Die Hautreinigung mit Peelingkörnern – bei der die obersten Hautschichten gezielt mit Schleifpartikeln entfernt werden – und vergleichbaren Reib- und Raspel-Methoden haben Tradition in der Körperpflege. Schon Kleopatra soll in saurer Milch gebadet haben, um von deren milde ätzender Wirkung auf die Haut zu profitieren. Noch heute kommen in Säure-Peelings neben Frucht- auch Milchsäuren zum Einsatz, um Teile der Oberhaut abzutragen.
Der Begriff "Peeling", wie wir ihn kennen, ist übrigens nur Pseudo-Englisch: Was wir im Deutschen so bezeichnen, ist in angelsächsischen Ländern häufiger als "body scrub", "face scrub" oder unter dem Terminus "exfoliation" (dt.: Abblättern) zu finden.
Ist Peeling überhaupt gut für die Haut?
Ein Peeling kann zweifellos als angenehm empfunden werden – aber ist es auch gut für die Haut? Oder hilft es wenigstens dem Teint? Hersteller geizen zumindest nicht mit Verheißungen wie beispielsweise, ihr Produkt würde der Haut "ein strahlend-frisches Aussehen" verleihen oder für ein "samtig-weiches Hautgefühl" sorgen.
Peelings sollen gegen Unreinheiten und Pickel helfen oder die "Mikrozirkulation der Haut" (also die Durchblutung) fördern. Was sagen Forschung und Experten zu möglichen Vorteilen?
Diese Vorteile werden mit Peeling verbunden
Vorteil 1: Peelen entfernt Hautschuppen. Für eine gelegentliche Peelingkur spricht zweifellos: Sie entfernt abgestorbene Hautpartikel von der obersten Hautschicht, die anschließend, gemeinsam mit den Schleifpartikeln, von Bein, Bauch und Wange gewaschen werden. Das alleine kann schon dafür sorgen, dass die Haut als strahlender, glatter oder weicher empfunden wird.
Aber: Nötig ist das allerdings nicht zwingend. Denn: Abgestorbene Hautzellen lösen sich auch auf natürliche Weise von der Haut (sogenanntes "Abschilfern"), ohne dass man durch ein Peeling nachhelfen müsste. Unsere Haut erneut sich vielmehr etwa alle 28 Tage von selbst: Hautzellen wandern dabei von den tiefsten zu den obersten Schichten und schälen sich schließlich ab.
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Vorteil 2: Peelen macht sauber(er). Ein zweiter Punkt fürs Peeling: Es entspricht zugleich einer besonders gründlichen Reinigung der Haut. Meint: Wer peelt, kann damit auch Schmutz und Schweiß aus Poren und Fältchen entfernen, die Wasser und Seife entgangen sind. Damit sorgt das Peelen für sauberere Haut – ein Effekt, der sich aber auch mit einem Luffaschwamm erreichen lässt.
Aber auch hier gilt: Extra sauber sein ist schön, aber nicht zwingend nötig. Niemand bekommt hygienische Probleme, weil er oder sie nicht regelmäßig zum Peeling greift. Im Gegenteil: Zu häufiges oder zu aggressives Peelen birgt eher die Gefahr, der Haut Schaden zuzufügen (siehe dazu auch unten).
Peeling: Wann die Schleifarbeit gut für die Haut ist
Vorteil 3: Peelen sorgt für Wohlbefinden. Ein weiterer Positiv-Effekt des Peelings ist psychologischer Natur. Wie viele andere Wellness-Anwendungen steigert die Schleifkur das subjektive Wohlbefinden selbst dann, wenn gar kein anhaltender gesundheitlicher oder kosmetischer Effekt erzielt werden sollte. Denn: Körper- und Selbstpflege sorgen von ganz allein für mehr Zufriedenheit, beispielsweise wird beim Einreiben das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das auch eine gelungene Massage so angenehm macht.
Vorteil 4: Peelings können zur Hautpflege beitragen. Fast alle Peeling-Produkte für Zuhause, die in der Drogerie zu finden sind, bestehen natürlich nicht nur aus reinen Schleifpartikeln – sonst könnten Sie sich gleich mit Sand einreiben. Stattdessen werden die Raspelpartikel mit pflegenden Ölen gemischt, zu denen weitere kosmetische Wirkstoffe kommen können. Je nach Zusammensetzung kann ein Peeling-Produkt deshalb durchaus eine hautpflegende Wirkung haben, die über die Folgen des reinen Abschrubbens hinausgeht.
Um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen, muss aber natürlich nicht unbedingt ein Peeling her: Auch Körperbutter, Tagescreme, Körperöl, Bodylotion & Co., die wir in unserem Kosmetik-Tests regelmäßig untersuchen, tun hier gute Dienste.
Vorteil 5: Peelen beugt eingewachsenen Haaren vor: Haare können leichter einwachsen, wenn ihnen der Weg durch die Hautoberfläche versperrt wird, beispielsweise durch abgestorbene Hautschüppchen oder Talg. Ein Peeling kann helfen, solche "Hindernisse" vorbeugend beiseitezuräumen.
Vor- und Nachteil 6: Peelen sorgt – wortwörtlich – für neue Haut. Ein weiterer Effekt des Peelens kann eigentlich nur als "leichte Selbstverletzung aus kosmetischen Gründen" beschrieben werden. Denn: Tatsächlich werden beim Peeling ja Teile der obersten Hautschicht mit voller Absicht abgetragen. Sei es mit mechanischen Mitteln – schleifen, rubbeln, hobeln, reiben – oder auf chemische Weise, also mithilfe von (Frucht-)Säuren.
Das ist erwünscht, denn: Wenn sich die Haut von ihrer "Verletzung" wieder etwas erholt hat – was umso länger dauert, je tiefer gepeelt wurde –, soll sie dank der brandneuen, noch unverhornten und unbeschädigten Hautzellen glatter und elastischer, frischer und jünger aussehen als zuvor. Ist da was dran? Einige Studien der letzten 25 Jahre, die die Effekte von mechanischen und chemischen Peelings an Probandinnen untersucht haben, sagen: Ja, das Peelen kann für (kleinere) kosmetische Verbesserungen sorgen.
Peeling: Diese Effekte sind tatsächlich untersucht
Ende 2022 ist eine US-amerikanische Studie erschienen, für die 36 Frauen eine abendliche Peeling-Creme auftragen sollten, die mit Fruchtsäuren wirkt. Nach rund einem Monat stellten die Forscher beobachtbare Verbesserungen bei verschiedenen kosmetischen Parametern – wie Faltenglättung oder Hautbeschaffenheit – fest. Bei der Creme, die in der Studie verwendet wurde, handelte es sich um ein Präparat mit 4,5-prozentiger AHA/BHA-Mischung, wie sie ähnlich auch in Säurepeelings vorkommt, die Sie in der Drogerie bekommen.
Wer die Fotos betrachtet, die der Studie beigegeben sind, mag selbst entscheiden, ob die festgestellten Effekte (un)auffällig genug sind, um einen vergleichbaren Eigenversuch mit einem Produkt aus der Drogerie zu wagen.
Wichtig: Die Studien-Probandinnen sollten die Creme täglich anwenden – was für die Drogerie-Produkte explizit nicht empfohlen wird (dort gilt: höchstens zweimal die Woche). Und: Lang anhaltende Jungbrunnen-Effekte sind auch keine zu erwarten – weil die künstlich verjüngte Haut natürlich selbst wieder zu altern beginnt und, nach spätestens vier Wochen, ihre alte Form wiedergefunden haben dürfte.
Fazit: Peelings können abgestorbene Hautpartikel entfernen, die Haut gründlich reinigen, als "Wellness-Faktor" das Wohlbefinden steigern und die Haut pflegen (sofern das Peeling entsprechende Wirkstoffe enthält). Medizinisch ist das Peelen aber nicht notwendig – die Haut erneuert sich auch von alleine; ein Prozess, der nicht beschleunigt werden muss, indem man die Haut durch Peelen bewusst verletzt und damit zu einer schnelleren Regeneration zwingt.
Ein Beauty-Effekt kann sich trotzdem ergeben: Aus der Forschung gibt es plausible Hinweise darauf, dass die nachgewachsene Haut tatsächlich (erst mal) jünger, gleichmäßiger und fester wirkt. Anti-Aging-Wunder darf man sich aber keine erwarten. Zum einen gewinnt die Haut ihre alte Form zurück, zum anderen wirken handelsübliche Peelings bewusst nur oberflächlich und erneuern keine tieferen Hautschichten.
Zu guter Letzt besteht die sehr reale Gefahr, es mit der Schälkur zu übertreiben. Denn: Zu häufiges, zu aggressives oder zu tiefes Peeling kann der Haut erwiesenermaßen mehr schaden als nützen und bestehende Symptome verschlimmern. Außerdem verträgt nicht jede Haut jedes Peeling.
Körperpeeling richtig anwenden: Tipps
Die "American Academy of Dermatology" (AAD), der Berufsverband der US-amerikanischen Dermatologen, empfiehlt deshalb, beim heimischen Peeling folgende Punkte zu beachten:
- Wer spezielle Hautpflegeprodukte oder Medikamente nutzt, die sich auf die Haut auswirken – und beispielsweise dafür sorgen, dass sie empfindlicher wird oder sich abschält –, sollte nicht peelen. Es besteht die Gefahr, dass sich bereits bestehende Symptome verschlimmern.
- Das Peeling sollte zum Hauttyp passen: Menschen mit trockener, empfindlicher oder aknegeplagter Haut wird eher ein mildes chemisches Peeling nahelegt; Menschen mit fettiger und/oder dickerer Haut dürfen auch auf stärkere chemische oder mechanische Peelings zurückgreifen.
- Peeling sanft anwenden: Tragen Sie das Produkt 30 Sekunden lang mit kleinen, kreisenden Bewegungen auf, gegebenenfalls mit Pinsel oder Schwämmchen. Spülen Sie es dann mit lauwarmem – nicht heißem – Wasser ab. Peelen Sie nie bei offenen Wunden oder Sonnenbrand.
- Nach dem Peelen eine feuchtigkeitsspendende Creme auftragen. Denn: Das Peeling kann die Haut austrocknen, weil durch die Verletzung der oberen Hautschichten Wasser verlorengeht.
- Nicht übertreiben: Zu häufiges Peelen strapaziert die Hautbarriere und fördert auf Dauer die Verhornung. Außerdem gilt allgemein: Je aggressiver die Peeling-Methode, desto seltener sollte sie durchgeführt werden.
Die Dermatologin Ranella Hirsch macht in der Washington Post außerdem auf die verbreitete Fehlannahme aufmerksam, dass man schuppige Haut mit einem Peeling behandeln solle. Das sei falsch, denn: "Wenn man schuppige, trockene Haut hat, sollte man sie mit Feuchtigkeit versorgen, nicht abschälen", so die Expertin.
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