Nachhaltige Mode: 10 Tipps für einen nachhaltigen Kleiderschrank

Die wichtigsten Fragen zu nachhaltiger Kleidung

Ratgeber Kosmetik und Wellness 2019 | Autor: Birgit Schumacher | Kategorie: Kosmetik und Mode | 17.06.2019

Nachhaltige Mode
Foto: CC0 / Pixabay

Mode als Wegwerfartikel: Kirsten Brodde und Alf-Tobias Zahn kritisieren diese gesellschaftliche Entwicklung. Die beiden haben einen Ratgeber geschrieben für alle, die die 'Wegwerfmode' satt haben und nachhaltige Mode suchen.

Den Kleiderschrank voll, aber nichts zum Anziehen. Denn was gestern noch gefiel, ist heute nicht mehr schön. Weil Klamotten also kaum mehr als eine Saison überstehen, quellen Altkleidercontainer über. Und es ist Zeit, das zu ändern, finden Kirsten Brodde und Alf-Tobias Zahn. 

Brodde, bekannt als Green­peace-Campaignerin, die die Umweltschäden der Modebranche anprangert, und Zahn, der in seinem Blog grossvrtig.de grüne Mode für Männer und Frauen vorstellt, wollen ermutigen und ermuntern. Ihr Ratgeber heißt: "Einfach anziehend. Der Guide für alle, die Wegwerfmode satt haben" (Oekom Verlag, 15 Euro).

Nachhaltige Mode: Experten im Interview

Im Interview sprechen Brodde und Zahn über alte Kleidung, Trends und nachhaltige Mode. Hier lesen Sie eine Kurzfassung, den vollständigen Beitrag gibt's im Ratgeber Kosmetik 2019

ÖKO-TEST: Wie viele Kleidungsstücke braucht der Mensch?

Kirsten Brodde: Das ist sicher sehr individuell. Manche Minimalisten kommen mit zehn oder weniger aus und sind sehr stilsicher; manche haben ein Dutzend gut kombinierbarer Basics und leihen sich Designerteile temporär zu; manche haben über 300 Teile und schwören Stein und Bein, sie bräuchten alle, um sich jeden Tag je nach Stimmung anders anzuziehen. Ich glaube, wir überschätzen, was wir brauchen. Denn bis zu 40 Prozent dessen, was in unserem Schrank hängt, tragen wir selten oder nie.

Nachhaltige Mode: Wie viel Kleidung brauchen wir?

ÖKO-TEST: Und wie viele haben Sie selbst ungefähr in Ihrem Kleiderschrank?

Brodde: Ich habe sicher über 100 Teile, inzwischen alle öko und fair. Die meisten davon sind Basics und das, was wir im Buch Key-Pieces nennen, also vielfach einsetzbare Stücke – eine Mischung aus schick und lässig. Aber gerade liebe ich eine sehr spezielle Jeansjacke von K.O.I. mit Volantärmeln und Fransen sehr, die aussieht als sei sie dem Musical Mamma Mia entsprungen. Das ist dann so ein auffälligeres Statement-Piece – etwas Besonderes, das zu einem passt und gute Laune macht.

Alf-Tobias Zahn: Ich habe in den vergangenen Jahren meinen Kleiderschrank ausgedünnt, habe aber immer noch zu viele T-Shirts. Wenn ich alle Teile zusammenzähle, werde ich vermutlich auch die 100-Teile-Marke reißen. Es gibt also auch in meinem Kleiderschrank noch Verbesserungspotenzial.

Nachhaltige Mode: Widerspruch in sich?

ÖKO-TEST: Wann hatten Sie das letzte Mal das Gefühl, die alten Sachen im eigenen Kleiderschrank satt zu haben und mal wieder etwas Neues zu brauchen? Und was haben Sie dann gemacht?

Zahn: Dieser Impuls kommt immer wieder einmal. Ich habe mir vor zwei Wochen zum Beispiel einen neuen Pullover sowie eine Jeansjacke gekauft.

Brodde: Ich habe den Kleiderschrank meiner erwachsenen Tochter geplündert.

ÖKO-TEST: Modische Trends stehen ja für einen Zeitgeist oder ein vorübergehendes Lebensgefühl. Ist deshalb der Begriff "nachhaltige Mode" nicht ein Widerspruch in sich?

Zahn: Mode ist vorübergehend, richtig. Mode ist aber nicht, alle zwei Wochen neue Kollektionen in Läden hängen zu haben, damit Konsumenten das Gefühl haben, wieder etwas Neues zu brauchen. Das ist eher Marketing und klares Kalkül der großen Textilkonzerne. Fair Fashion Labels können genauso auf den Zeitgeist oder ein Lebensgefühl eingehen und dabei nachhaltig handeln. Alleine schon, auf Massenproduktion zu verzichten und in kleineren Dimensionen zu denken, bewirkt in diesem Bereich viel.

Jugendliche mit nachhaltiger Mode erreichen

ÖKO-TEST: Frau Brodde, Sie haben in einem Interview mit dem Tagesspiegel gesagt, man müsse gerade bei jungen Leuten auch die Sehnsucht ernst nehmen, sich mit Mode verändern und unterscheiden zu wollen. Haben Sie das Gefühl, dass Sie Jugendliche überhaupt mit dem Thema 'öko-fairer Kleiderschrank' erreichen?

Brodde: Viele junge Leute haben die Nase voll vom billigen Discounterlook oder von ebenso banaler Markenware. Die steigen auf grüne Mode um. Und Abstriche an Design und Lebensqualität muss man damit schon lange nicht mehr machen. Meine Tochter kauft viel Secondhand, auch weil das individueller ist, notfalls ändert sie es. Dafür gibt es auf YouTube Tutorials. Das hat nicht unbedingt etwas mit Selbstverwirklichung zu tun, sondern mit Widerstand gegen das Kauf- und Wegwerfkarussell, das sich in der Mode dreht.

ÖKO-TEST: Wie lässt sich auch mit wenig Geld der Kleiderschrank mit modischen und gleichzeitig nachhaltig hergestellten Stücken füllen?

Zahn: Zum einen kann man Secondhand- Mode kaufen, die – wie wir am weiterhin anhaltenden Vintage-Trend sehen – immer noch modisch und trendy ist. Zum anderen kann man auf den saisonalen Sale warten, den auch viele Fair Fashion Brands anbieten.

Der Weg zum nachhaltigen Kleiderschrank 

  1. Erst mal schauen, was alles da ist: Öffnen Sie Ihren Kleiderschrank und entdecken Sie neu, was Sie bereits besitzen. So manches ist bestimmt schon in Vergessenheit geraten. Gemeinsam mit einer Freundin schöne Outfits daraus zusammenstellen.
  2. Lieblingsstücke reparieren (lassen): Das kleine Loch im heiß geliebten T-Shirt lässt sich fantasievoll flicken, kaputte Reißverschlüsse ersetzt der Änderungsschneider, Schuhe repariert der Schuster. Das umweltfreundlichste Kleidungsstück ist eines, das Sie schon besitzen und gern weitertragen.
  3. Ändern und umstylen: Aus dem ungünstig geschnittenen Kleid entsteht ein T-Shirt, aus dem ungeliebten Rock eine Tasche, das langweilige weiße Hemd lässt sich mit einem Bügelbild oder einem Print aufpeppen. Wer nicht weiß, wie es geht, wird bei Youtube fündig.
  4. Sachen weitergeben: Mit manchem Stück wird man einfach nicht glücklich – aber vielleicht freut sich ja jemand anderer darüber. Verschenken Sie es an die Freundin, spenden Sie es dem Oxfam-Shop, verkaufen Sie es auf dem Flohmarkt oder im Secondhandladen.
  5. Secondhand kaufen: Lust auf etwas Neues im Kleiderschrank? Aber vielleicht darf es etwas altes Neues sein – stöbern Sie doch mal in Secondhand- und Vintageläden. Auch online gibt es viel zu entdecken, zum Beispiel auf vinokilo.com
  6. Kleidung tauschen: Organisieren Sie mit Freundinnen eine Tauschparty. Ohne Geld und Ressourcenverbrauch lassen sich so Schrankhüter gegen neue Teile tauschen.
  7. Leihen ist der neue Trend: Ob Jeans oder Abendkleid, inzwischen lässt sich auch Kleidung ausleihen. Es gibt auch Kleiderabos: Jeden Monat kommt dann ein neues Paket mit geliehenen Trend- oder Designerteilen.
  8. Wenn schon neu kaufen, dann richtig: Inzwischen gibt es für fast alle Bereiche nachhaltige Mode – öko und fair.
  9. Auf Siegel achten: Wer die wichtigsten Siegel kennt, ist gut gerüstet und beraten.
  10. Den eigenen Stil finden: Lassen Sie sich nicht von kurzlebigen Trends beeinflussen, sondern entwickeln Sie ein Gefühl dafür, was Sie mögen und worin Sie sich wohlfühlen.

Mehr lesen? Das vollständige Interview und viele weitere Beiträge zum Thema nachhaltige Mode finden Sie im Ratgeber Kosmetik 2019.

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