Wenn es an die ersten Schuhe geht, ist bei Eltern, Patentanten, Omas und Opas vor allem eines gefragt: Geduld. Denn so niedlich kleine Turnschuhe und Lederschläppchen sind, gebraucht werden sie nicht. Erst wenn der Nachwuchs schon so standfest ist, dass er auch draußen erste Schritte machen kann, werden Schuhe fällig – dann aber richtige.
Ärzte und Orthopäden werden nicht müde, es zu wiederholen: Für Kinderfüße ist Barfusslaufen das Allerbeste, je mehr Freiheit sie in den ersten Monaten und Jahren haben, desto besser. Die Kinder lernen so, den Fuß richtig abzurollen, die Muskulatur wird dort gestärkt, wo sie gebraucht wird. Aus einem weichen, speckigen Füßchen kann sich so langsam ein richtig strapazierfähiger Fuß entwickeln.
Auch für die Entwicklung der Feinmotorik ist der direkte Kontakt zum Boden immens wichtig. Klar: Auf rutschigen Fliesen oder im Winter geht es nun mal nicht ohne Überzieher. Hier genügen eigentlich Anti-Rutsch-Socken. Doch der Trend geht zum schicken Lederschläppchen mit griffiger Wildledersohle.
Krabbelschuhe im Test: Nur ein Modell ist "gut"
Leider ist Leder lange nicht so natürlich und schadstoffarm, wie viele Eltern denken. Denn in der Regel haben die samtweichen und knallbunten Leder eine heftige Behandlung hinter sich. Durch das Gerben mit Chrom etwa kann krebserregendes Chrom VI eingebracht werden. So kommt es immer mal wieder vor, dass die Behörden Krabbelschuhe aus dem Verkehr ziehen müssen, weil der Grenzwert überschritten ist.
Sind Krabbelschuhe aus pflanzengegerbtem Leder womöglich die bessere Alternative? Wie steht es um die Schadstoffbelastung von Schuhen aus Synthetik und Textil? Wir wollten es wissen und haben 14 Modelle ins Labor geschickt.
Das Testergebnis: Wir haben teilweise mehr Chrom VI, Phthalate und Cadmium gefunden als der Gesetzgeber erlaubt. Zwei Krabbelschuhe im Test überschreiten den gesetzlichen Grenzwert für krebserregendes Chrom VI. Zwei weitere enthalten mehr Phthalate, als der Gesetzgeber in Kinder- und Babyprodukten erlaubt. Und dann kommt noch die Verpackung eines Krabbelschuhs mit Chrom VI dazu – Sie enthält zu viel Cadmium. Einziger Lichtblick: Bei einem Modell im Test stört nur die Tatsache, dass es recht stark abfärbt.
Sechs Krabbelschuhe aus Leder mit Chrom VI
Die meisten Lederschläppchen im Test wurden mit Chrom gegerbt. In der Regel kommen hier Chrom-III-Salze zum Einsatz. Diese können Chrom VI als Verunreinigung enthalten – es ist aber auch möglich, dass die krebserregende Substanz erst während der Verarbeitung entsteht. Der Gesetzgeber versteht hier keinen Spaß. Chrom VI ist in Lederprodukten verboten. Dennoch enthalten sechs von zehn Lederschläppchen im Test Gehalte, die wir abwerten.
Bei zwei Herstellern wird beim Gerben von vornherein auf Chrom verzichtet, sie arbeiten mit pflanzlichen Alternativen. Dass am Ende auch ein Produkt eines dieser beiden Hersteller durchfällt, liegt vor allem am Anilin, das über das Färben in den Schuh gelangt ist. Anilin ist bei Naturleder nicht tabu. Doch es handelt sich hier um einen Farbstoffbestandteil, der unter Krebsverdacht steht, weswegen wir streng abwerten.
Wie schneiden Krabbelschuhe ohne Leder ab?
Lederfreie Schläppchen sind auch nicht besser. Vier Krabbelschuhe im Test bestehen aus Textil und Synthetik. Doch auch diese Modelle schneiden mit "ungenügend" ab, weil jeder von ihnen einen individuellen Schadstoffmix enthält – etwa giftiges Dioktylzinn, das in einem Krabbelschuh nachgewiesen wurde, oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die in den anderen drei Modellen stecken.
Ein getestetes Modell enthält mehr DEHP, als der Gesetzgeber in Babyprodukten erlaubt. In einem anderen wies das Labor das Phthalat DINP nach, das in Babyartikeln, die in den Mund genommen werden können, verboten ist. Nun werden Krabbelschuhe nicht im engeren Sinn zu den Babyartikeln gezählt, erklärte uns dazu das Landesuntersuchungsamt Sachsen. Aber es sei allgemein bekannt, dass Babys beliebige Gegenstände in den Mund nehmen. Und nach dem Produktsicherheitsgesetz dürften nur Produkte auf dem Markt bereitgestellt werden, wenn sie bei vorhersehbarer Verwendung die Sicherheit und Gesundheit von Personen nicht gefährden.
Im Klartext: Krabbelschuhe wandern im normalen Babyalltag auch mal in den Mund. Dementsprechend sollten auch sie die Anforderungen, die für Babyprodukte festgelegt wurden, einhalten.
Bei vielen Schläppchen löst sich Farbe
Bei vielen Schläppchen löst sich schnell Farbe. Die Hersteller der pflanzlich gegerbten Modelle wissen um dieses Problem. Ein Abfärben könne man nur durch die Behandlung mit starker Chemie vermeiden, erklärt eine Mitarbeiterin eines Herstellers. Darauf wird verzichtet. Stattdessen enthalten zwei Krabbelschuhe im Test einen Hinweis, dass man mit dem Abfärben rechnen muss.
Cadmium ist ein hochgiftiges Schwermetall, wird aber gerne in Kunststoffen als Stabilisator eingesetzt – so auch in den Taschen, in denen die Krabbelschuhe von zwei Herstellern geliefert werden. Eine der beiden Taschen knackt sogar den Grenzwert, der seit 2012 gilt: mehr als 0,01 Prozent Cadmium sind seitdem in Kunststoffen verboten.
ÖKO-TEST rät: Wir geben Tipps
- Eine gute Alternative zu Krabbelschuhen sind Stoppersocken. Da herkömmliche Noppen häufig Phthalatweichmacher enthalten, besser zu Modellen mit Silikonnoppen greifen.
- Kinder, bei denen es nicht ohne Krabbelschuhe geht, sollten auf jeden Fall Söckchen in den Schuhen tragen.
- Manche Schuhe werden in schicken PVC-Täschchen geliefert. Auch wenn die Kinder drauf stehen: Die Taschen haben nichts im Kinderzimmer verloren – zwei der Modelle in unserem Test enthielten hohe Cadmiumgehalte.
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