Vogel gegen Fenster geflogen: So helfen Sie dem Tier am besten

Autor: Lena Rauschecker | Kategorie: Bauen und Wohnen | 11.09.2023

Vogelschlag: Was Sie tun sollten, wenn ein Vogel gegen Ihr Fenster geflogen ist.
Foto: Shutterstock / zause01

Glasfronten oder eine Terrassentür bringen Licht ins Zuhause – doch für Vögel können sie zur tödlichen Gefahr werden. Spatzen, Meisen und Co. fliegen immer wieder gegen Fensterscheiben. Wie reagiert man richtig bei Vogelschlag? Eine Expertin erklärt, wie Sie verletzten Vögeln helfen können.

Ein kleiner Knall – und dann liegt ein Vogel reglos vor der Fensterscheibe auf der Terrasse. Was tun? ÖKO-TEST hat eine Expertin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) gefragt, wie Sie verletzten Vögeln am besten helfen – und was Sie nicht tun sollten.

Vogelschlag: So reagieren Sie richtig

Rund 100 Millionen Vögel sterben laut NABU jedes Jahr in Deutschland, weil sie gegen Glas prallen. Unsere Fensterscheiben sind für Amseln und Co. gefährlich, denn die Vögel nehmen das Glas nicht immer wahr und glauben, hindurchfliegen zu können. Der Fachbegriff für den Zusammenprall von Vögeln mit Objekten lautet Vogelschlag.

ÖKO-TEST hat bei Catherina Schlüter, Referentin für Vogelschutz beim NABU, nachgefragt, wie Sie reagieren sollten, wenn ein Vogel gegen Ihre Scheibe fliegt.

1. Vogel beobachten und auf Verletzungen prüfen

Zunächst ist es laut Catherina Schlüter wichtig zu unterscheiden, ob man den Unfall gesehen oder gehört hat oder nicht. Sieht man einen Vogel ohne erkennbaren Grund vor dem Fenster liegen, sollte man ihn zunächst beobachten, ohne sich dem Tier zu nähern. Fliegt der Vogel nach kurzer Zeit von selbst weiter, ist alles in Ordnung: Ein Eingreifen wäre dann ohnehin nicht nötig gewesen.

Anders verhält es sich, wenn Sie den Vogelschlag beobachtet haben und der Vogel anschließend reglos liegen bleibt. Nähern Sie sich dem Tier vorsichtig und suchen Sie den Körper nach äußerlichen Verletzungen ab.

Hat das Tier sichtbare Verletzungen wie einen gebrochenen Flügel oder ein abstehendes Bein, sollten Sie zügig handeln. Bringen Sie den Vogel in die nächstgelegene Wildtierstation (unten mehr dazu).

2. Benommene Vögel versorgen

Hat der Vogel keine sichtbaren Verletzungen, bleibt aber dennoch benommen liegen? Dann müssen Sie nicht sofort zu einer Vogelstation fahren, sondern können dem Piepmatz bei sich zu Hause zunächst eine Verschnaufpause verschaffen.

"Es ist wichtig, den Vogel nicht vor der Tür liegen zu lassen", erklärt NABU-Expertin Schlüter. Am Unfallort ist der Vogel ein leichtes Opfer für Fressfeinde wie Katzen oder Marder. Gehen Sie stattdessen wie folgt vor:

  • Holen Sie eine Box, Kiste oder Schachtel, die Sie mit Luftlöchern versehen.
  • Legen Sie vorsichtig ein Geschirrtuch oder ein kleines Handtuch um den Vogel und transportieren Sie ihn auf diese Weise in die Box.
  • Schließen Sie den Deckel und stellen Sie die Kiste draußen in den Schatten oder im Winter im Haus an einen ruhigen Ort. Im Haus bekommen Sie es im Zweifel schneller mit, wenn der Vogel versucht, aus der Kiste zu entkommen.
  • Nach ein bis zwei Stunden öffnen Sie die Kiste vorsichtig im Garten und kontrollieren, ob der Vogel sein Fluchtverhalten zurückerhalten hat und wegfliegt. Ist das nicht der Fall, bringen Sie ihn am besten in eine Wildtierstation.

3. Kein Wasser oder Futter für verletzte Vögel

"In der dunklen Schachtel kann der Vogel in Ruhe wieder zu Kräften kommen", weiß Schlüter. Viel mehr können und müssen Sie zunächst nicht tun. Extra Wärme braucht das Tier nicht, so die Expertin. Sie können das Handtuch oder Geschirrtuch aber wie ein Nest formen und um den Vogel legen.

Und wie sieht es mit Wasser oder Futter aus? Geben Sie dem Tier weder zu trinken noch zu essen. Der Vogel könnte daran ersticken.

Wichtige Tipps bei verletzten Vögeln

Viele Menschen haben Angst, Vögel direkt zu berühren. Doch die Vogelschützerin gibt Entwarnung: "Da der Vogel geschwächt ist, wird er sich in den meisten Fällen nicht wehren. Meiner Einschätzung nach besteht auch keine Ansteckungsgefahr." Wer dennoch Bedenken hat, kann sich beispielsweise Gartenhandschuhe überziehen.

Und was ist mit der Sorge, den Vogel beim Anfassen noch mehr zu verletzen? Für Schlüter ist es wichtiger, dem verletzten Tier trotzdem zu helfen. Ohne Eingreifen sei das Risiko für den Vogel höher, zu sterben.

Der NABU hat eine Übersicht über Auffangstationen und Wildvogelstationen in Deutschland auf seiner Seite veröffentlicht. Leider ist nicht überall in Deutschland eine Auffangstation in der Nähe. Doch verletzte Vögel stattdessen in eine Tierarztpraxis zu bringen, ist nicht zu empfehlen.

Catherina Schlüter gibt zu bedenken: "Die bessere Adresse ist die Auffangstation für Wildvögel. Tierärzte sind selten auf Vögel spezialisiert und schicken Sie womöglich gleich weiter." Um keine unnötigen Wege auf sich zu nehmen, sollten Sie vorab in der Tierarztpraxis anrufen und fragen, ob Sie den verletzten Vogel vorbeibringen dürfen.

Weitere Tipps, um Vögeln das ganze Jahr über zu helfen:

Wie vermeide ich Vogelschlag?

Ebenso wichtig wie die Hilfe für verletzte Tiere sind vorbeugende Maßnahmen gegen Vogelschlag. Man kann bei jeder Glasfront nachrüsten, doch die Wirksamkeit der Maßnahmen unterscheidet sich zum Teil stark.

Greifvogelsilhouetten etwa sind nach Einschätzung des NABU nicht wirksam. "Die Silhouetten werden von den Vögeln nur als schwarzer Fleck auf der Glasscheibe wahrgenommen. Die Vögel denken, dass sie neben der Markierung vorbeifliegen können und knallen dann gegen die Scheibe", so Schlüter gegenüber ÖKO-TEST.

Greifvogelsilhouetten an Fensterscheiben sind nicht wirksam gegen Vogelschlag.
Greifvogelsilhouetten an Fensterscheiben sind nicht wirksam gegen Vogelschlag. (Foto: Shutterstock / tomeqs)

Glücklicherweise gibt es bessere Alternativen für zu Hause, beispielsweise:

  • Milchglasstreifen, die außen auf die Scheibe geklebt werden.
  • Punkte auf der gesamten Glasfläche, die außen metallisch glänzen. Die Wiener Umweltanwaltschaft hat dazu eine hilfreiche Liste von geprüften Mustern für Glasflächen veröffentlicht, die Vogelschlag nachweislich verhindern (hier als PDF).
  • Fliegengitter oder Kordelschnüre an Fenstern, Balkon- und Terrassentüren.

Auch eine geringere Beleuchtung in Innenräumen und auf Balkon und Terrasse reduziert das Anflugrisiko. Ein schöner Nebeneffekt: Sie sparen Strom und damit Geld.

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