16 Fertigspachtelmassen im Test

Kommt nicht aus der Tube

Jahrbuch für 2016 | Kategorie: Bauen und Wohnen | 09.10.2015

16 Fertigspachtelmassen im Test

Wer keine Lust hast, selbst den Gips anzurühren, um Löcher zuzuspachteln, kann die Masse auch einfach aus der Tube drücken. Doch so ganz ohne Mängel war in unserem Test keine der untersuchten Fertigspachtelmassen: Bei vielen haperte es im Praxistest, einige fielen mit problematischen Konservierungsstoffen auf.

Kleine Löcher in der Wand - zum Beispiel an Stellen, an denen vorher Dübel Halt für Bilder und Regale gegeben haben - müssen spätestens beim Umzug geschlossen werden. Möglicherweise haben gerade mühsam eingesetzte Dübel auch nicht gehalten, ein Stück Wand ist herausgebrochen und nun klafft ein größeres Loch. Eigentlich braucht man jetzt nur etwas Gips, den man mit Wasser anrühren und verspachteln muss. Findige Hersteller hatten jedoch die Idee, ein Fertigprodukt anzubieten, das diesen kleinen Arbeitsschritt einspart: Fertigspachtelmassen aus der Tube.

Wir kauften 16 weiße Fertigspachtelmassen ein, um sie sowohl auf Inhaltsstoffe als auch in der praktischen Anwendung prüfen zu lassen.

Das Testergebnis

Voll überzeugen kann keine Fertigspachtelmasse. Im Praxistest gibt es bei allen mehr oder weniger kleine Schwächen, und mit einigen Konservierungsmitteln sind wir auch nicht einverstanden. Dennoch können wir vier "gute" Produkte empfehlen.

Die meisten Rezepturen sind mit Isothiazolinonen konserviert, die Allergien auslösen können. Wir werten jedoch nur hohe Gehalte sowie chlorierte Isothiazolinonverbindungen (CIT) ab, da Letztere ein besonders hohes sensibilisierendes Potenzial haben und bereits kleine Mengen reichen, um allergische Reaktionen auszulösen. Nicht einverstanden sind wir auch mit Formaldehyd/-abspaltern. Hinzu kommt, dass sich die Hersteller sehr verschwiegen zeigen und die eingesetzten Konservierungsmittel nicht deklarieren. Auch eine Allergikerhotline sollte bei Produkten mit Isothiazolinonen angeboten werden. Lediglich die Molto-Spachtelmasse braucht wegen des enthaltenen Alkohols nicht konserviert zu werden.

Nur einmal spachteln und fertig - das wäre schön. Das leistet keine untersuchte Spachtelmasse, auch bei Aufträgen von nur vier bis fünf Millimetern wie in unserem Test. Alle schrumpfen beim Trocknen und bilden eine Delle. In fünf Fällen sank die Masse zwar nur leicht ein, dennoch muss ein zweites Mal gespachtelt werden, um eine glatte Oberfläche zu erzielen. Eine zweite Spachtelschicht empfehlen die Anbieter - wenn überhaupt - meist nur bei dickeren Spachtelaufträgen. Der Knauf Rotband Reparaturspachtel machte unseren Testern jedoch schon vorher das Leben schwer: Die Masse mit "Mikroperlen-Technologie" bekommt man nur unter Aufbietung aller Kräfte aus der Tube; will man gar einen Riss schließen, kann man schier verzweifeln.

Gute Anleitungen sind Mangelware. Anscheinend gehen die Hersteller nur von versierten Anwendern aus. Wie man mit schwierigem Untergrund umgehen soll, zum Beispiel wenn er sandig oder porös ist, teilen etliche Hersteller nicht mit. In so einem Fall muss nämlich unbedingt grundiert werden, sonst hält nichts, warnt unser Experte. Besonders dürftig sind die Hinweise von Hellweg und Hornbach.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

16 weiße Fertigspachtelmassen in der Tube, überwiegend aus Baumärkten: Reparatur-, Renovier-, Füll-, Fein- oder Fertigspachtel. Die Preise liegen bei zirka 3,50 bis 5,50 Euro pro Tube, bei unterschiedlich schwerem Inhalt.

Die Inhaltsstoffe

In der Regel sind die Fertigspachtel wasserbasiert und konserviert. Zu diesem Zweck landen zum Beispiel problematische Formaldehyd/-abspalter oder Isothiazolinone in der Tube, die reizen und Allergien auslösen können. Besonders die chlorierte Verbindung Chlormethylisothiazolinon (CIT) hat ein hohes allergenes Potenzial. Noch kritischer sehen wir Formaldehyd, weil es unter Krebsverdacht steht. Wir ließen die Produkte unter anderem auf verschiedene Konservierungsmittel testen.

Die Praxisprüfung

Wie sich die Spachtelmassen verarbeiten lassen, das prüfte ein Berufsschulfachlehrer und Malermeister. Als Vorbereitung fertigte er zirka vier Millimeter tiefe Schlitze in verputzten Oberflächen, in Holzwerkstoffplatten und in gestrichenen Platten an, um diese dann - je nach Angaben der Hersteller - mit den Fertigmassen auszuspachteln und mit einem flexiblen Metallspachtel (Japanspachtel) zu glätten. Nach dem Trocknen wurde die Fuge fachmännisch geprüft und mit Dispersionsfarbe überstrichen. Außerdem nahm unser Experte die Verarbeitungs-, Lager- und Entsorgungshinweise unter die Lupe.

Die Weiteren Mängel

ÖKO-TEST prüfte eingehend die verbraucherrelevanten Angaben zur Rezeptur: Welche Konservierungsmittel werden eingesetzt? Werden Gefahrstoffe richtig deklariert? Wird eine Hotline für Isothiazolinon-Allergiker angeboten und bekommt man dort und am Infotelefon auch richtige Auskünfte? Außerdem ließen wir die Verpackung auf umweltschädliche chlorierte Verbindungen testen.

Die Bewertung

Inhaltsstoffe haben bei unserer Bewertung oberste Priorität, denn der Verbraucher möchte zu Hause keine dicke Luft haben. Das heißt, ein Gesamturteil kann nicht besser sein als dieses Testergebnis. Die Weiteren Mängel beziehen sich auf die Deklaration der Inhaltsstoffe und verschlechtern somit dieses Testergebnis.

Jahrbuch für 2016
Jahrbuch für 2016

Jetzt Ausgabe als ePaper kaufen!