- Mit "sehr gut" können wir fünf Seren mit Hyaluronsäure im Test empfehlen.
- Auffällig: Zwei bekannte und vor allem teure Feuchtigkeitsseren mit Hyaluronsäure fallen im Test durch. Sie enthalten gleich mehrere bedenkliche Inhaltsstoffe.
- Tipp: Ignorieren Sie die Anti-Aging-Versprechen der Hersteller. Uns liegen keine überzeugenden Wirkstudien vor, die aufzeigen, dass die getesteten Produkte den Alterungsprozess der Haut aufhalten.
Eine Extra-Portion Feuchtigkeit und Erfrischung für die Haut – klingt gut. Die Kosmetik-Industrie hat dafür ein Produkt erfunden: das Serum. Als zusätzliche Pflegestufe zwischen Gesichtsreinigung und Tagespflege eingeschoben soll ein Serum die Haut durchfeuchten und mit einer konzentrierten Lösung an Wirkstoffen versorgen.
In unserem Test haben wir uns 20 Seren vorgeknöpft, die vor allem damit werben, mittels Hyaluronsäure Feuchtigkeit in die Haut zu bringen. Manche von ihnen verbinden das mit einem Anti-Aging-Versprechen. Wir sind skeptisch: Wie viel Sinn machen die Feuchtigkeitsseren im Badezimmer und tun sie der Haut wirklich nur Gutes? Aber beginnen wir von vorne:
Hyaluronsäure: Was ist das?
Hyaluronsäure kommt natürlicherweise in unserer Haut vor: Als Bestandteil des Bindegewebes sorgt sie in der zweittiefsten Hautschicht – der Lederhaut – dafür, dass die Feuchtigkeitsspeicher dort gut gefüllt sind und die Haut prall und elastisch ist.
Denn Hyaluronsäure kann die mindestens 1.000-fache Menge ihres eigenen Gewichts an Wasser binden. Im normalen Alterungsprozess der Haut schrumpfen die Hyaluronsäure-Depots jedoch – und hier setzt die Kosmetik- Industrie mit ihren Produkten an.
Wie soll Hyaluronsäure wirken?
In der Kosmetik-Industrie gilt es als Nonplusultra, Hyaluronsäue unterschiedlicher Molekülgrößen zu mischen:
- Hochmolekulare Formen sollen sich auf die Oberfläche der Haut legen und dort einen feuchtigkeitsbewahrenden Film bilden.
- Kleinere Hyaluron-Moleküle könnten in "tiefere Hautschichten" vordringen und dort Feuchtigkeit binden, schreiben die Hersteller.
Schaut man sich jedoch genauer an, welche Tiefe hier gemeint ist, zeigt sich: Weiter als bis in die oberste Hautschicht – die Epidermis – dringt auch das niedermolekulare Hyaluron nicht vor. Dort wo altersbedingte Falten im Wesentlichen entstehen, kommt es also gar nicht an: ein Stockwerk tiefer nämlich, in der Lederhaut.
Fünf Hyaluron-Seren im Test sind "sehr gut"
Was bedeutet das für die 20 Seren im Test, die vor allem damit werben, mittels Hyaluronsäure Feuchtigkeit in die Haut zu bringen?
Mit "sehr gut" sind nur fünf Produkte empfehlenswert. Sie enthalten keine bedenklichen Inhaltsstoffe und machen auch keine überzogenen Versprechungen, was Verjüngungseffekte betrifft. Sie stellen lediglich das Verschwinden oberflächlicher Trockenheitsfältchen sowie ein frischeres und glatteres Hautbild in Aussicht.
Und das ist realistisch: Denn in die oberste Hautschicht – die Epidermis – eindringen, dort Feuchtigkeit binden und die Haut für eine gewisse Zeit schön prall und glatt aussehen lassen: Das können sogenannte Moisturizer wie Glycerin, Aloe vera und allen voran die Hyaluronsäure.
Hautpflege mit problematischen Inhaltsstoffen
So positiv können wir nicht über alle Hyaluron-Seren im Test berichten. Einige schneiden nur mittelmäßig ab, vom Kauf dreier Produkte raten wir sogar ab. Die Gründe für das weniger gute Abschneiden sind problematische Inhaltsstoffe:
- Gefunden haben wir beispielsweise PEG-Verbindungen. Diese Stoffe werden in Kosmetik unter anderem als Emulgaturen eingesetzt, um unterschiedliche Bestandteile wie Wasser und Fett zu verbinden. Das Problem: Sie können die Haut gleichzeitig auch durchlässiger für Fremdstoffe machen.
- Zwei Mal hat das von uns beauftragte Labor halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Dieser Befund passt zur Deklaration der zwei betroffenen Feuchtigkeitsseren mit Hyaluronsäure: Dort steht die halogenorganische Substanz Chlorphenesin – ein Konservierungsstoff, der zu Allergien und Hautreiungen führen kann.
- Kritik üben wir auch am Duftstoff Hydroxycitronellal, weil er häufig Allergien auslöst.
- Auch die Verwendung von Silikonen sehen wir kritsch. Denn die Kunststoffe können mit dem Abwasser in die Umwelt gelangen und bauen sich dort nur langsam wieder ab.
Helfen Hyaluron-Seren wirklich gegen Falten?
Punktabzüge gab es, wenn Hersteller auf ihren Verpackungen Verjüngungseffekte versprechen und das nicht ausreichend belegen können. Zwölf Seren werben mit Anti-Aging-Vokabular: Sie liften, sie straffen, sie mindern Falten, sie steigern die Hautelastizität – angeblich.
Bei solchen Versprechen hören wir sehr genau hin: Denn Altersfalten bilden sich nicht in der obersten Hautschicht, der Epidermis, sondern in der darunter liegenden Lederhaut, wo mit den Jahren die Elastizität und die Hyalurondepots abhanden kommen. Diese schrumpfen. Dort aber kann (und darf) Kosmetik gar nicht hingelangen, sonst überschreitet sie die Grenze zum Arzneimittel.
Zwar konnten uns sechs Hersteller vollständige Wirkstudien zu ihren Produkten vorlegen. Diese zeigten zum Beispiel, dass mit der Anwendung der Seren die Durchfeuchtung der oberen Hautschicht verbessert werden konnte und die Hautrauigkeit nachließ. In keinem Fall belegten die Studien durch eine Vergleichskontrolle jedoch überzeugend, dass diese Wirkung über die eines reinen Feuchtigkeitsserums hinausgeht.
Das sagt der Dermatologe zu Feuchtigkeitsseren
Bleibt die Frage: Was spricht überhaupt für die Investition in ein Serum? Der Münchner Hautarzt Dr. Christoph Liebich findet, die konzentrierten Feuchtigkeitspräparate können – quasi als Teil eines Pflege-Baukastens – schon Sinn machen.
Er sieht in seiner Praxis häufiger Frauen, die ihre Haut mit zu viel reichhaltigen Cremes überpflegen. "Ein Feuchtigkeitsserum kann bei einer Mischhaut auch mal punktuell als alleinige Pflege auf die fettigen Partien kommen", sagt der Dermatologe. "Und im Sommer mit der normalen Basiscreme verrührt, kann es die Tagespflege etwas leichter machen."
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