Schlupfwespen gegen Motten: Natürliche Hilfe bei Kleidermotten & Lebensmittelmotten

Autor: Benita Wintermantel/Lena Rauschecker | Kategorie: Bauen und Wohnen | 14.07.2025

Zur natürlichen Mottenabwehr können Schlupfwespen eingesetzt werden – sie sind deren natürliche Fressfeinde.
Foto: Shutterstock / emka74

Lebensmittel oder Kleidung sind von Motten befallen? Die gute Nachricht: Es braucht keine chemischen Sprays oder Klebefallen. Eine ebenso effektive wie umweltfreundliche Alternative sind Schlupfwespen – die natürlichen Gegenspieler der Motten. Wie sie wirken und worauf Sie achten sollten.

    Motten fressen nicht nur Löcher in unsere Kleidung, sie können auch Lebensmittel befallen und damit zur Gesundheitsgefahr werden, indem sie beispielsweise das Milieu in der Lebensmittelverpackung verändern, sodass sich Pilze ansiedeln. Wie wird man die lästigen Schädlinge am besten wieder los? Zur Chemiekeule müssen Sie nicht greifen. Sie können auch einfach Schlupfwespen gegen Motten einsetzen.

    Wichtig vorab: Motten sind nicht gleich Motten – allein in Europa gibt es Tausende Arten. Die meisten Motten bleiben allerdings draußen in der Natur und kommen nicht ins Haus oder in die Wohnung. Kleidermotten und Lebensmittelmotten begegnen uns hier aber leider immer wieder. 

    Lebensmittelmotten und Kleidermotten: Die häufigsten Mottenarten in der Wohnung

    In Wohnräumen begegnet man in der Regel zwei Mottenarten: Lebensmittelmotten und Kleidermotten.

    • Lebensmittelmotten – auch Speise- oder Dörrobstmotten genannt – befallen trockene Vorräte wie Mehl, Reis, Nüsse, Müsli, Gewürze oder Schokolade. Oft gelangen sie mit bereits befallenen Produkten in den Haushalt – etwa über Getreidepackungen, Trockenobst oder Nüsse. Ein unbemerkter Erstkontakt reicht aus, um einen Mottenzyklus im Vorratsschrank in Gang zu setzen.

    • Kleidermotten legen ihre Eier auf Textilien, bevorzugt auf Wolle, Seide oder Polstermöbeln. Die Larven ernähren sich von tierischen Fasern und hinterlassen charakteristische Löcher in Kleidung und Heimtextilien. Auch sie können unbemerkt durch Secondhand-Kleidung oder Decken ins Haus gelangen.

    Optisch lassen sich beide Arten gut unterscheiden: Kleidermotten sind meist strohgelb, leicht glänzend und ungemustert. Lebensmittelmotten dagegen sind rötlich-braun gefärbt und weisen auffällige Zeichnungen auf den Flügeln auf.

    Lebensmittelmotten wie die Dörrobstmotte (links) lassen sich leicht von Kleidermotten (rechts) unterscheiden.
    Lebensmittelmotten wie die Dörrobstmotte (links) lassen sich leicht von Kleidermotten (rechts) unterscheiden. (Foto: Shutterstock / Tomasz Klejdysz)

    Motten erkennen: So sieht ein Befall in Küche oder Kleiderschrank aus

    Ob es sich bei einem Insektenfund tatsächlich um eine Motte handelt, lässt sich durch einige Merkmale erkennen.

    Kleidermotten verraten sich nicht nur durch ihre typische strohgelbe Färbung, sondern auch durch unregelmäßige Fraßlöcher in Wolle, Seide oder anderen tierischen Fasern. Besonders typisch sind kleine Larven, Gespinste (feine Fäden, ähnlich Spinnweben) oder winzige, helle Eier von etwa einem Millimeter Größe – meist in dunklen Ecken oder direkt in Textilien.

    Lebensmittelmottenbefall äußert sich unter anderem durch kleine Fäden in trockenen Vorräten, zusammengeklebte Mehl- oder Müsliklumpen, Verklumpungen im Reis oder Bohrlöcher in Verpackungen. Auch hier sind Larven oder Gespinste ein eindeutiges Warnsignal. Wer diese Spuren entdeckt, sollte den betroffenen Bereich umgehend kontrollieren und bei Unsicherheit die Lebensmittel sicherheitshalber entsorgen.

    Wichtig: Nicht jedes kleine Insekt im Haus ist automatisch eine Motte. Wer unsicher ist, kann mit einer Lupe Flügelmuster und Körperform vergleichen oder zur Bestätigung Pheromonfallen einsetzen – diese helfen nicht nur zur Diagnose, sondern unterbrechen auch den Fortpflanzungszyklus.

    Wichtig zu wissen: Nicht die ausgewachsenen Motten verursachen den Schaden – sie sind lediglich Fortpflanzungsvehikel. Die eigentlichen Schädlinge sind ihre Larven, die sich nach dem Schlüpfen mehrere Wochen lang durch Textilien oder Vorräte fressen.

    Schlupfwespen gegen Motten – Insekten mit Insekten bekämpfen?

    Egal welche Motten in Ihren vier Wänden auftauchen, beide sollten Sie schnellstmöglich wieder loswerden. ÖKO-TEST hat im Jahr 2021 Mittel gegen Lebensmittelmotten überprüft. Dabei stellten wir fest, dass nicht alle überprüften Pheromon-Klebefallen und Mottensprays helfen und unbedenklich sind.

    Auch Mittel gegen Kleidermotten gibt es einige auf dem Markt. 30 davon haben wir im Jahr 2022 getestet. Fast die Hälfte der Produkte fiel durch. Die meisten von ihnen können für Mensch und Umwelt schädlich sein. Mehr Details lesen Sie hier: Kleidermotten bekämpfen: Nervengifte in 14 Mitteln.

    Ein natürliches Gegenmittel gegen Kleider- und Lebensmittelmotten sind Schlupfwespen.

    Schlupfwespen gegen Motten: Wie natürliche Nützlinge helfen

    Schlupfwespen (Trichogramma) sind winzige, etwa 0,4 mm große Insekten und natürliche Feinde von Motten. Sie legen ihre Eier direkt in Motteneier und verhindern so, dass sich daraus Larven entwickeln. Das heißt: Die nächste Motten-Generation bleibt aus – der Befall geht nach und nach zurück.

    Die Wirkung ist dabei hochspezifisch: Schlupfwespen bekämpfen ausschließlich das Ei-Stadium. Bereits geschlüpfte Larven oder erwachsene Tiere bleiben unbeeinflusst – darum ist ihre Wirkung eher präventiv als "akut".

    Nach getaner Arbeit sterben die Schlupfwespen von selbst und zerfallen rückstandslos. Für Menschen und Haustiere sind sie völlig unbedenklich, so das Umweltbundesamt – sie stechen nicht, fliegen nicht und verlassen den befallenen Bereich nicht.

    Zwar sind sie teurer als einfache Fallen, bekämpfen das Problem aber nachhaltig, chemiefrei und an der Wurzel – besonders ideal für Haushalte mit Kindern, Haustieren oder Allergien.

    Was tun gegen geschlüpfte Motten und Larven?

    Schlupfwespen wirken nur gegen das Ei-Stadium. Bereits geschlüpfte Larven oder fliegende Motten bleiben unbeeinflusst.

    Ergänzende Maßnahmen:

    • Pheromonfallen (vor allem bei Lebensmittelmotten) helfen, fliegende männliche Motten anzulocken.
    • Staubsauger verwenden: Fugen, Ecken und Ritzen gründlich aussaugen – dort sitzen oft Larven oder Puppen.
    • Kleidung bei 60 °C waschen oder in den Tiefkühler legen – das tötet Larven sicher ab.
    Wollkleidung lockt Motten: Larven fressen Wolle, um auszuwachsen.
    Wollkleidung lockt Motten: Larven fressen Wolle, um auszuwachsen. (Foto: PHOTO FUN/Shutterstock)

    So funktioniert der Einsatz von Schlupfwespen

    Die Anwendung ist einfach: Die Schlupfwespen kommen auf kleinen Kärtchen ins Haus – und werden direkt im Vorrats- oder Kleiderschrank platziert.

    Wichtig: Die Tiere können nicht fliegen, sondern krabbeln nur. Ihre Reichweite beträgt nur etwa einen Meter. Damit sie die Motteneier zuverlässig finden, müssen die Kärtchen möglichst nah an den befallenen Stellen platziert werden.

    Schlupfwespen anwenden: So setzen Sie die Kärtchen richtig ein

    Je strategischer die Platzierung, desto besser die Wirkung. Besonders in größeren Schränken oder bei verstecktem Befall lohnt sich der Einsatz mehrerer Kärtchen – etwa:

    • auf jedem Regalboden,
    • in dunklen Ecken,
    • zwischen Vorratsdosen oder Kleiderstapeln.

    Denn: Schlupfwespen finden Motteneier nur, wenn sie direkt in deren Nähe schlüpfen.

    Richtig vorbereiten: Reinigung vor dem Einsatz von Schlupfwespen

    Ein gründliches Vorgehen ist entscheidend für den Erfolg:

    Bei Lebensmittelmotten:

    • Kontrollieren Sie alle Vorräte sorgfältig – besonders offene oder nur lose verschlossene Packungen.
    • Alles, was befallen ist oder befallen sein könnte, konsequent entsorgen – auch bei geringem Verdacht.
    • Reinigen Sie anschließend alle Schränke gründlich – idealerweise mit Essigwasser oder Alkohol.

    Tipp: Lagern Sie künftig besser nur kleine Vorratsmengen und füllen Sie alles in luftdichte Glas- oder Metallbehälter um. Große Vorräte bieten Mottenlarven zu viel unkontrollierten Raum.

    Bei Kleidermotten:

    • Kleidung aus Wolle oder Seide separat überprüfen.
    • Stücke bei mindestens 60 °C waschen oder für mehrere Tage einfrieren.
    • Kleiderschrank komplett leeren und gründlich reinigen – Ritzen und Scharniere nicht vergessen.

    Wie lange dauert die Bekämpfung mit Schlupfwespen?

    Lebensmittelmotten: Ein Zeitraum von 10 bis 12 Wochen ist in der Regel ausreichend. Die Kärtchen werden in Intervallen nachgeliefert und regelmäßig erneuert.

    Kleidermotten: Hier sind 12 bis 15 Wochen empfohlen. Tauschen Sie die Kärtchen alle zwei bis drei Wochen aus.

    Achtung: In hartnäckigen Fällen reicht ein einmaliger Einsatz nicht aus. Schlupfwespen sollten dann über zwei oder sogar drei Zyklen hinweg angewendet werden. Geduld ist gefragt – sichtbare Erfolge zeigen sich oft erst nach mehreren Wochen.

    Lavendel, Zedernholz & Co.: Was Hausmittel gegen Motten wirklich bringen

    Immer wieder empfohlen werden Mottenkugeln, Lavendelsäckchen, Zedernholz oder ätherische Öle. Diese Mittel können zur Vorbeugung sinnvoll sein – bekämpfen aber keinen aktiven Befall.

    Duftstoffe wirken allenfalls abschreckend. Eine mottenfreie Umgebung schaffen sie nicht – die Eier und Larven bleiben davon unbeeindruckt. Für die eigentliche Bekämpfung sind sie ungeeignet.

    Wo bekommt man Schlupfwespen?

    Schlupfwespen-Sets mit mehreren Lieferzyklen erhalten Sie im Fachhandel, in vielen Baumärkten oder online. Wichtig: Achten Sie auf die passende Art für Ihren Befall (Kleider- oder Lebensmittelmotten) – die Trichogramma-Arten unterscheiden sich.

    Motten vorbeugen: So schützen Sie Kleiderschrank und Vorratskammer dauerhaft

    • Einkäufe kontrollieren: Verpackungen auf Gespinste oder Fraßspuren prüfen.
    • Luftdicht lagern: Mehl, Nüsse & Co. in Glas- oder Metallbehälter umfüllen.
    • Nur kleine Vorratsmengen aufbewahren und regelmäßig aufbrauchen – große Vorräte erhöhen das Risiko.
    • Ätherische Öle einsetzen: Lavendel, Zedernholz oder Nelke vertreiben Motten. Säckchen oder Tropfen im Schrank wirken vorbeugend.
    • Regelmäßige Reinigung: Kleider- und Vorratsschränke regelmäßig ausräumen, absaugen und auswischen.
    • Tierfasern schützen: Wolle & Co. luftdicht lagern oder regelmäßig lüften.

    Fazit: Wer Motten biologisch und wirksam bekämpfen will, ist mit Schlupfwespen bestens beraten. Die kleinen Nützlinge sind zwar unscheinbar, aber hoch effektiv – vorausgesetzt, sie werden richtig eingesetzt. Mit etwas Geduld, gründlicher Vorbereitung und gezielter Platzierung lässt sich der Befall dauerhaft und ohne Chemie in den Griff bekommen.

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