Warum Sie im Frühling besser keine Früherdbeeren kaufen sollten

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 03.04.2024

Früherdbeeren sind eine Gefahr für die Umwelt, Sie sollten Sie besser nicht kaufen.
Foto: Shutterstock / Dusan Petkovic

Verführerisch rot strahlen uns die ersten Erdbeeren in den Supermärkten entgegen. Doch die Früherdbeeren sind weit gereist – und damit alles andere als nachhaltig. Die meisten Erdbeeren kommen aus Spanien, wo ihr konventioneller Anbau die Umwelt schädigt. 

Kaum steigen die Temperaturen, locken in den Supermärkten die ersten Früherdbeeren. Wenn es sich dabei um Bio-Ware handelt, meldet sich das schlechte Gewissen seltener. Aber die beliebten Früchte – ob bio oder nicht haben einen weiten Weg hinter sich. Knapp 114.000 Tonnen Erdbeeren werden Jahr für Jahr aus dem Ausland importiert

Die meisten Erdbeeren stammen mit Abstand aus Spanien, großteils aus der Region um Huelva im Südwesten des Landes. Früher gab es hier riesige Pinienwälder, heute reiht sich in einer der trockensten Regionen Spaniens nach Angaben des World Wildlife Fund (WWF) auf mehr als 10.000 Hektar Erdbeerplantage an Erdbeerplantage. Und es werden Jahr für Jahr mehr.

Erdbeerplantagen zerstören UNESCO-Weltkulturerbe

Erdbeeren sind durstige Früchte: Durchschnittlich benötigt ein Kilo Erdbeeren rund 300 Liter Wasser. Im Süden Spaniens ist Wasser aber Mangelware. Der Wasserbedarf für die Bewässerung der Erdbeerplantagen ist so hoch, dass immer mehr und immer tiefere Brunnen gegraben werden müssen, eine Vielzahl davon illegal. Nach Schätzungen des WWF werden die Felder durch 1.000 illegale Brunnen bewässert. 

Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt, die ganze Region trocknet aus. Vor allem der Nationalpark Coto de Doñana leidet inzwischen massiv unter der Wasserknappheit. Der Park gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist Spaniens wichtigstes Feuchtgebiet. Hier leben Millionen Vögel, Zugvögel nutzen die Region zum Überwintern und das Gebiet bietet dem stark gefährdeten Iberischen Luchs einen wichtigen Lebensraum.

Früherdbeeren schädigen die Umwelt, da sie im Anbau viel Wasser benötigen und einen weiten Transportweg haben.
Früherdbeeren schädigen die Umwelt, da sie im Anbau viel Wasser benötigen und einen weiten Transportweg haben. (Foto: Shutterstock / Visionlabs)

Schädliche Früherdbeeren: Was Verbraucher wissen sollten

  • Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es nicht nachvollziehbar, welche Erdbeeren von legalen und welche von illegalen Flächen kommen. Deshalb sollten Sie Früherdbeeren aus Spanien generell nicht kaufen.
  • Die Entscheidung lieber regionale als importierte Erdbeeren zu kaufen scheint naheliegend zu sein. Doch ganz so einfach ist es leider nicht: Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu) hat 2020 in einer Studie den ökologischen Fußabdruck von verschiedenen Lebensmitteln berechnet. Demnach verursachen ein Kilogramm deutsche Freiland-Erdbeeren 0,3 Kilogramm CO₂-Äquivalente. Wachsen sie jedoch außerhalb der Saison in einem beheizten Gewächshaus heran, erhöht sich der CO₂-Fußabdruck enorm: auf 3,4 CO₂-Äquivalente. Mit 0,4 Kilogramm CO₂-Äquivalente schneidet - unter diesem Aspekt - sogar die spanische Erdbeere besser ab.
  • Pestizide: Weil Erdbeeren so empfindlich sind, wird im konventionellen Anbau viel Chemie eingesetzt, um die Früchte vor Pilzkrankheiten und Fäule zu schützen. 
  • Erdbeeren aus Ägypten und Marokko bringen ebenfalls ein großes Wasserproblem mit sich. Auch diese Länder leiden unter einer extremen Wasserknappheit, der Grundwasserspiegel sinkt seit Jahren. Zudem werden die Früchte mit dem Flugzeug nach Deutschland gebracht. 
Die beste Wahl sind saisonale, regionale Bio-Erdbeeren.
Die beste Wahl sind saisonale, regionale Bio-Erdbeeren. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / anaterate)

Test: Wir haben 2023 Früherdbeeren getestet

Bei Bio-Erdbeeren werden – zumindest rein theoretisch – keine Pestizide eingesetzt, ein klarer Vorteil gegenüber konventioneller Ware. Kommen die Erdbeeren aber aus dem Gewächshaus oder sogar aus dem Ausland, ist ihre Klimabilanz fast genauso schlecht wie die konventioneller Erdbeeren.

Wir haben im vergangenen Jahr Früherdbeeren getestet. Pestizide waren ein Problem. Und auch bei den Früchten aus biologischem Anbau gab es eine böse Überraschung: In Bio-Erdbeeren wies das Labor das Spritzmittel Spinosad in einer Menge nach, die den zulässigen Grenzwert um mehr als die Hälfte ausschöpft. Auch die Herkunft der Erdbeeren und fehlende Bemühungen um Umweltschutz sind ein Problem von Früherdbeeren. 

So geht nachhaltiger Erdbeer-Genuss

  • Die nachhaltigste Erdbeere kommt aus dem eigenen Garten oder vom Feld in der Nähe. Auch wenn Sie sich bis dahin noch ein bisschen gedulden müssen: Es lohnt sich, auf heimische Erdbeeren zu warten. Die Haupterntezeit der Erdbeere beginnt meist Ende Mai und dauert ungefähr sechs Wochen bis Mitte oder Ende Juli. In dieser Zeit schmecken die roten Früchte garantiert am besten!
  • In der Hauptsaison im Juni können Sie Erdbeeren vielerorts auch direkt vom Feld pflücken und entweder frisch verspeisen oder zu Erdbeermarmelade einkochen. Das Erdbeerpflücken macht auch Kindern viel Spaß.
  • Wenn Sie im Supermarkt Erdbeeren kaufen, sollten Sie das nur innerhalb der Saison für heimische Früchte tun.
  • Je weniger Pestizide, desto besser: Achten Sie bei Erdbeeren am besten auf Bio-Ware.
  • Verzichten Sie beim Kauf von Erdbeeren nach Möglichkeit auf Plastikschälchen.

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