Der Sommer bringt nicht nur Licht und Wärme, sondern auch jede Menge summender Besucher mit sich. Kaum steht das Fenster offen, verirrt sich eine Fliege, eine Wespe oder gar eine Biene in die Wohnräume. Für viele Menschen ist das ein Grund zur Panik – doch mit ein wenig Geduld und dem richtigen Wissen lassen sich die Tiere ganz stressfrei und tierschonend wieder ins Freie befördern. Wir zeigen, wie es funktioniert – ohne Fliegenklatsche oder Gift.
Warum Bienen, Wespen & Co. unsere Hilfe verdienen
Insekten sind für unsere Umwelt von enormer Bedeutung:
- Bienen bestäuben Pflanzen,
- Wespen jagen Schädlinge,
- Fliegen sind ein wichtiger Teil des ökologischen Kreislaufs.
Ihr kurzer Abstecher in unsere vier Wände ist meist kein Angriff, sondern ein Navigationsfehler.
Viele Arten – insbesondere Wildbienen, Hornissen und zahlreiche Wespenarten – stehen unter Naturschutz. Das Töten oder Verletzen ist nicht nur unethisch, sondern teilweise sogar verboten.
Sanfte Ausleitung: So klappt’s tierfreundlich
- Öffnen Sie großflächig ein Fenster – idealerweise in der Richtung, aus der das Tier gekommen ist.
- Schalten Sie alle künstlichen Lichtquellen aus. Besonders Bienen und Fliegen orientieren sich am Tageslicht.
- Halten Sie Türen zu anderen Räumen geschlossen.
- Vermeiden Sie hektische Bewegungen – sie können die Tiere erschrecken.
- Haben Sie Geduld und geben Sie dem Tier Zeit, den Weg nach draußen zu finden.
Glas & Papier – der klassische Insektenretter
Hat sich ein Insekt in Ihre Wohnung verirrt, hilft der einfache Glas-und-Papier-Trick. Warten Sie, bis sich das Tier gesetzt hat. Dann stülpen Sie langsam ein Glas oder einen stabilen, möglichst durchsichtigen Behälter darüber, sodass das Insekt eingeschlossen, aber nicht verletzt wird. Im nächsten Schritt schieben Sie vorsichtig ein stabiles Blatt Papier oder Karton unter das Glas. Damit ist das Insekt sicher gefangen – ohne Stress oder Gefahr. Jetzt können Sie es ganz bequem nach draußen tragen und dort wieder in die Freiheit entlassen.
Tipp: Bei großen oder empfindlichen Tieren wie Hornissen besser ein größeres Gefäß und Handschuhe verwenden.
Vorbeugen ist besser als Ausleiten
Wer den ungebetenen Gästen vorbeugen will, sollte vor allem den Zugang einschränken. Das geht ganz ohne Chemie:
- Fliegengitter an Fenstern oder Balkontüren anbringen.
- Duftbarrieren setzen – etwa mit Lavendel, Zitronenöl oder Nelken (bei Wespen teils wirksam).
- Essensreste und süße Getränke nie offen stehen lassen.
- Müllbehälter geschlossen halten.
Was tun bei hartnäckigen Gästen?
Trotz aller Vorsicht kann es vorkommen, dass sich eine Fliege oder eine kleine Wespe in Ihrer Wohnung regelrecht verirrt – und den Ausgang nicht mehr findet. In solchen Fällen ist es hilfreich, mit Licht zu arbeiten: Dunkeln Sie den Raum ab und öffnen Sie gezielt ein Fenster, das möglichst hell beleuchtet ist. Insekten orientieren sich am Licht und folgen der Helligkeit instinktiv nach draußen.
Eine weitere Möglichkeit bieten Insektenfänger, etwa in Form von Papierröhren oder feinen Keschern, mit denen Sie das Tier vorsichtig einfangen und hinausbringen können. Und noch ein wichtiger Punkt: Bleiben Sie ruhig und vermeiden Sie hektische Bewegungen. Wespen sind in geschlossenen Räumen oft sehr gestresst und können schnell zu Abwehrreaktionen neigen, wenn sie sich bedroht fühlen.
Was Sie auf keinen Fall tun sollten
Im Umgang mit Insekten gibt es ein paar klare "Don’ts", die man unbedingt beherzigen sollte – sowohl aus ethischen als auch aus praktischen Gründen. Vermeiden Sie es unbedingt, das Tier zu schlagen oder mit Haarspray oder Insektenspray zu besprühen – das ist nicht nur grausam, sondern kann insbesondere bei Wespen zu aggressivem Verhalten führen.
Auch elektrische Insektenvernichter oder Klebefallen sind keine tierfreundlichen Lösungen: Sie fügen Tieren unnötiges Leid zu. Ebenso ungeeignet sind Lockstoff-Fallen in Innenräumen – sie ziehen meist noch mehr Tiere an, statt das Problem zu lösen.
Was tun bei Nestern?
Wenn sich Wespen oder Bienen wiederholt in Ihrer Wohnung verirren, könnte ein Nest in der Nähe sein.
- Versuchen Sie zunächst, das Nest zu lokalisieren und, wenn möglich, Fotos davon zu machen. Diese können Sie den zuständigen Experten schicken, um eine bessere Einschätzung zu ermöglichen.
- Entfernen Sie das Nest nicht selbst!
- Bei Bienen: Kontaktieren Sie einen Imker oder eine Naturschutzorganisation.
- Bei Wespennestern oder Hornissennestern: Wenden Sie sich an das Umweltamt oder einen Schädlingsbekämpfer, der eine fachgerechte Umsiedlung durchführt. Viele Arten stehen unter Schutz.
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