Neue Kleidung waschen: Müssen Sie Klamotten vor dem Tragen waschen?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Kosmetik und Mode | 10.01.2024

Neue Kleidung waschen: Muss man Klamotten vor dem Tragen waschen?
Foto: Shutterstock/Drazen Zigic

Für die meisten selbstverständlich: Vor dem ersten Anziehen muss ein neues Kleidungsstück erst mal in die Waschmaschine. Tatsächlich gibt es gute Gründe dafür, neue Kleidung erst einmal zu waschen. Nur in wenigen Fällen gibt es Ausnahmen.

Ist die Shoppingtour abgeschlossen, stellt sich die Frage: Dürfen die neuen Sachen gleich angezogen werden oder sollten sie vorher gewaschen werden?

Die meisten entscheiden sich dafür, neue Kleidung zunächst einmal zu reinigen. Dafür spricht sich auch die Plattform "Forum Waschen" aus, hinter der der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW) steht. Dort heißt es: "Neu gekaufte Textilien sollten vor dem ersten Tragen gemäß den Pflegesymbolen im Textiletikett gewaschen werden, um mögliche produktionsbedingte Stoffe (z.B. überschüssige Farbstoffe oder Konservierungsstoffe) in der Faser zu entfernen."

Neue Kleidung waschen? Normalerweise schon

Was hier so sachlich formuliert wird, lässt sich auch übersetzen als: Die Herstellung von Mode ist häufig eine schmutzige Angelegenheit. Der WDR spricht davon, dass bei der Textilveredelung rund 6.500 verschiedene Chemikalien zum Einsatz kommen können, von denen viele als problematisch gelten. Verbraucher bekommt davon meist nichts mit, weil auf dem Etikett zwar angegeben ist, aus welchem Material ein Kleidungstück besteht, aber nicht, mit welchen Mitteln es behandelt wurde.

Besonders intensiv hat sich in den vergangenen Jahren auch die Organisation Greenpeace mit giftiger Mode beschäftigt und dort vor allem den Einsatz von Alkylphenolen (AP), Alkylphenolethoxylaten (APEO), per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC/PFAS) sowie Phthalaten in der Textilherstellung kritisiert (siehe Detox-Report 2021). Vor rund einem Jahr wies Greenpeace nach, dass die Kleidung des Fast-Fashion-Anbieters Shein fast durchgängig mit Spuren gefährlicher Chemikalien belastet war.

Warum Sie Kleidung vor dem Tragen waschen sollten

Für Verbraucher heißt das: Je nach Hersteller, Kleidungsstück und Produktionsmethode ist davon auszugehen, dass neu gekaufte Kleidung vor dem Tragen noch mit bedenklichen Stoffen belastet ist (und in ungünstigen Fällen auch noch danach).

Waschen vor dem Tragen kann hier die eigene Gesundheit schonen – auch wenn die enthaltenen Problemstoffe dann im Abfluss und darüber in der Umwelt landen. Deshalb besser: Suspekte Günstigmode gar nicht erst kaufen, um die Nachfrage nach umweltschädlicher Kleidung nicht weiter zu steigern.

Meist weniger belastet ist Secondhand-Kleidung (da sie bereits vielfach gewaschen wurde), Naturmode, ungefärbte und ungebleichte Bekleidung sowie solche, die mit aussagekräftigen Textilsiegeln ausgestattet ist. So lassen sich nicht nur umweltschädliche, sondern auch allergene (Reiz-)Stoffe aus dem Kleiderschrank fernhalten.

Doch nicht nur eine mögliche Belastung mit Problemstoffen ist ein Grund, neue Kleidung zu waschen. Auch die Hygiene spielt eine Rolle – schließlich können Sie nicht sicher wissen, wie viele Personen ein Kleidungsstück zuvor bereits anprobiert haben. Je näher also etwas auf der Haut getragen wird, desto eher empfiehlt sich Waschen nach dem Kauf. Wer unter einer Kontaktallergie leidet, sollte Neu-Kleidung erst recht nicht ungereinigt anziehen.

Mögliche Ausnahmen: Neue Pullover, Jacken oder Outdoor-Kleidung müssen meist nicht gewaschen werden. Hier kann auch gründlich ausgelüftet werden.

Achtung, neue Kleidung kann abfärben

  • Da neu gekaufte Textilien eher aus- bzw. abfärben als andere, sollten Sie sie möglichst zusammen mit gleichfarbigen Textilien waschen. 
  • Besteht neue Bekleidung aus Kunststofffasern, gibt sie beim ersten Waschen produktionsbedingt besonders viel Mikroplastik ab. Dass die Stoffe dann auch im Abwasser landen, lässt sich mit speziellen Waschbeuteln, die einen Teil der Fasern auffangen, zumindest etwas verhindern. Oder indem man gleich plastikfreie Kleidung kauft. Mehr in: Waschen ohne Mikroplastik: Ratschläge für weniger Plastik in der Wäsche
  • Und: Wer nachhaltiger hergestellte (Natur-)Mode kauft, tut natürlich auch etwas für Näherinnen, Fabrikarbeiter und Umwelt in den Herstellungsländern, die am meisten unter den Folgen einer 'toxischen' Modeindustrie zu leiden haben.

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