Isotonische Getränke im Test: Keins ist besser als "befriedigend"

Jahrbuch für 2017 | Kategorie: Essen und Trinken | 20.10.2016

Isotonische Getränke im Test: Sind sie empfehlenswert?
Foto: Dean Drobot/Shutterstock

Bis zu eineinhalb Liter Schweißverlust pro Stunde – das ist bei intensivem Sport keine Seltenheit. Doch Isodrinks können die dabei ausgeschiedenen Stoffe nur teilweise ersetzen. Viele stecken zudem randvoll mit künstlichen Süßstoffen, Aromen und überflüssigen Vitaminen.

Aktualisiert am 20.10.2016 | Wer Sport treibt, schwitzt - und wer schwitzt, verliert Flüssigkeit und Mineralstoffe. Dennoch stellt sich die Frage, ob es zum Ausgleich unbedingt spezielle Sportlerdrinks sein müssen. Tatsache ist, dass es auf dem Markt ein breites Sortiment an Sportgetränken zu kaufen gibt.

Sie nennen sich "isotonisch" und bestehen in der Regel aus Mineral- oder Trinkwasser, Fruchtsäften, Zuckerstoffen, Vitaminen, Mineralien und vielen Zusatzstoffen. Die Zusammensetzung ist gesetzlich nicht geregelt. Sicher ist nur, dass es sich um Produkte mit Zusatznutzen handelt, die Flüssigkeits- und Nährstoffverluste durch längere körperliche Aktivität gezielt ausgleichen sollen.

Isotonische Getränke im Test: Was bedeutet "isoton"? 

Die Bezeichnung "isoton" steht für Flüssigkeiten, die die gleiche Konzentration an gelösten Teilchen wie das Blutplasma enthalten. Sie werden dadurch besonders schnell vom Körper aufgenommen und können Wasserverluste sofort ausgleichen. Im Unterschied dazu haben "hypotone" Flüssigkeiten weniger Teilchen – sie werden ebenfalls schnell aufgenommen – "hypertone" hingegen mehr.

Der Nachteil hypertoner Getränke: Sie verweilen länger im Magen und müssen erst verdünnt werden, bevor sie ins Blut strömen können. Ein typisch hypotones Getränk ist übrigens Wasser, während Colagetränke, Energydrinks und reine Fruchtsäfte der hypertonen Gruppe zuzuordnen sind.

Isotonische Getränke im Test: Sind sie empfehlenswert? 

Wir haben 19 isotonische Getränke unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Insgesamt können wir keinen Sportdrink wirklich empfehlen. Die besten schneiden mit "befriedigend" ab und viele sind nur "ausreichend". Ganz schlecht steht es um zwei überprüfte Marken – sie fallen mit "ungenügend" komplett durch.

Sportlergetränke sollten typischerweise isotonisch sein und Zucker und Natrium liefern. Alle Vorgaben erfüllen nur zwei isotonische Getränke im Test. Sämtlichen anderen Getränken fehlt es an ausreichend hohen Natriumgehalten, wobei wir uns an der Vorgabe des Scientific Committee on Food der EU-Kommission von 460 bis 1.150 Milligramm pro Liter orientiert haben.

Isotonische Getränke im Test: Wir haben 19 Produkte überprüft.
Isotonische Getränke im Test: Wir haben 19 Produkte überprüft. (Foto: Bobex-73/Shutterstock)

Was fiel auf im Test von isotonischen Getränken? 

Kalorienfreie Süßstoffe wie Saccharin, Cyclamat und Aspartam sind in Sportgetränken eher kontraproduktiv, denn sie sollen ja gerade Energie durch Zucker bereitstellen. Offenbar möchte man die süßstoffgesüßten Produkte auch als "kalorienarm" vermarkten, um gesundheitsbewusste Freizeitsportler anzusprechen. Kalorienarm dürfen sich Getränke nennen, die nicht mehr als 20 kcal pro Liter enthalten. Das erfüllen alle entsprechend gekennzeichneten Drinks.

Die Mehrheit der Produkte sind mit Aromen versetzt, die den Geschmack künstlich verbessern sollen. Weitere Produkte enthalten zum Ausgleich der geringen Fruchtgehalte "natürliche Citrusaromen". Das ist noch akzeptabel, da diese Aromen zu mindestens 95 Prozent aus aromatisierenden Bestandteilen von Zitrone, Orange und Grapefruit bestehen, wie die Laboranalysen bestätigten.

Das Problem mit der Anreicherung von Vitaminen 

Fast alle Getränke sind mit Vitaminen und manche zudem mit Calcium und Magnesium angereichert. Wer mehr als eine 500-ml-Flasche konsumiert, erreicht bei den Vitaminen schnell mehr, als das Bundesinstitut für Risikobewertung als Anreicherung pro Tag empfiehlt.

In einem isotonischen Getränk im Test steckt deutlich zu viel Chlorat, das die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen kann. In einem anderen wurde nierenschädliches Uran gefunden – die Menge beträgt knapp die Hälfte des Trinkwassergrenzwerts.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: In den Test aufgenommen wurden 19 als "isotonisch" ausgelobte Getränke. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Produkte aus Supermärkten, Discountern und Drogerien. Im Warenkorb landeten auch einige Marken von Mineralwasserherstellern. Hinzu kamen Produkte bekannter Sportgetränkeanbieter, darunter die Elektrolytgetränke Powerade und Isostar.

Die Inhaltsstoffe: Ein Schwerpunkt der Laboruntersuchungen betraf die Gehalte an Zucker und Natrium sowie die Überprüfung der Osmolalität. Letztere gibt Aufschluss über die Menge an gelösten Teilchen und damit über die Einordnung als isotonisches Getränk. Hinzu kamen umfangreiche Schwermetallanalysen, um mögliche Belastungen, inbesondere der mit Mineralwasser hergestellten Produkte, zu überprüfen. Die Untersuchung auf Chlorat galt dagegen vor allem den auf Trinkwasserbasis hergestellten Produkten, da sich die Chemikalie durch Desinfektionsmaßnahmen in Wasser anreichern kann. Schließlich warfen wir einen kritischen Blick auf die Zutatenlisten, insbesondere auf die verwendeten Zusatzstoffe. Und wir ließen im Labor analysieren, ob "natürliche Citrusaromen" wirklich überwiegend aus Fruchtbestandteilen bestehen.

Die Weiteren Mängel: Werbeaussage oder echte Verbraucherinformation? Dazu nahmen wir die Packungsangaben unter die Lupe. So müssen etwa Produkte, die sich "kalorienarm" nennen, bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen.

Die Bewertung: Isotonische Getränke sind so konzipiert, dass sie zum Ausgleich von Flüssigkeits- und Nährstoffverlusten durch längere sportliche Aktivität beitragen sollen. Für Getränke, die nicht genügend Natrium enthalten oder nicht isoton sind, gibt es daher Abzüge. Kritisch sehen wir den Zusatz von Süßstoffen, Aromen oder überflüssigen Mineralstoffen und Vitaminen. Sind gesundheitlich bedenkliche Stoffe in größerer Menge enthalten - zum Beispiel Chlorat - bleibt nur die Rote Karte.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Maßgebliche Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Maßgebliche Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um eine Note: ein zu geringer Natriumgehalt von weniger als 460 mg/l, orientiert an der Empfehlung des Scientifi c Committee an Food der EU (2001). Unter dem Testergebnis Weitere Inhaltsstoff e führt zur Abwertung um vier Noten: ein Chloratgehalt, der zu einer Überschreitung des von der EFSA festgelegten TDI von 3 µg/kg Körpergewicht führt. Zugrunde gelegt wurde ein Körpergewicht von 60 kg und eine Tagestrinkmenge von einem Liter. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) künstliche Süßstoff e; b) zugesetzte Aromen/ natürliche Aromen; c) der Zusatz von Vitaminen und/oder Mineralstoff en (außer Natrium); d) Konservierungsstoff Natriumbenzoat; e) künstliche Farbstoff e in Lebensmitteln (hier: Brillantblau FCF, Chinolingelb); f) ein Urangehalt von mehr als 2 bis 4 µg/kg.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: die Abbildung von Früchten, obwohl nennenswerte Mengen dieser Früchte in dem Produkt nicht enthalten sind. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) die Angabe "ohne künstliche Aromen", obwohl "natürliche Aromen" zugesetzt sind; b)  Einwegverpackungen; c) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf den Testergebnissen Maßgebliche und Weitere Inhaltsstoff e. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden 

Saccharose, Glucose, Fructose, Maltose: HPLC; Gesamtzucker: berechnet. Natrium: Mikrowellenaufschluss nach DIN EN 14084:2003-07; Messung mit ICP-MS: ASU L00.00-144:2013 modifiziert (ICP-MS statt ICP-OES). Osmolalität: Ph.Eur. 2.2.35:2011. Chlorat: LC-MS/MS (entspricht Methode des EU Reference Laboratory for Pesticides für Perchlorat [QuPPe-AO-Method]). Elemente/Schwermetalle: Quantitative Bestimmung gem. DIN EN ISO 17294-2 "Bestimmung von 62 Elementen durch ICP-MS"; Verwendung von Rhodium und Rhenium als interne Standards; Kalibrierung des ICP-MS mittels Multielementstandards; Probenvorbereitung: Zugabe des internen Standards (Rhodium und Rhenium). Aromenuntersuchung (nur bei Produkten, die mit "natürlichem Citrusaroma" hergestellt sind): LRI-Kapillar-Gaschromatografie/Fullscan MS und Chirodifferenzierung nach Destillation, Extraktion und Anreicherung, entsprechend ASU L00.00-106 modifiziert. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: April 2015 

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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