Festes Shampoo im Test: Bekannte Marke Guhl fällt durch

Magazin September 2023 | Autor: Dimitrij Rudenko/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 21.09.2023

Im Test: 36 feste Shampoos.
Foto: ÖKO-TEST; Sonia Rahimi/Shutterstock

Grünes Licht für weniger Plastik im Bad: Die meisten der getesteten festen Shampoos in unserem Test können Sie bedenkenlos verwenden. Einige wenige enttäuschen jedoch mit problematischen Duftstoffen oder deutlichen Mengen Blei. Ein "mangelhaft" gibt es ausgerechnet für das Produkt der bekannten Marke Guhl.

  • In der Überprüfung: 36 feste Shampoos – fast die Hälfte (17 Produkte) mit Naturkosmetik-Zertifikat.
  • Fazit: Mehr als drei Viertel der Produkte können wir mit "sehr gut" rundum empfehlen. Ein festes Shampoo schneidet allerdings nur mit "mangelhaft" ab.
  • Minuspunkte gibt es vor allem für problematische Duftstoffe, umweltschädliche Substanzen, wenig hautfreundliche Stoffe und Verunreinigungen mit Blei.

Ergiebig, plastikfrei, nachhaltig: Die ökologische Revolution im Badezimmer ist fest in Stückform gepresst und in Pappe verpackt. Feste Shampoos haben die Öko-Nische längst verlassen und sich als echte Alternative zu ihren flüssigen Pendants in Kunststofftuben und -flaschen etabliert.

Mit einem Shampoostück kommt man deutlich länger aus als mit einem flüssigen Shampoo. Da es kein Wasser enthält, braucht es zudem keine Konservierungsmittel. Als Schutz reicht ihm ein einfacher Pappkarton – so leistet festes Shampoo auch einen wichtigen Beitrag gegen die allgegenwärtige Plastikflut.

Die Vorteile liegen also buchstäblich auf der Hand. Mit den klassischen Haarseifen, die früher nur echte Idealisten auf Dauer überzeugen konnten, haben die festen Shampoos von heute nur noch wenig gemein. Sie sind tatsächlich einfach Shampoo in Stückform, mit fluffigem Schaum und rückstandslosem Ausspülen.

Festes Shampoo im Test: Nature Box, Foamie & Co.

All das könnten wir nun unbesehen als nachhaltige Errungenschaft im Badezimmer feiern. Aber wir wären nicht ÖKO-TEST, wenn wir nicht auch die Inhaltsstoffe genauestens unter die Lupe nehmen würden.

Wir haben 36 feste Shampoos eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis ist erfreulich: Wir können mehr als drei Viertel der Shampoostücke im Test empfehlen. Damit haben wir, und natürlich Sie als Verbraucherinnen und Verbraucher, wirklich allen Grund zum Feiern.

Aber ganz ohne Problemstoffe kommt auch diese Produktgruppe nicht aus. Die setzen Hersteller entweder bewusst ein, wie problematische Duftstoffe und Kunststoffverbindungen – oder sie gelangen als Verunreinigungen der Rohstoffe ins Produkt, wie Schwermetalle. Doch der Reihe nach.

Warum das feste Shampoo von Guhl im Test durchfällt

Eine Traditionsmarke enttäuscht in unserem Test auf ganzer Linie: Das Guhl Nature Repair Festes Shampoo hat sich im Namen ein grünes Mäntelchen übergestreift. Das Produkt hat mit Natur allerdings wenig zu tun.

Die Experten im Labor haben darin künstlichen Moschusduft nachgewiesen – genauer: die polyzyklische Moschusverbindung Galaxolid (HHCB), die derzeit von der Europäischen Chemikalienagentur geprüft wird, weil sie im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken und umweltgiftig zu sein.

Festes Shampoo im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Doch damit nicht genug: Als einziges festes Shampoo im Test enthält das Guhl-Produkt neben einem umweltbelastenden synthetischen Polymer noch eine PEG-Verbindung. Das Problem: Einige PEG-Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Das führt dazu, dass das feste Shampoo von Guhl nur mit "mangelhaft" abschneidet. Damit ist es der große Testverlierer.

Feste Shampoos: Auch andere enthalten Galaxolid 

Problematische Duftkomponenten hat das Labor aber auch in anderen festen Shampoos im Test gefunden. So enthalten zwei weitere Produkte ebenfalls die bedenkliche Moschusverbindung Galaxolid.

Imn einem weiteren festen Shampoo bestätigten die Analysen wiederum den deklarierten Duftstoff Cinnamal, der besonders häufig allergische Reaktionen auslöst.

(Foto: ÖKO-TEST)

In drei Produkten im Test steckt Blei

Doch problematische Duftstoffe sind nicht das einzige Manko: In drei festen Shampoos im Test sind wir auf Blei gestoßen. Giftige Schwermetalle wie Blei sind in Kosmetik per Gesetz verboten. Eigentlich. Denn "technisch unvermeidbare Spuren" sind zugelassen.

Welche Mengen als "technisch unvermeidbar" gelten, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) festgelegt – für Blei liegt der Wert bei zwei Milligramm pro Kilogramm.

Die im Labor gemessenen Bleigehalte in den drei betroffenen festen Shampoos liegen darüber. Die Produkte enthalten Kaolin, also Tonerde, die von Natur aus mit Blei verunreinigt sein kann.

Festes Shampoo: Tipps für die Anwendung und Aufbewahrung

Das rät ÖKO-TEST:

  • Festes Shampoo lässt sich entweder zwischen den feuchten Händen oder direkt im nassen Haar aufschäumen. Den Schaum anschließend wie beim flüssigen Shampoo ins Haar einarbeiten, kurz einwirken lassen und danach gründlich ausspülen.
  • Wichtig ist, dass das Shampoostück nach der Anwendung richtig trocknen kann, da es sonst matschig wird und sich Keime bilden können.
  • Zum Trocknen eignen sich beispielsweise eine Seifenschale, ein Seifenkissen aus Luffa oder ein kleines Säckchen, etwa aus Sisal, in dem das feste Shampoo hängend aufbewahrt wird. Wer dauerhaft umsteigt, kann auch einen Magnethalter installieren, an dem das Shampoostück dann schwebend trocknet.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir insgesamt 36 feste Shampoos ausgewählt – darunter mit 17 Produkten fast die Hälfte mit Naturkosmetik- Zertifikat. Wir kauften die Shampoostücke in Drogerien, bei Discountern, in (Bio-)Supermärkten und im Internet. Für umgerechnet 60 Gramm beziehungsweise Milliliter bezahlten wir zwischen 1,34 und 13,09 Euro.

Unabhängige Labore prüften die Produkte in unserem Auftrag auf halogenorganische Verbindungen, Diethylphthalat, deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können, auf polyzyklische und Nitromoschusverbindungen sowie auf Cashmeran. Enthielten die Rezepturen bestimmte mineralische Inhaltsstoffe, analysierte ein Labor zusätzlich den Gehalt an Schwermetallen und anderen Elementen. Anhand der Deklaration erfassten wir darüber hinaus PEG/PEG-Derivate und synthetische Polymere.

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/ HCCB; in Tabelle "künstlicher Moschusduft"); b) Duftstoffe, die Allergien auslösen (hier: Cinnamal); c) ein gemessener Gehalt von Blei, der den vom BVL festgelegten Orientierungswert für Blei (2,0 mg/kg) in kosmetischen Mitteln überschreitet. Zur Abwertung um eine Note führt: PEG/PEG-Derivate.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: synthetische Polymere in der Rezeptur (hier: Polyquaternium-7).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter oekotest.de/M2309.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.
Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.

Einkauf der Testprodukte: März 2023

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