Garten-Geheimwaffe: So hilft Natron gegen Unkraut, Mehltau oder Grünbelag

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Bauen und Wohnen | 04.10.2023

Geheimwaffe Natron? So hilft das Hausmittel im Garten
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Haben Sie Probleme mit Unkraut, Mehltau oder Grünbelag im Garten? Eine preiswerte und umweltfreundliche Alternative zu aggressiven Pflanzenschutz- und Reinigungsmitteln ist Natron. Wir erklären, wo der Einsatz von Natron im Garten sinnvoll ist – und wo Vorsicht angebracht ist.

In der Küche ist Natron eine beliebte Backzutat, im Haushalt hilft es als effektives Allzweckmittel – und auch im Garten kann es umweltschädliche Herbizide und Insektizide ersetzen. Wir erklären, in welchen Fällen Natron im Garten hilfreich ist und wo Sie aufpassen müssen. 

Mehlfäule, Graufäule und Unkraut. Hobbygärtner sind in ihrem Garten mit vielerlei Herausforderungen konfrontiert. Hier braucht es in den allermeisten Fällen keine umweltschädliche Chemiekeule – in vielen Fällen hilft Natron als preiswertes und umweltfreundliches Hausmittel.

Gut zu wissen: Wer im Supermarkt nach Natron sucht, findet es eventuell auch unter den Bezeichnungen Kaiser-Natron, Backsoda oder Speisesoda.

Natron nicht mit Waschsoda verwechseln

Wichtig: Natron (Natrium, bzw. Soda) nicht mit Waschsoda verwechseln. Hierbei handelt es sich um die Lauge Natriumcarbonat, die deutlich aggressiver ist als Natron. In Verbindung mit Wasser kann Waschsoda die Augen und Haut verätzen.

Im Garten sollten Sie keinesfalls Waschsoda unverdünnt als Unkrautvernichtungsmittel verwenden. 

Natron: Multitalent im Garten

Während Natron, eigentlich Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3), für uns Menschen völlig ungefährlich ist, wirkt es bei Insekten als Gift, bei Pflanzen verstopft es die Spaltöffnungen, so dass diese quasi ersticken, sobald das Wasser verdunstet. 

Bei Mehltau ist Natron eine umweltfreundliche Maßnahme.
Bei Mehltau ist Natron eine umweltfreundliche Maßnahme. (Foto: Shutterstock / hachiware)

Mit Natron gegen Mehltau und Graufäule

Weißer Belag auf der Oberseite von Blättern sind ein Anzeichen für die Pilzerkrankungen Mehltau. Grauschimmel/Graufäule ist ebenfalls ein Pilz, der sich häufig bei Erdbeeren, Pfingstrosen, Rosen und vielen Sommerblumen zeigt.

Natron können Sie hier als natürliches Fungizid einsetzen. Dafür einfach einen Liter Wasser mit fünf Gramm Natron mischen. Mehrmals am Tag mit Hilfe einer Sprühflasche auf die befallenen Stellen sprühen. Stark befallene Blätter sollten Sie vor der Behandlung am besten entfernen.

Wichtig: Die Mischung keinesfalls überdosieren, sonst entstehen Verbrennungen auf den Blättern. Behandeln Sie die Pilzkerkrankung nicht bei direktem Sonnenschein, sondern lieber an einem trüben, wolkigen Tag.

Natron gegen Unkraut einsetzen

Auch bei ungeliebtem Wildwuchs im Garten ist Natron eine Möglichkeit, um die ungeliebten Unkräuter loszuwerden. Dazu einen Esslöffel Natron in einem Liter Wasser aufkochen. Abkühlen lassen und mit Hilfe einer Sprühflasche gründlich auf dem Unkraut verteilen.

Wichtig dabei: Mindestens zehn Zentimeter Abstand zu Nutzpflanzen halten, um diese nicht zu gefährden.

>> Zum Weiterlesen: Unkraut entfernen: 6 erprobte Tipps gegen Unkraut im Garten, die der Umwelt nicht schaden

Natron hilft auch gegen ungeliebtes Unkraut im Garten.
Natron hilft auch gegen ungeliebtes Unkraut im Garten. (Foto: Shutterstock / FotoHelin)

Grünbelag mit Natron entfernen

Algen und Moos auf der Terrasse oder in der Auffahrt können Sie ebenfalls mit Natron loswerden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Verwendung von Natron auf versiegelten (z.B. gepflasterten) Wegen, Terrassen, Gehsteigen oder Garageneinfahrten per Pflanzenschutzgesetz verboten ist. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld.

Hintergrund für die Regelung: Das Natron kann zusammen mit dem Regenwasser ablaufen und ins Grundwasser gelangen.

Natron gegen Blattläuse und Schnecken?

Natron in Pulverform um die Pflanzen gestreut ist gegen Schnecken effektiv.

Aber: "Gegen Schnecken, Ameisen und Blattläuse gibt es sicherlich ökologischere Methoden als Natron", erklärt Kerstin Effers, Referentin Umwelt und Gesundheitsschutz bei der Verbraucherzentrale NRW. Denn Natron führt zu einem Anstieg des pH-Wertes im Körper der Tiere, stört den Stoffwechsel und führt schlussendlich zu einem langsamen und grausamen Tod für die Tiere. "Es ist aus Umweltsicht aber immer noch besser als "konventionelle" Biozide, die auch zum Absterben der Tiere führen", so die Diplom-Chemikerin.

Hier erfahren Sie, wie Sie Nacktschnecken bekämpfen können – ohne ihnen zu schaden.

Auch bei gefräßigen Blattläusen ist Natron hilfreich. Auch hier gilt: Natron wirkt zwar effektiv, tötet die Läuse aber langsam und qualvoll. Hier finden Sie Alternativen, um Blattläuse loszuwerden.

Ist Natron wirklich ein umweltfreundliches Wundermittel?

Natron ist in jedem Fall eine umweltfreundliche Alternative zu umweltschädlichen chemischen Mitteln. Das bestätigt uns auch Kerstin Effers, Referentin Umwelt und Gesundheitsschutz bei der Verbraucherzentrale NRW, auf unsere Nachfrage. Ihre Einschätzung zu Natron lautet: "Natron ist nicht umweltschädlich."

Das Umweltbundesamt erklärt die Sachlage im Detail: "Da Natron (= Natriumhydrogencarbonat, Sodium hydrogen carbonate) kein "echtes Pflanzenschutzmittel" sondern "nur ein Grundstoff" ist, durchläuft es nicht das für Pflanzenschutzmittel vorgeschriebene Zulassungsverfahren, an welchem das UBA mit der Umweltbewertung beteiligt ist."

Und weiter: "Konkret liegen für den Grundstoff Natron einige Daten vor, da Natron in der EU auch als Nahrungsmittel- und Futtermittel-Zusatzstoff zugelassen ist (= E500). Die vorliegenden Daten zu Natron lassen auf ein geringes ökotoxikologisches Risiko schließen." Jedoch gäbe es noch große Wissenslücken zu den Grundstoffen, so dass eine Umweltbewertung, auch in vereinfachter Form, bisher nicht wirklich erfolgen könne, erklärt Nora Petzold vom Umweltbundesamt.

Im Ökolandbau ist der Grundstoff Natron zugelassen, allerdings nur als Fungizid (Wirkstoff gegen Pilze), nicht als Herbizid (Unkrautvernichtungsmittel).

Bei der Anwendung von Natron im Garten beachten

1. Natron verändert den pH-Wert des Bodens, da es Säuren neutralisiert. Das vertragen viele Pflanzen nicht.

2. Beim Einsatz von Natron gilt: Viel hilft nicht viel! Vermeiden Sie eine Überdosierung des Hausmittels.

3. Die Verwendung von Natron ist auf gepflasterten und versiegelten Flächen verboten

4. Bei unsachgemäßer Anwendung töten Sie nicht nur die Schädlinge, sondern bringen auch Nützlinge im Garten in Gefahr: Wenn Sie Natron im Garten verteilen, können auch nützliche Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge daran zugrunde gehen. 

5. Natron macht keinen Unterschied zwischen Unkräutern und Nutzpflanzen. Halten Sie deshalb Abstand zu den Pflanzen, die Sie nicht beseitigen wollen.

Natron: Multitalent im Haushalt

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