Plastikwahnsinn: Diese Supermärkte sorgen für besonders viel Plastik

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 15.05.2019

Plastikwahnsinn: Diese Supermärkte sorgen für besonders viel Plastik
Foto: Fotolia / benjaminnolte

Supermärkte und Discounter werben derzeit mit zahlreichen Aktionen gegen Plastikmüll. Der Marktcheck der Verbraucherzentrale zeigt aber: Die Plastikflut ist unverändert hoch. Die Discounter sind die schlimmsten.

Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein Supermarkt oder Discounter mit einer neuen Aktion wirbt, um die Plastikflut einzudämmen. Bei Aldi gibt es Gurken ohne Folie, Rewe will die Plastikbeutel für Obst und Gemüse abschaffen. Die Liste der Märkte, die etwas für ihr Öko-Image tun, ist lang.

Mehr Schein als Sein, das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV). Die Verbraucherschützer haben stichprobenartig das Angebot der acht größten deutschen Lebensmittelketten untersucht. Ihr Fazit: Der Anteil an Obst und Gemüse in Plastik ist nach wie vor hoch. Dass sich hier wenig getan hat, zeigt der Vergleich mit einer Studie des Naturschutzbund Deutschlands (NABU) von 2017. Auch damals schon waren 63 Prozent des Obst- und Gemüseangebots im Einzelhandel vorverpackt. Der NABU summierte das Gewicht der dafür benötigten Kunststoffpackungen auf fast 60.000 Tonnen.

Obst und Gemüse zu fast zwei Dritteln in Plastik verpackt

In insgesamt 42 Filialen haben die Verbraucherschützer das Sortiment an Tomaten, Möhren, Paprika, Gurken und Äpfeln überprüft. Sie kommen zu dem Schluss, dass Obst und Gemüse noch immer zu fast zwei Dritteln (63 Prozent) in Plastik verpackt sind.

Discounter verkaufen deutlich mehr verpacktes Obst und Gemüse als die Supermärkte, das zeigt die Übersicht der Verbraucherzentale. Penny hat im Lebensmitteleinzelhandel die höchste Plastikquote in den Obst- und Gemüseabteilungen, Edeka die geringste. Edeka bietet bereits mehr als die Hälfte dieses Sortiments ohne Plastikverpackung an.

Plastikquote bei Obst und Gemüse

  1. Penny: 81 %
  2. Aldi: 74 %
  3. Netto: 69 %
  4. Lidl: 67 %
  5. Kaufland: 64 %
  6. Rewe: 59 %
  7. Real: 58 %
  8. Edeka: 48 %

Bei Tomaten ist die Plastikflut besonders groß (78 Prozent), besser schaut die Bilanz bei Gurken (43 Prozent) aus. "Normale Schlangengurken werden praktisch nur noch ohne Plastikhülle verkauft, kleinere Snackgurken hingegen stecken oft in Plastikcontainern", so das Urteil der Verbraucherschützer.

Unverpackte Ware oft teurer

Bei nicht verpacktem Obst und Gemüse zahlen die Kunden häufig drauf:

  • Der Preisvergleich bei verpackten und unverpackten Produkten zeigt, dass bei gut der Hälfte (57 Prozent) die Plastikvariante die günstigere war.
  • Vor allem Möhren und Äpfeln kosten unverpackt mehr als das Vergleichsprodukt in Plastikverpackung.
  • In 31 der insgesamt 42 besuchten Discounter und Supermärkte zahlen Verbraucher für einen umweltfreundlichen Einkauf mehr Geld.

"Händler, die mehr Geld für unverpacktes Obst und Gemüse verlangen, ohne dass dieses qualitativ besser ist, tun weder Verbrauchern noch der Umwelt einen Gefallen. Wer umweltfreundlich einkaufen will, darf dafür nicht zusätzlich zur Kasse gebeten werden", so Michael Knobloch, Vorstand der Verbraucherzentrale Hamburg.

Das sind die Forderungen der Verbraucherzentrale

"Es reicht nicht, Verbrauchern Mehrwegnetze anzubieten, wenn sie dann überwiegend vorverpackte Produkte in den Regalen finden. Der Handel ist in der Pflicht, das Angebot an unverpacktem Obst- und Gemüse zu vergrößern. Einige Läden zeigen bereits, dass das geht. Vor allem Discounter müssen ihre Hausaufgaben noch machen", sagt VZBV-Vorstand Klaus Müller. Jetzt hat die Verbraucherzentrale Forderungen an den Handel formuliert:  

  • Der Handel muss endlich sein Angebot an unverpacktem Obst und Gemüse deutlich ausweiten. Öffentlichkeitswirksame Aktionen wie hüllenlose Gurken reichen nicht aus. Erfüllt die Verpackung keine Schutzfunktion, ist sie überflüssig.
  • Verbraucher müssen unverpackt einkaufen können, ohne höhere Preise oder längere Wege in Kauf nehmen zu müssen.
  • Die im Verpackungsgesetz geforderte Verpackungsvermeidung spielt in der Praxis keine Rolle. Die Politik muss sich mit Handel und Herstellern auf verbindliche quantitative Reduktionsziele einigen, die zeitnah umgesetzt werden.

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