Wand verputzen mit Lehmputz: So verputzen Sie Lehm richtig

Ratgeber Bauen & Wohnen 2020 | Autor: Volker Lehmkuhl | Kategorie: Bauen und Wohnen | 17.05.2020

Wände verputzen mit Lehmputz: Wir geben Tipps, wie es einfach und leicht gelingt.
Foto: CLAYTEC

Selber Wände verputzen? Kostet Kraft, ist aber machbar. Lehmputz eignet sich dafür ideal. Denn Lehm lässt sich leicht verarbeiten und sorgt für ein gutes Wohnklima im Haus. Wir erklären, worauf Sie achten sollten.

Streichen oder Tapezieren gehören zu Heimwerkers Grunddisziplinen. Einer nackten Innenwand ein ansehnliches Finish zu verleihen, ist schon schwieriger. Doch mit einem Plan, Rat vom Profi und willigen Helfern klappt auch das Wände verputzen.

Ideal fürs Wände verputzen ist das Naturmaterial Lehm. Es gleicht Feuchtigkeitsspitzen durch Baden oder Duschen aus. In Badezimmern mit Lehmputz gibt es kaum beschlagene Spiegel. Die Luftfeuchte bleibt im angenehmen, gesundheitsfördernden Bereich von 40 bis 60 Prozent. Im Alltag haben Schimmelpilze deshalb wenig Chancen auf Verbreitung.

Wände verputzen: Lehm als tolerantes Material 

Auch Schadstoffe oder Konservierungsmittel gibt es keine. Nicht zuletzt sieht Lehmputz einfach gut aus. Egal, ob man eher raue Oberflächen in Erdtönen liebt oder das perfekte Ambiente für die Designerwohnung sucht.

Für die Arbeit selbst ist gute Planung das A und das O. Wer noch nie eine Wand verputzt hat, bekommt in unzähligen Verarbeitungsvideos wertvolle Hinweise. Trotzdem holt man besser konkrete Hilfe bei einem erfahrenen Handwerker. Viele Lehmbaubetriebe sind auf mithelfende Baufamilien eingerichtet und stellen neben dem Material, Werkzeug und Maschinen das nötige Wissen zur Verfügung.

Wände verputzen: Wir erklären Ihnen, wie Sie das am besten mit Lehm machen.
Wände verputzen: Wir erklären Ihnen, wie Sie das am besten mit Lehm machen. (Foto: CLAYTEC)

Was sind die Vorteile von Lehmputz?  

"Lehm ist ein sehr tolerantes Material", sagt Ulrich Röhlen, stellvertretender Obmann des Normausschusses Lehmbau. "Fehlstellen können leicht nachgefeuchtet und korrigiert werden. Außerdem gibt es keine Abfälle; übrig gebliebenes Material kann man auch noch am nächsten Tag verwenden, sogar die Putzmaschine kann ungeleert über Nacht stehen bleiben!" Nicht zuletzt bekomme man bei der Arbeit mit Lehm keine rissigen Hände wie bei Gips oder Zement.

Trotzdem braucht es die richtige Technik und den nötigen Schwung. Beides lässt man sich am besten vom Profi zeigen. Meist wird in zwei Lagen gearbeitet. Ein gröberer Unterputz gleicht die Unebenheiten der Wand aus und bildet eine streichfähige ebene Unterlage. Die zweite Schicht ist ein feinerer Oberputz.

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Muskelkraft gefragt: Lehmputz ist schwer  

Ohne Muskelkraft geht wenig. Denn ein Zentimeter Lehmputz pro Quadratmeter wiegt 16 Kilo. Wird nur ein Zimmer verputzt, wirft man den groben Unterputz schwungvoll mit der Maurerkelle an die Wand. Feinere Putze streicht man mit der Glättkelle auf. Die Mischungen der Hersteller sind so homogen, dass auch Amateure ein ansehnliches Ergebnis zustande bringen. Mit Glättlatte und einem Schwammbrett verdichtet man das Ganze zu einer glatten und ebenen Oberfläche.

Für eine Wohnung oder ein ganzes Haus ist eine Putzmaschine vom Handwerker die stressfreiere Wahl. Sie mischt Wasser und Trockenlehm und sprüht die feuchte Masse zentnerweise an die Wände. Ob manuell oder maschinell, die Konsistenz muss stimmen. Zu feuchter Lehmputz fällt genauso von der Wand wie zu trockener.

Lehmputz: Kleine Mengen werden mit Wasser im Bottich angemischt.
Lehmputz: Kleine Mengen werden mit Wasser im Bottich angemischt. (Foto: CLAYTEC)

Wände verputzen: Lehmputz muss richtig trocknen 

Ein wesentlicher Unterschied zu Produkten aus Zement oder Gips ist die Trocknung. Da Lehm nicht hydraulisch abbindet, wird er nur fest, wenn er komplett trocknet. Die Wand verputzen und dann für ein paar Wochen vergessen geht nicht. Viel und regelmäßig lüften gehört dazu. Geht das wetterbedingt nicht, ist ein strombetriebener Bautrockner besser, den man ab etwa fünf Euro pro Tag mieten kann.

Bleibt Lehmputz zu lange zu feucht, kann sich Schimmel bilden. Eine Schicht von einem Millimeter Stärke benötigt mindestens einen Tag zum Trocknen. Hat man den Lehm dicker aufgetragen oder sind die Wetterbedingungen ungünstig, kann es auch länger dauern. Das muss man einplanen.

Jede mit Lehm verputzte Wand ist ein Einzelstück

Ein Anstrich mit Wandfarbe ist nicht unbedingt nötig. Oberputze gibt es fertig eingefärbt von Graubraun bis Grün, wahlweise sprenkeln eingemischte Strohhalme, kleine Holzstückchen, Marmor oder Glimmer die Fläche. Je fester und später die noch leicht feuchte Oberfläche gerieben wird, umso fester wird es am Ende. Wird der Putz nicht sorgfältig genug verdichtet, können Sandkörner von der Wand rieseln. Das mag manche Bauherren stören.

Naturfarben auf Lehm, Kalk- oder Kaseinbasis verhindern dies, schützen gleichzeitig die Oberfläche und bieten unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem erhalten sie die feuchtigkeitsausgleichenden Eigenschaften des Lehmputzes. Normale Kunststoffdispersion ist da hinderlich.

Besonders edel wirken Designputze mit natürlichen Pigmenten, die es in Hunderten Farbtönen gibt. Am Ende ist jede mit Lehm verputzte Wand ein individuelles Einzelstück, an dem man sich noch lange erfreut, auch wenn der Muskelkater schon lange wieder verschwunden ist.

Wände mit Lehm verputzen: Auf größere Flächen ist eine Putzmaschine hilfreich.
Wände mit Lehm verputzen: Auf größere Flächen ist eine Putzmaschine hilfreich. (Foto: CLAYTEC)

Mit Lehm Wände verputzen: So geht's 

  1. Nicht nur für die Altbausanierung ist Lehmputz ideal, sondern auch in neuen Gebäuden. Die Wand muss trocken, staubfrei und saugfähig sein. Das Werkzeug kann man sich auch leihen.
  2. Kleine Mengen werden mit Wasser im Bottich angemischt. Dazu braucht es eine leistungsfähige Bohrmaschine mit Quirl oder einen professionellen Rührer. Für große Mengen Trockenlehm eignen sich normale Putzmaschinen. Am Ende soll die Konsistenz plastisch, breiig sein.
  3. Auf größere Flächen gelangen dickere Schichten Lehm per Putzmaschine. Unterputz pro Lage etwa 1,5 bis 2 Zentimeter stark, Oberputze etwa 0,5 Zentimeter, Farb- und Designputze 2 bis maximal 3 Millimeter. Jede Lage gut trocknen lassen.
  4. Lehmputz und Wandheizung sind ideale Partner. Die Rohre werden direkt mit Putz überdeckt. Die Heizung trocknet die erste Lage. Dann wird eine zweite Lage Unterputz mit einem Bewehrungsgewebe gegen Risse aufgetragen.
  5. Auf den getrockneten Unterputz wird der Oberputz aufgetragen. Sobald der sich nicht mehr verformt (Fingerprobe), kann man ihn per Schwammbrett filzen, also verdichten und glätten.  
  6. Lehmputz bietet viele Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung. Beliebt sind runde Kanten an Fensterlaibungen oder in Raumecken. Die dafür notwendigen Kellen kann man ausleihen oder im Fachhandel kaufen. Klassisch eckige Kanten gehen natürlich auch – dann mit den üblichen Putzschienen.
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