Blumen verschenken zum Valentinstag – ohne Pestizide und Transportflüge

Magazin Februar 2023: Vitamine | Autor: Heike Baier | Kategorie: Bauen und Wohnen | 10.02.2023

Rote Rosen werden gerne zum Valentinstag verschenkt. Besonders umweltfreundlich ist das allerdings nicht.
Foto: Fusionstudio/Shutterstock

Es müssen ja nicht immer Rosen sein zum Valentinstag. Wer ein wenig flexibel in der Blumenwahl ist, findet selbst im Februar schöne Blüten, die ohne Pestizide, Transportflüge oder unfaire Arbeitsbedingungen auskommen. Wir sagen, wo.

  • Zum Valentinstag am 14. Februar werden gerne Rosen verschenkt. Diese stammen jedoch häufig aus entfernten Anbauländern, wo sie unter schlechten Arbeitsbedingungen und dem Einsatz von gefährlichen Pestiziden hergestellt werden.
  • Eine Alternative sind Blumen mit Fairtrade-, Bioland- oder Naturland-Siegel. 
  • Besser ist es jedoch auf regional bereits erhältliche Blumensorten, wie beispielsweise Tulpen, umzuschwenken.

Rosen zum Valentinstag – wo ist das Problem? Das Problem ist, dass in Europa um den 14. Februar herum ziemliche Kälte herrscht. Doch nicht nur die Rose, die meisten gängigen Schnittblumen brauchen Wärme zum Wachsen und werden deshalb zum Valentinstag massenweise von anderen Kontinenten wie Afrika oder Südamerika eingeflogen.

Blumen zum Valentinstag? 

Rosen legen Tausende Flugkilometer zurück, sie wachsen meist in Monokulturen mit hohem Pestizideinsatz und unter miesen Arbeitsbedingungen. Sie müssen bewässert werden in Regionen, in denen Wasser ohnehin knapp ist. Trotzdem wäre es aus ökologischer Sicht um diese Jahreszeit nicht besser, die gleiche Blume aus einem europäischen Gewächshaus zu kaufen.

Das hat die Schweizer Max-Havelaar-Stiftung 2018 in einer Studie berechnet: Zwar sind die Emissionen von Treibhausgasen aus dem Transport per Flugzeug immens hoch. Aber immer noch niedriger als der CO2-Ausstoß, der durch das Beheizen von niederländischen Gewächshäusern entstanden wäre. Zumindest so lange, wie diese noch nicht auf erneuerbare Energien umgestellt sind.

Wie erkennt man Blumen aus fairem Handel?

An einem Verbrauchersiegel, das für den Anbau der Blumen zu fairen Bedingungen steht. Mit Abstand am meisten verbreitet ist derzeit das Fairtrade-Siegel, das es seit 2005 speziell für Blumen gibt: 631 Millionen Blumen mit dem blau-grünen Logo auf schwarzem Grund haben deutsche Unternehmen 2021 eingeführt. Überwiegend kommen sie von Blumenfarmen in Ostafrika, vor allem Kenia und Äthiopien.

Der Fairtrade-Standard garantiert unter anderem, dass die Beschäftigten feste Arbeitsverträge erhalten, sich gewerkschaftlich organisieren dürfen oder im sicheren Umgang mit Pestiziden trainiert werden. Er schließt auch Kinder- oder Zwangsarbeit aus und verlangt die Bezahlung des gesetzlichen Mindestlohns. Diese gesetzlich geregelten Löhne sind in manchen Produktionsländern jedoch viel zu niedrig angesetzt.

Tulpen sind eine Alternative zu Rosen an Valentinstag.
Tulpen sind eine Alternative zu Rosen an Valentinstag. (Foto: Edler von Rabenstein/Shutterstock)

Was das Siegel bisher noch nicht erreichen konnte, sind Löhne auf existenzsicherndem Niveau oder Mindestpreise, wie sie beispielsweise für Fairtrade-Kaffee bezahlt werden. Dafür fließen zehn Prozent des Verkaufspreises von Fairtrade-Blumen als Prämie zurück ins Anbauland und können von Arbeiterinnen für Gemeinschaftsprojekte eingesetzt werden.

Blumen mit Fairtrade-Siegel werden derzeit zum großen Teil im Lebensmitteleinzelhandel verkauft, sind aber auch bei Floristen oder im Blumenfachhandel zu haben. Eine Anbietersuche ist hier möglich: Fairtrade Deutschland.

Wo gibt es Blumen ohne Pestizide?

Blumen können ohne Ende gespritzt werden – und sie werden es auch, wie unser Rosensträuße-Test zeigt. Denn anders als bei Obst und Gemüse gelten bei ihnen keine Grenzwerte für Pestizidrückstände. Wer einen Strauß komplett ohne Pestizide sucht, muss im Februar ein paar Zugeständnisse machen. Das Angebot an Schnittblumen mit Bio-Siegeln wie Naturland oder Bioland ist in dieser Jahreszeit rar bis nicht existent.

Spezialisiert auf "Schnittblumen aus der Region, die frei von Pestiziden sind" hat sich die Slowflower-Bewegung, ein Zusammenschluss aus rund 200 Blumengärtnereien und Floristen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die größeren Gärtnereien unter ihnen bieten zum Valentinstag auch einen Blumenversand an, beispielsweise Floralita. 

Doch auch bei ihnen ist das Angebot im Februar begrenzt. Corinna Hölzel vom BUND rät, auf Wochenmärkten Ausschau zu halten nach derzeit blühenden Topfpflanzen, die es aus Bio-Anbau gibt – beispielsweise Christrosen. Bezugsquellen finden sich daneben hier: Fördergemeinschaft ökologischer Zier- & Gartenpflanzen föga e.V..

Sind Tulpen eine Alternative zu Valentinstag? 

Auch Tulpen sind in Hölzels Augen eine Alternative für den Valentinstag: "Tulpen wachsen häufig in Europa. Nach unseren Untersuchungen sind sie nicht so stark mit Pestiziden belastet und vor allem nicht mit solchen, die in der EU keine Zulassung haben."

Und wenn es denn doch unbedingt Rosen sein sollen? Dann sind solche mit Fairtrade-Siegel in puncto Pestizide ein Kompromiss. Auch sie dürfen zwar gespritzt werden, allerdings verbietet die Organisation 207 besonders gefährliche Pestizide und schränkt den Einsatz von weiteren 39 Pestizidwirkstoffen ein. Überdies wichtig: Der Standard beinhaltet Konzepte zur Pestizidreduzierung und zum Schutz von Arbeiterinnen und Arbeitern.

Gibt es im Februar überhaupt nachhaltige Blumen?

Gibt es schon – wenn man bereit ist, abseits des üblichen Rosenstraußes zu denken. Im Freiland wachsen mancherorts bereits Tulpen und sogar Iris, die gegen Kälte mit Vliesen und Folien geschützt werden. Sehr hübsch, aber leider nur bedingt für den Blumenstrauß geeignet sind erste Schneeglöckchen, Krokusse, Blausterne oder Traubenhyazinthen.

Ökologisch verträglich sind jetzt auch regional wachsende Sorten aus dem Gewächshaus, wenn sie keine zusätzliche Wärme- und Lichtzufuhr benötigen. Laut Emma Auerbach von der Slowflower-Bewegung blühen mancherorts im Februar bereits Schneeball, Winterjasmin, Winterlevkojen oder Anemonen.

Und noch ein letzter Tipp zum Valentinstag von Emma Auerbach: Ein Blumenabo für den Sommer verschenken. "Das ist beliebt bei unseren Kunden und quasi ein Gutschein, für den die beschenkte Person mit Beginn der üppigeren Blumensaison im Frühling im regelmäßigen Abstand Sträuße bekommt.

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