Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Biotanne, Plastikbaum oder selber schlagen?

Autor: B. Wintermantel; L. Wirag; dpa | Kategorie: Bauen und Wohnen | 24.11.2022

Nachhaltiger Weihnachtsbaum: Biotanne, Plastikbaum oder selber schlagen?
Foto: Shutterstock / goodbishop

Viele Weihnachtsbäume stammen aus Betrieben, die heftig mit Pestiziden spritzen. Besser sind Öko-Weihnachtsbäume und Bäume aus regionaler Forstwirtschaft. Hier unsere Tipps für den besseren, weil nachhaltigeren Weihnachtsbaum.

Ein Weihnachtsbaum muss sein – da sind sich die allermeisten Deutschen einig. Und so werden auch dieses Jahr wieder rund 25 bis 30 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland gekauft und in ihrer vollen Pracht, mit vielen Kugeln und Figuren behangen, im Wohnzimmer aufgestellt.

90 Prozent der Bäume kommen aus Deutschland, das ist erstmal eine gute Nachricht. Die meisten Weihnachtsbäume sind aber keine gewöhnlichen Tannen, die bei uns beheimatet sind, sondern Nordmanntannen, die ursprünglich aus dem Kaukasus stammen. Die Tannen werden unter dem Einsatz von viel Wasser, Dünger, Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden auf Plantagen herangezogen.

Die Zwei-Meter-Tanne kostet 40 bis 55 Euro

Und die Preise? Für einen Meter klassischen Weihnachtsbaum bezahlt der Kunde in diesem Jahr im Schnitt 21 bis 27 Euro, so Wolfgang Schuh vom Waldbesitzerverband Rheinland-Pfalz. Im Vergleich zu anderen Weihnachtsartikeln ist die Preissteigerung damit moderat. Ein 1,50 Meter großer Baum kostet also um die 30 bis 40 Euro, wenn er gerade, dicht und gesund ist. Denn: Auch die Qualität spielt beim Preis eine Rolle.

Viele Weihnachtsbäume mit Pestiziden belastet

Damit ist aber noch keineswegs klar, was sich so alles unter Rinde und Tannengrün verbirgt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat deshalb vor zwei Jahren Weihnachtsbäume untersuchen lassen: Bei rund zwei Dritteln der Bäume wurden Pestizide gefunden.

"Unser Test zeigt: Beim Anbau von Weihnachtsbäumen in Plantagen werden in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt", so die BUND-Expertin Corinna Hölzel. "Besonders kritisch ist die hohe Mehrfachbelastung, viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt. Die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt."

Auch Glyphosat in Weihnachtsbäumen

Zwar war die Stichprobe mit nur 23 getesteten Bäumen klein, aber die Ergebnisse sind dafür umso schockierender. Mit sieben Funden sehr häufig wurde das Insektenbekämpfungsmittel lambda-Cyhalothrin nachgewiesen. Es gilt als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid. Es schädigt unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem, ist hoch giftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich auch in anderen Lebewesen an. In zwei Weihnachtsbäumen wurde das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen. 

Der Einsatz von Pestiziden auf Plantagen ist vor allem ein Problem für die Artenvielfalt. "Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie töten und schädigen Bienen und andere Insekten und zerstören Lebensräume von Nützlingen. Vier der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen", sagt die BUND-Pestizidexpertin. 

Es gibt also jede Menge Gründe, die gegen konventionelle Plantagebäume sprechen. Aber welche Möglichkeiten gibt es?

Die besten Weihnachtsbäumem sind Öko-Bäume oder welche aus dem regionalen Forst.
Die besten Weihnachtsbäumem sind Öko-Bäume oder welche aus dem regionalen Forst. (Foto: Shutterstock / Happy Hirtzel)

1: Bio-Weihnachtsbaum

Der Tipp der Umweltschutzorganisation lautet: "Umweltfreundlicher ist es, sich für eine heimische Fichte, Kiefer oder Weißtanne als Weihnachtsbaum zu entscheiden, die aus einer Öko-Weihnachtsbaum-Plantage oder aus dem Wald stammt." 

Für den biologischen Weihnachtsbaum spricht so einiges:

  • Die für Neupflanzungen vorgesehene Flächen werden nicht mit Herbiziden kahl gespritzt.
  • Als 'Gras- und Unkrautvernichter' werden Schafe eingesetzt. Sie halten das Gras zwischen den Bäumen kurz und düngen gleichzeitig mit ihren Ausscheidungen die Anbaufläche.
  • Bio-Bäume werden unter strengen ökologischen Kriterien gepflanzt, auf Pestizide und Düngung wird verzichtet.
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So erkennen Sie Öko-Bäume

Ökologische Weihnachtsbäume tragen ein FSC-, Naturland-, Demeter-, Bioland-Siegel oder das Bio-Siegel der Europäischen Union. Bio-Tannen sind nicht wesentlich teurer, sie sind allerdings nicht überall zu haben. Das Angebot wächst von Jahr zu Jahr: Inzwischen gibt es deutschlandweit ungefähr 800 Verkaufsplätze. Der Marktanteil der Öko-Weihnachtsbäume ist allerdings noch immer gering. Nach einer Erhebung von Robin Wood beträgt er nur rund 0,6 Prozent.

Tipp: Robin Wood hat eine aktuelle, ausführliche Liste mit Verkaufsstellen von Öko-Weihnachtsbäumen erstellt. 

2: Heimische Bäume

Es muss nicht unbedingt ein Öko-Baum sein. Regionale Forstbetriebe baumen heimische Fichten, Kiefern oder Tannen auf sogenannten Sonderflächen unter Trassen für Hochspannungsleitungen an – eine gute Alternative zu den gespritzten Bäumen von den Weihnachtsbaum-Plantagen. Die Bäume haben kurze Transportwege und schneiden damit in puncto Ökobilanz gut ab.

Und: An den Adventswochenenden finden in den Forsten oft Aktionen statt, bei denen man sich seinen Weihnachtsbaum selbst aussuchen und absägen darf. 

Tipp: Auf proplanta.de sehen Sie, wo Sie Ihren Baum selbst schlagen können.

Natürliche Weihnachtsbäume sind klimaneutral

Wer Bedenken hat, sich einen echten Baum zum Weihnachtsfest ins Wohnzimmer zu stellen, darf beruhigt sein: Natürlich gewachsene Weihnachtsbäume sind in der Regel klimaneutral. Zumindest, wenn sie aus der Region stammen. Währends ihres Wachstums verarbeiten die Tannenbäume klimaschädliches Kohlendioxyd aus der Atmosphäre. "Bei der späteren Verwertung des Baumes wird aber weniger CO2 freigesetzt, als vorher gespeichert wurde", erklärt Saskia Blümel vom Verband Natürlicher Weihnachtsbaum e.V.

Das Fazit: Ein natürlicher Weihnachtsbaum darf bedenkenlos ins Wohnzimmer gestellt werden.

Weihnachtsbaum im Topf – nur bedingt eine gute Idee
Weihnachtsbaum im Topf – nur bedingt eine gute Idee (Foto: Shutterstock / BublikHaus)

3: Weihnachtsbaum im Topf

Eine schöne Alternative zum Weihnachtsbaum, der spätestens Anfang Januar nur noch lästig ist, ist ein Weihnachtsbaum mit Wurzelballen. Den können Sie nach der Weihnachtszeit im eigenen Garten einpflanzen. 

Ist der Weihnachtsbaum im Topf sinnvoll?

Topf klingt erst einmal gut. Etwa jeder zehnte Baum wird laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SdW) inzwischen im Topf verkauft. Die Wurzeln sind noch dran, nach Weihnachten können die Bäume wieder ausgepflanzt werden. Alles schön, oder?

Stopp, langsam, sagt Rudolf Fenner, Waldexperte bei der Umweltschutzorganisation Robin Wood. "Zunächst einmal: Die wenigsten Weihnachtsbäume, die im Topf angeboten werden, können überhaupt ausgepflanzt werden." Denn: Die Wurzeln werden so weit gekappt, dass sie in den Topf passen. "Von solchen Bäumen wird kaum einer anwachsen", weiß der Experte.

Wenn, dann sollte es ein Gehölz sein, das nicht nur für ein Leben als Weihnachtsbaum, sondern tatsächlich als Gartenpflanze vorgesehen ist. Solche Pflanzen wurden in ihrem Vorleben mehrfach in der Baumschule oder Gärtnerei umgesetzt und konnten deshalb die wichtigen Feinwurzeln ausbilden, die später beim Überleben helfen.

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Topf-Bäume vorsichtig behandeln …

Und auch dann gibt es noch einiges zu beachten. Denn: Die Bäume müssen gut versorgt werden, während sie übergangsweise bei uns wohnen. Das heißt: etwa alle zwei bis drei Tage gießen; auch sollte der Baum nicht direkt am warmen Ofen oder der Heizung stehen. Beim Dekorieren und Abhängen des Baumschmucks darf er nicht beschädigt werden.

Im warmen Wohnzimmer werden die getopften Bäume außerdem aus ihrem 'Winterschlaf' geweckt, sagt Waldexperte Fenner. "Sie verlieren ihre Frostresistenz" – und ihre Knospen schalten auf baldigen Austrieb um.

… und nach Weihnachten nicht gleich aussetzen

Deshalb gilt: Nach Weihnachten nicht gleich auspflanzen, sondern erst einmal an einem "kühlen, aber frostfreien Platz wieder in den Winterschlafmode bringen." Ansonsten droht der Baum zu erfrieren. Ein paar Tage im kühlen Flur, unbeheizten Wintergarten oder der frostfreien Garage bereiten den Baum wieder auf das Leben in der Wildnis vor. Und: Erst einpflanzen, wenn der Boden nicht gefroren ist.

Gut zu wissen: Man kann einen einmal eingesetzten Weihnachtbaum nicht wieder aus dem Gartenboden ausgraben, die Wurzeln zurück in einen Topf drücken und ihn beim nächsten Fest wieder im Haus verwenden. Eine weitere Chance als Weihnachtsbaum im Haus können nur Gehölze bekommen, die in einem ausreichend großen Topf belassen werden.

Auch wenn es so aussehen mag, sind künstliche Weihnachtsbäume keine wirklich sinnvolle Alternative.
Auch wenn es so aussehen mag, sind künstliche Weihnachtsbäume keine wirklich sinnvolle Alternative. (Foto: Shutterstock/Olga Prava)

4: Weihnachtsbaum mieten

Apropos: Sie müssen Ihren Baum auch gar nicht selbst kaufen und nach Weihnachten weiterbetreuen, wenn Sie nicht möchten. Als Alternative bieten immer mehr Gartenbaubetrieben mittlerweile einen Weihnachtsbaum-Miet-Service an. Der Weihnachtsbaum wird angeliefert und nach dem Fest wieder abgeholt und erneut eingepflanzt. Wer online kein regionales Angebot findet, kann in nahegelegenen Gärtnereien nachfragen.

Wichtig zu wissen: Mehr Nachhaltigkeit kostet. So können Mietbäume teurer sein als ein abgesägter Baum. Denn ihre Produktion im Topf und ihre Pflege sind aufwendiger. 

Keine Alternative: Plastikbäume

Plastikbäume sind keine gute Idee, ihre Ökobilanz ist deutlich schlechter als die natürlicher Weihnachtsbäume. Zwar kann der künstliche Baum immer wieder verwendet werden; da die meisten Plastik-Weihnachtsbäume aber aus Fernost kommen, ist ihr ökologischer Fußabdruck schon allein wegen des langen Transportwegs groß.

Und: Auch bei mehrjährigem Gebrauch landet die Plastiktanne früher oder später auf dem Müll und setzt beim Verbrennen Giftstoffe frei.

5: DIY-Bäume

Anders sieht es da mit unkonventionellen, oft selbst gebastelten Weihnachtsbäumen aus, beispielsweise aus Holz oder Metall. Die können viele Jahre zum Einsatz kommen, ohne an Reiz zu verlieren, verlieren ebenfalls keine Nadeln und bereiten auch beim Entsorgen keine größeren (Umwelt-)Probleme.

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