Babytee im Test: Diese Tees sind frei von Schadstoffen

Jahrbuch Kleinkinder 2018 | Kategorie: Kinder und Familie | 18.01.2018

Babytee im Test: Diese Tees sind frei von Schadstoffen

Wenn das Baby sich krümmt, sind oft Bauchschmerzen daran schuld. Medikamente sollte man den Kleinen meist nicht geben. Also greifen viele Eltern zu Babytees. Zu empfehlen sind die Tees aber nur dann, wenn sie frei von Schadstoffen sind. Wir haben den Test gemacht.

Fenchel kann so einiges, wenn man den Gesundheitsseiten im Internet Glauben schenken will. So könne die Heilpflanze leichte Krämpfe lindern, Schleim lösen sowie Bakterien und Pilze in ihrem Wachstum hemmen. Und wenn das für Fenchel gilt, dann doch bestimmt auch für den entsprechenden Tee. Aber da wird es knifflig. Denn die Studienlage ist äußert dünn bis gar nicht vorhanden. Dr. Johannes Mayer, Leiter der an der Universität Würzburg gegründeten Forschergruppe Klostermedizin, sieht das Problem vor allem darin, dass die Finanzierung solcher Studien fehle.

An einer positiven Wirkung von Fencheltee hat Mayer aber keine Zweifel, wenn er denn richtig zubereitet wird: "Die Fenchelfrüchte, auch Fenchelsamen genannt, sollte man vor dem Aufguss leicht andrücken, damit sich deren Ölkammern öffnen. Den Tee dann zugedeckt ziehen lassen und zügig trinken, denn das ätherische Öl im Fenchel ist flüchtig."

Und dieses ätherische Öl ist für die gesundheitsfördernde Wirkung entscheidend. Die Samen des Süßen Fenchels enthalten davon etwa zwei Prozent, der medizinisch relevantere Bitterfenchel um die vier Prozent. Beide Fenchelvarianten sind aber nicht zu verwechseln mit dem Gemüsefenchel.

Babytee im Test: Viele mit Fenchel sind empfehlenswert 

Fenchel wird häufig in Kombination mit Anis oder Kümmel verwendet. Auch diese enthalten verschiedene ätherische Öle, die sich untereinander gut ergänzen. Bei leichten Magenschmerzen und Blähungen sollen sie helfen können.

Auch wenn die Wirkung des Fenchels nicht eindeutig belegt ist, etwaige Schadstoffverunreinigungen sind es schon. Deshalb haben wir 15 Babytees eingekauft. Alle beinhalten Fenchel, einige ergänzt durch andere Zutaten wie Kamille, Anis und Kümmel. Das Testergebnis: Elfmal "sehr gut" und "gut". Es gibt allerdings auch ein paar Ausreißer.

Die Belastung von Tees mit Pyrrolizidinalkaloiden, kurz PA, kommt nicht aus den Schlagzeilen. Immer wieder werden Tees zurückgerufen, die zu viel der krebserregenden Stoffe beinhalten. "Zu viel" liegt dabei im Auge des Betrachters, einen gesetzlichen Grenzwert gibt es nämlich nicht. Wir orientieren uns am Richtwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Diesen Richtwert überschreitet ein Babytee im Test, wenn man davon ausgeht, dass Babys eine Tasse Tee, 200 Milliliter, am Tag trinken. Pyrrolizidinalkaloide sind natürliche Inhaltsstoffe mancher Pflanzen, die als Beikräuter versehentlich in den Tee gelangen können.

Spuren von Pestiziden in Bio-Tees für Babys 

Da waren wir doch sehr erstaunt: Überraschend viele Bio-Tees weisen Spuren von Pestiziden auf. In einem Produkt sind die Werte sogar erhöht.

Im ÖKO-TEST im Jahr 2011 hatten sechs von sieben Babyteeherstellern ihren Produkten verschiedene Zuckerarten zugesetzt, darunter Traubenzucker oder Maltodextrin. Bei den Produkten im aktuellen Test hat nur ein Hersteller seinem Tee süßende Zutaten beigemischt. Das Produkt beinhaltet Isomaltulose.

Dieser Zweifachzucker ist etwas weniger süß als normaler Haushaltszucker und nicht kariogen. Wir werten den Zusatz trotzdem ab, denn süß schmeckender Tee kann die Gefahr einer frühen Prägung auf die Geschmackspräferenz "süß" bergen.

Gesättigte Kohlenwasserstoffe in einem Babytee 

Mineralölbestandteile gehen zwar nicht in den Teeaufguss über. Aber bei Instanttees rühren Eltern das Pulver in das Wasser ein, das die Babys so vollständig mittrinken. Deshalb ist Mineralöl bei Instantgetränken durchaus ein Thema. Die Untersuchung eines Tees im Test ergab sogleich eine erhöhte Belastung mit gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH/POSH), die sich im Körper anreichern können.

Hinweise zur Vermeidung von Keimbildung gehören genauso auf eine Babyteeverpackung wie Hinweise zu möglichen Zahnschäden durch Dauernuckeln. Bei fünf Produkten fehlen diese oder andere wichtige Informationen aber. 

Die Empfehlung der Nationalen Stillkommission lautet, das Baby mindestens die ersten vier Monate ausschließlich zu stillen. Alternativ bekommt das Kind Muttermilchersatznahrung. Wasser oder gar Tee stehen nicht auf dem Speiseplan. Erst mit der Einführung des dritten Beikostbreis brauchen Babys zusätzliche Flüssigkeit. Abzug gibt es also für jene Produkte, deren Anbieter auf der Verpackung eine Verzehrsempfehlung ab der zweiten Woche oder früher angeben.

Fencheltee für Babys: Nicht mehr als eine Tasse täglich 

  • Elf "sehr gute" und "gute" Produkte im Test zeigen: Babytees sind größtenteils sichere Produkte. Wechseln Sie wegen der möglichen Pyrrolizidinalkaloid-Belastung die Marken immer wieder. Geben Sie dem Kind nicht mehr als eine Tasse täglich.
  • Babys sind in den ersten Monaten mit der Muttermilch oder der Muttermilchersatznahrung bestens versorgt. Erst wenn es schon morgens, mittags und abends Brei gibt, ist es Zeit für die erste Extraportion Flüssigkeit.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Ratgeber Kleinkinder 2017 veröffentlicht. Testergebnisse/ Angaben sind aktualisiert, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf: Viele Babytees unterscheiden sich nicht unbedingt von anderen Fenchel-Tee-Mischungen. Oft machen allein der Produktname, die Altersempfehlung oder das Layout aus einem Fencheltee einen Babyfencheltee. Die 15 von uns eingekauften Tees sind zum Großteil aus ökologischem Anbau. Für die schnelle Zubereitung unterwegs greifen Eltern auch zu Instanttees, weshalb wir auch davon drei Produkte berücksichtigen.

Die Inhaltsstoffe: Die Instanttees in unserem Test beinhalten nicht die Samen von Fenchel und Co., sondern deren Extrakte. Pestizidrückstände oder Keime sind also nicht zu erwarten. Deshalb haben wir, anders als bei den restlichen Produkten, die vier Instanttees darauf nicht untersuchen lassen. Die Analyse auf Mineralölbestandteile ist wiederum nur bei diesen sinnvoll, da das Pulver im Wasser aufgelöst wird. Aus Teebeuteln gehen Mineralölkohlenwasserstoffe nicht in den Aufguss über. Alle Babytees hat das Labor auf giftige Pyrrolizidinalkaloide (PA) sowie Methyleugenol und Estragol, die potenziell krebserregend und genotoxisch sind, untersucht.

Die Weiteren Mängel: Wer auf der Verpackung angibt, dass der Tee für Säuglinge geeignet ist, oder durch den Namen suggeriert, der Tee sei speziell für Babys gemacht, sollte auch entsprechende Warnhinweise aufdrucken, zum Beispiel, dass Dauernuckeln zu Zahnschäden führen kann oder dass der Tee nicht nachgesüßt werden sollte. Auch sollte der Tee nicht schon ab der zweiten Lebenswoche oder früher empfohlen werden.

Die Bewertung: Was kann an Fencheltee schon schlecht sein? Leider doch einiges. Ein stark erhöhter Wert an PA zum Beispiel, erhöhte Mineralölgehalte oder eine unnötige Süßung. Besonders ärgerlich ist es, wenn das Labor Pestizide in Bio-Tees findet, darunter sogar das als besonders bedenklich eingestufte Glyphosat. "Gut” kann ein solcher Tee jedenfalls nicht mehr sein.

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