Nachhaltige Schuhe: Wie ökologisch sind Kork, Kunstleder & Co.?

Autor: Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 20.01.2021

Nachhaltige Schuhe gibt es in vielen Formen und Stilen.
Foto: Ajakor/Shutterstock

Kunstleder, recyceltes Plastik oder doch lieber Kork? Wer beim Schuhkauf auf nachhaltige und ökologische Treter achten will, steht einem Dschungel an Alternativen gegenüber. Mit unseren Tipps behalten Sie die Übersicht.

  • Der Großteil unserer Schuhe wird unter prekären Arbeitsbedinungen und dem Einsatz umweltschädigender Stoffe produziert. Eine Alternative sind nachhaltig und fair produzierte Schuhe. 
  • Verbraucher haben die Wahl zwischen Schuhen aus Tierleder und Schuhen aus pflanzlichen oder synthetischen Stoffen. 
  • Verschiedene Öko-Siegel geben Auskunft über die Herkunft der verwendeten Materialien.

Laut des Statistik-Portals Statista wurden im vergangenen Jahr weltweit rund 24,3 Milliarden paar Schuhe hergestellt. Größter Produzent war dabei China, gefolgt von Indien und Vietnam. Der Großteil dieser Schuhe wird, laut der europäischen Initiative Change your Shoes, unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen und Verwendung von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Zusatzstoffen produziert.

Eine Alternative sind Schuhe aus nachhaltiger und fairer Produktion. Diese bestehen zum Beispiel aus Materialien wie Bio-Baumwolle, Naturkautschuk oder Recycling-Kunstleder. Das Beste: Es gibt sie inzwischen in vielen verschiedenen Stilen und Formen – von der Ledersandale bis zum Winterstiefel. 

Aber welche Materialien sind am umweltfreundlichsten? Und welchen Siegeln können Verbraucher vertrauen? Wir stellen die wichtigsten vor und zeigen, worauf Sie achten sollten.

Schuhe aus Leder können bei guter Pflege sehr lange halten.
Schuhe aus Leder können bei guter Pflege sehr lange halten. (Foto: Vania Zhukevych/Shutterstock)

Nachhaltige Schuhe: Leder kann umweltschonend sein

Ein besonders schädlicher Schritt in der Schuhproduktion ist die Gerbung, also die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder. Hier werden Chromsalze eingesetzt, wobei krebserregende und erbgutverändernde Stoffe entstehen. Häufig werden diese von den Gerbereien mit dem Abwasser ungeklärt in die umliegenden Gewässer eingeleitet, mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt.

So leiden die Arbeiter in der Lederproduktion laut der Albert-Schweitzer-Stiftung häufig unter Haut- und Atemwegserkrankungen. Die Abwässer aus den Lederfabriken verseuchen zudem Flüsse und Böden in der Umgebung, wodurch die Chemikalien zusätzlich auch in die Nahrungsmittelkette der umliegenden Bevölkerung gelangen.

Eine bessere Ökobilanz hat Leder, das mit pflanzlichen Gerbstoffen aus Eichenrinde oder Rhabarberwurzeln gegerbt wird. Im Gegensatz zur chemischen Gerbung mit Chromsalzen werden hierbei keine giftigen Stoffe freigesetzt. Ebenso wenig befinden sich anschließend Giftstoffe im Endprodukt. Zu erkennen sind Schuhe aus pflanzlichem Leder zum Beispiel an der IVN-Zertifzierung des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft.

Ein weiterer Vorteil: Lederschuhe, die gut gepflegt werden, haben eine lange Lebensdauer. Wer hochwertige und auf pflanzlicher Basis gegerbte Lederschuhe kauft, muss also seltener neue Schuhe kaufen und spart dadurch Ressourcen. 

Aus der Rinde der Korkeichen lassen sich Schuhe herstellen.
Aus der Rinde der Korkeichen lassen sich Schuhe herstellen. (Foto: John Copland/Shutterstock)

Wie nachhaltig sind Schuhe aus Kunst- oder Pflanzenleder? 

Dennoch: Für Veganer sind Lederschuhe offensichtlich keine Alternative. Gut, dass es nachhaltige Schuhe auch aus anderen Materialien gibt. Am geläufigsten sind Produkte aus Bio-Baumwolle, Hanf, Kautschuk und veganem Kunstleder. Letzteres ist allerdings nicht unumstritten. Denn Kunstleder wird auf Erdölbasis hergestellt. Zudem hat das Material häufig eine kürzere Lebensdauer als Tierleder und ist nicht biologisch abbaubar. Auf der anderen Seite müssen für Kunstleder keine Tiere sterben. 

Ähnlich wie in der Bekleidungsindustrie experimentieren junge und etablierte Marken in der Schuhindustrie jedoch auch mit anderen Materialien. So sind in den vergangenen Jahren zum Beispiel Schuhe aus Kork oder Piñatex – einem Abfallprodukt aus dem Ananas-Anbau – auf den Markt gekommen.

Beide Stoffe bieten viele Vorteile: Sowohl Kork als auch Piñatex sind atmungsaktiv und wasserfest. Piñatex wird darüber hinaus auch als Pflanzenleder bezeichnet, da es ähnliche Eigenschaften wie Tierleder hat. Seine Struktur soll ähnlich wie Glattleder sein. Kork wiederum gilt als nachwachsender Rohstoff, weil er aus der Rinde der Korkeichen gewonnen wird, ohne dass die rohstoffgebenden Bäume dafür gefällt werden müssen.

Nachhaltige Schuhe aus Plastikflaschen

Alternativ setzen manche Hersteller, darunter auch große Marken wie Adidas oder Nike, auf Schuhe aus recyceltem Plastik. Besonders beliebt ist dabei die Verwendung von Plastikmüll, der zuvor aus dem Meer gefischt wurde. Aber auch ausrangierte Autoreifen kommen zum Beispiel für Schuhsohlen zum Einsatz. Der Vorteil: Die erneute Nutzung verlängert den Lebenszyklus des Materials. Ein Problem allerdings bleibt: Sobald der Schuh verschlissen ist, wird das recycelte Plastik wieder zu Plastikmüll. 

Schuhe aus recycelten Plastikflaschen sind zu einem Symbolbild für die Suche nach nachhaltigen Lösungen geworden.
Schuhe aus recycelten Plastikflaschen sind zu einem Symbolbild für die Suche nach nachhaltigen Lösungen geworden. (Foto: Jo Galvao/Shutterstock)

Nachhaltige Schuhe: Achten Sie auf diese Siegel 

Aktuell gibt es kein spezielles Siegel, an dem Verbraucher nachhaltige Schuhe erkennen können. Eine Orientierungshilfe bieten allerdings verschiedene Umweltsiegel. Über diese sind zumindest die verwendeten Materialien zertifiziert. 

Folgende Zertifizierungen bieten einen ersten Anhaltspunkt: 

  • Der blaue Engel
  • Fairtrade
  • Made-in-Green
  • Oeko-Tex 100
  • IVN-Zertifizierung

Alle diese Siegel haben gemeinsam, dass sie für faire Arbeitsbedingungen, die Verwendung von natürlichen Materialien und den Verzicht auf giftige Stoffe bei der Ledergerbung stehen. Zudem setzen die Hersteller oft auf Handarbeit statt Massenproduktion und beziehen ihre Rohstoffe, wo möglich, aus der Region. 

Für eine stärkere Kontrolle der Lederindustrie steht darüber hinaus die IVN-Zertifzierung des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft. Hersteller, die das Naturleder-Siegel des Verbands tragen dürfen, müssen strenge Auflagen erfüllen. So darf das verwendete Leder zum Beispiel nur von Tieren aus der Fleischgewinnung stammen.

Außerdem darf für den Gerbungsprozess kein Chrom einsetzt werden. Stattdessen kommen pflanzliche Gerbverfahren zum Einsatz. Positiv ins Auge sticht auch, dass die IVN-Zertifizierung zusätzlich Grenzwerte für Schadstoffe im Endprodukt festlegt. 

Weiterlesen auf oekotest.de: