick zu behalten, ist es ratsam, das Öffnungsdatum mit einem wasserfesten Stift auf Flasche, Glas oder Deckel zu notieren. So wissen Sie immer genau, wann Sie das Produkt verbraucht haben sollten.

Wenn es heikel wird: Fisch, Säfte und die Tücken der Haltbarkeit

Nicht alle Lebensmittel sind so robust wie Ketchup und Senf. Bei einigen Produkten ist besondere Vorsicht geboten, während andere länger haltbar sind, als es die Verpackung oft suggeriert.

  • Fischprodukte: Fisch ist generell eiweißreich und ein sehr empfindliches Lebensmittel, das schnell verdirbt. Hier gilt: Lieber keine Risiken eingehen!
  • Marmelade: Dank ihres hohen Zuckergehalts hält sich gekaufte Marmelade über viele Wochen im Kühlschrank. Wird die Farbe blasser, ist sie vielleicht weniger aromatisch, aber meist noch essbar. Entsorgen Sie sie jedoch sofort, wenn sich Schimmel gebildet hat. Wie bei Senf ist auch hier die Entnahme mit sauberem Besteck wichtig.
  • Sirupe (Ahorn-, Agavendicksaft): Ahornsirup hat einen sehr hohen Zuckeranteil und ist nach dem Öffnen schimmelanfällig. Lagern Sie ihn sowie andere Dicksäfte und Sirupe unbedingt im Kühlschrank, wenn sie nicht schnell aufgebraucht werden.
  • Fruchtsäfte: Auf vielen Saftpackungen steht der Hinweis "innerhalb von drei Tagen aufbrauchen". Doch Ernährungsexpertin Daniela Krehl hat hier eine erfreuliche Nachricht: "Im Kühlschrank ist eine geöffnete Saftpackung bis zu 14 Tage haltbar." Diese längere Haltbarkeit gilt unter bestimmten Voraussetzungen: Der Saft muss gut verschlossen im Kühlschrank gestanden haben und es sollte nicht direkt aus der Flasche oder Packung getrunken worden sein, da dies den Verderb fördert. Saure Säfte halten zudem generell länger als süße. Bei Saft aus Tetra Paks empfiehlt es sich, bei längerer Lagerung die Packung aufzuschneiden und den Saft auf Schimmel zu überprüfen.
  • Pflanzendrinks (z.B. Haferdrinks): Auch wenn viele dieser Produkte ungekühlt verkauft werden, müssen sie nach dem Öffnen in den Kühlschrank. Hier halten sie jedoch nach Aussagen der Verbraucherzentrale erstaunlich lange – bis zu zwei Wochen. "Damit die lange Haltbarkeit möglich wird, sollten Sie das Produkt stets zügig wieder in die Kühlung stellen und nicht direkt aus der Packung trinken. Beim Trinken aus der Packung können Keime ins Produkt kommen, die den Verderb beschleunigen."

Ihre Eigenverantwortung zählt: allgemeine Tipps für längere Haltbarkeit

Um die Haltbarkeit geöffneter Lebensmittel zu optimieren und um sicherzustellen, dass nichts unnötig im Müll landet, können Sie einiges tun:

  • Vertrauen Sie Ihren Sinnen: Prüfen Sie bei Unsicherheit immer Aussehen, Geruch und Geschmack des Lebensmittels. Sieht es noch gut aus, riecht es frisch und schmeckt es normal? Aber Achtung, es gibt Ausnahmen: Bei Fisch oder Produkten mit frischem Ei sollten Sie keine Risiken eingehen! Beides besser nicht probieren. 
  • Hygiene ist entscheidend: Benutzen Sie immer sauberes Besteck für die Entnahme von Senf, Marmelade oder Gewürzgurken. Vermeiden Sie es auch, direkt aus der Verpackung zu trinken, da Speichel Bakterien übertragen kann.
  • Die richtige Kühlschranktemperatur: Lagern Sie empfindliche Produkte idealerweise bei +2 bis +6 Grad Celsius, am besten im Fach über dem Gemüsefach.
  • Umfüllen hilft: Füllen Sie den Inhalt geöffneter Dosen oder Kartonverpackungen (z.B. Tomatenmark, Saft aus Tetra Paks) in saubere, dicht schließende Glasgefäße um. Das schützt vor Sauerstoff und macht die Kontrolle auf Verderb einfacher.
  • Besondere Vorsicht bei empfindlichen Gruppen: Kinder, Schwangere, Ältere und Kranke sollten besonders vorsichtig sein.

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