Die feucht-warme Witterung der letzten Wochen hat dafür gesorgt, dass vielerorts bereits Speisepilze aus der Erde kommen. Die Bedingungen etwa für Sommersteinpilze, Pfifferlinge und Hexenröhrlinge seien in diesen Tagen sehr gut, sagte die Pilzsachverständige Nadja Frotscher von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie im südbadischen Badenweiler. Aus vielen Ecken des Landes habe die Expertin zuletzt Meldungen zu Entdeckungen dieser Pilze erhalten.
Pilzsaison 2023: wo es regnet, wachsen Pilze
Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit für den Fund von Steinpilzen und Pfifferlingen unter Bäumen und auf sauren Böden – also auch dort, wo Heidelbeeren oder Sauerklee wachsen. Doch die guten Wachstumsbedingungen für Speisepilze treiben auch giftige Pilze aus dem Boden. Besonders achtgeben sollten Pilzsammler der Expertin zufolge vor dem Grünen Knollenblätterpilz und dem Pantherpilz. Beide seien bei Verzehr potenziell tödlich.
Auch wenn nasse Sommer in diesem Jahr bereits reichlich Pilze sprießen lässt, lässt das Waldsterben die Pilzgründe Experten zufolge insgesamt zurückgehen. Insbesondere der dramatische Rückgang der Fichtenwälder etwa in Nordrhein-Westfalen seit 2018 aufgrund von Dürre und Borkenkäferbefall habe zu einem enormen Verlust von traditionellen Fundstellen geführt, sagte Jan Preller, Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof bei Warburg der dpa. "Viele Sammler müssen sich da umorientieren", so Preller.
Hintergrund ist dem Förster zufolge die Symbiose, die Pilze und Bäume unter der Erde miteinander eingehen: "Wo keine Fichten mehr stehen, sondern Kahlflächen sind, da wächst auch kein Steinpilz mehr", sagte Preller. Wenn man allerdings weiß, mit welchen Bäumen die gesuchte Pilzart Partnerschaften eingeht, wird man auch fündig. So sei der begehrte Steinpilz laut dem Experten auch unter Buchen anzutreffen.
Wichtige Tipps für das Pilzesammeln
Ab in die Schwammerln also? Nach den ersten ergiebigen Regenfällen sollten Pilzsammler besser ein bis zwei Wochen warten, ehe sie losziehen. Wenn der Boden so trocken sei wie etwa im vergangenen Sommer, brauche es eine gewisse Zeit, bis das Wasser ankomme. Da reicht ein Regenschauer nicht aus.

Sammlerinnen und Sammler sollten auf folgende Punkte achten:
- Pilze nicht in der Dämmerung oder nachts sammeln: Darauf weist der Deutsche Jagdverband hin. Pilzsammler stören ansonsten Reh und Co.
- Sammler sollten aufpassen, wie weit sie sich in Dickichte und Gebüsche schlagen. Diese sind sozusagen Wild-Wohnzimmer.
- Wer einen essbaren Pilz gefunden hat, sollte ihn vorsichtig herausdrehen oder abschneiden, ihm aber keinesfalls mit der Schaufel zu Leibe rücken. Damit könnte das unterirdische Pilzgeflecht zerstört werden. Beim Herausdrehen bleibt der Stiel dran, das hilft später bei der Bestimmung des Pilzes.
- Zum Transport der schon im Wald grob gereinigten Pilzernte eignet sich ein luftiger Korb oder ein Stoffbeutel. In Plastiktüten oder luftdichten Dosen verderben Pilze dagegen schnell.
Gut zu wissen: Da die Leckerbissen unter Artenschutz stehen, ist es übrigens nur erlaubt, kleine Mengen für den Eigenbedarf zu sammeln.
Wenn Sie die gesammelten Pilze verzehren möchten, sollten Sie sie nach Expertenmeinung in jedem Fall für 15 Minuten bei mindestens 60 Grad erhitzen. Viele Speisepilze werden erst durch das Kochen genießbar. Dazu zählen der Parasol (Gemeiner Riesenschirmling) sowie der Austernseitling.
Neue Pilzsorten verbreiten sich
Oliver Duty, Landespilzsachverständige von Mecklenburg-Vorpommern, berichtet der dpa vergangenen Herbst auch von Neulingen unter den Pilzen im Wald. Dazu zähle die Falsche Rotkappe, die aus den USA möglicherweise mit Nadelbaum-Importen nach Europa gelangt sei und nun von den baltischen Staaten her einwandere. Erstmals sei die Falsche Rotkappe, die essbar sei, in Mecklenburg-Vorpommern vor ein paar Jahren auf Rügen gefunden worden. "In Brandenburg kommt dieser Pilz schon massenhaft vor."
Die Falsche Rotkappe kann mit Marone oder Steinpilz verwechselt werden. Im Unterschied zur herkömmlichen Rotkappe ist der Stiel der Falschen Rotkappe stark gefurcht. Die Verbreitung erfolgt über Sporen, die der Wind weitertransportiert.
Mit dem Klimawandel rechnet Duty auch mit dem Auftauchen neuer, wärmeliebender Pilzarten in Mecklenburg-Vorpommern, sagte Duty. Darunter könnten auch giftige sein, warnte er.
Gefahr im Blick: Vorsicht bei giftigen Doppelgängern
Wer im Wald Pilze sammelt, sollte sich gut auskennen. Denn manche Expemplare sind giftig. Das Problem ist, häufig sehen sie den genießbaren Pilzen zum Verwechseln ähnlich.
In Deutschland gibt es sehr giftige Expemplare, beispielsweise den Grünen Knollenblätterpilz. Sammler können ihn schnell mit dem essbaren Wiesen-Champignon verwechseln.
Wichtig: Sammler sollten Pilze nur mitnehmen, wenn sie diese hundertprozentig kennen und bestimmen können, rät der Nabu. Bestimmungsbücher, Pilz-Apps, Kurse oder Pilzberatungsstellen können hilfreich sein. Was dagegen nicht ausreicht: Sich auf Handy-Apps für Pilzsammler zu verlassen.
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