Nachgerechnet: Wie viel Strom kosten Kaffeekochen, Pizzabacken & Co.?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 15.03.2023

Was kostet mein Backofen? Oder mein Herd?
Foto: Shutterstock: Elena Pimukova; Svitlana Hulko; Mirko Graul; nerudol/Dall-e/ÖKO-TEST

Obwohl viele Menschen täglich in der Küche stehen, wissen nur die wenigsten, dass der Elektroherd – mit rund 10 Prozent Stromkosten-Anteil – zu den energiehungrigsten Verbrauchern im Haushalt gehört. Doch wie findet man den genauen Stromverbrauch beim E-Herd heraus? Und welche Gerichte sind Energiefresser und welche vergleichsweise günstig?

Wie viel Geld, würden Sie sagen, geben Sie jährlich fürs Kochen und Backen aus? Damit meinen wir nicht, welche Lebensmittel und Zutaten Sie kaufen. Sondern: Was verbraucht ein Elektroherd – wie er sich in 19 von 20 deutschen Haushalten findet – wohl so im Schnitt?

Während viele vielleicht wissen, was Kühl- oder Gefrierschrank verbrauchen, dürften die wenigsten eine genaue Vorstellung davon haben, was es beispielsweise kostet, eine Tiefkühlpizza zu backen, einen Topf Spaghetti-Wasser aufzukochen oder eine Lasagne zuzubereiten.

Küchenkosten: EU-Energielabel führt in die Irre

Das hat seinen Grund: Es ist nämlich gar nicht so leicht herauszufinden, welche Kosten der Elektroherd verursacht. Hersteller und Gesetzgeber helfen dabei wenig.

Schlechte Hilfe Nr. 1: Die vielversprechenden Zahlenangaben etwa, die sich auf dem EU-Energielabel finden, das auf vielen Elektroherden klebt (siehe nachfolgendes Bild), sind für Verbraucher beispielsweise nutzlos.

Zum einen bezieht sich der dortige Wert zum Energieverbrauch, der in "Kilowattstunden pro Zyklus" angegeben wird, nur auf den Backofen, nicht aber auf das Kochfeld. Damit deckt die Zahl aber nur ein geschätztes Viertel des Verbrauchs ab.

Zum anderen: Was soll ein "(Back-)Zyklus" sein? Wer nachforscht, findet heraus, dass die Angaben zum Stromverbrauch nicht etwa die Energiemenge erfassen, die beispielsweise ein Blech Plätzchen benötigt, um knusprig zu werden.

Stattdessen bezieht sich die Verbrauchsangabe auf einen normierten Backvorgang, bei dem die Energie gemessen wird, die nötig ist, um einen mit Wasser getränkten Ziegelstein im Ofen um 55 Grad zu erhitzen (kein Witz!); einmal bei Umluft, einmal bei Unter-/Oberhitze. Wenn Sie also nicht gerade viel Zeit damit verbringen, nasse Backsteine aufzuwärmen, dürften Sie mit den Zahlen auf dem Energielabel nicht viel anfangen können.

Oder, so die bezaubernde Formulierung des Freiburger Öko-Instituts: "Das tatsächliche Verhalten beim Backen entspricht nicht der Zubereitung des Ziegelsteins nach DIN EN 50304".

Energielabel für Backöfen. Hilft jedem, der wissen will, wie viel Strom der eigene Herd braucht, um einen Ziegelstein aufzuwärmen.
Energielabel für Backöfen. Hilft jedem, der wissen will, wie viel Strom der eigene Herd braucht, um einen Ziegelstein aufzuwärmen. (Foto: Quelle: Europäische Kommission)

Schlechte Hilfe Nr. 2: Aucht nicht viel schlauer wird man, wenn man versucht, sich dem Thema über durchschnittliche Verbrauchswerte anzunähern, die sich in Studien und Statistiken finden.

Uns liegt beispielsweise eine noch unveröffentlichte Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vor. Daraus ergeben sich Erkenntnisse wie diese hier: In einem Vier-Personen-Haushalt werden pro Jahr rund 50 Euro fürs Backen und rund 150 Euro fürs Kochen fällig (sofern man einen Strompreis von 0,40 Euro/kWh ansetzt).

Das ist zweifellos interessant, liefert aber noch keine Antwort auf die eigentlich kniffligen Fragen: beispielsweise, ob der Back-Nachmittag oder eher das morgendliche Espressokännchen für die hohe Stromrechnung verantwortlich ist.

Koch- und Backkosten: Wo Sie (nicht) suchen sollten

Schlechte Hilfe Nr. 3: Zu guter Letzt helfen auch technische Angaben wie die maximale Leistungsaufnahme der Kochfelder (in Watt) oder der Anschlusswert des Herds (in Kilowatt) nicht weiter. Entsprechende Zahlen lassen sich zwar für die meisten Herdmodelle leicht recherchieren, geben aber nur an, was das Gerät theoretisch an Leistung aus der Wand saugen könnte.

Ob der Herd die angegebenen Maximal-Werte aber erreicht – und wenn ja, unter welchen Umständen –, ist damit nicht gesagt. Und deshalb auch nichts darüber, wie viel Strom der Backofen beispielsweise benötigt, bis der Schokokuchen duftet oder die Lasagne Blasen wirft.

Was Kochen kostet: Endlich Zahlen!

Also: Energie-Label, Jahresverbräuche und Herstellerangaben getrost ignorieren – und stattdessen bei anderen nachfragen, die nachgemessen haben.

So wie bei der vierköpfigen Schweizer Forschergruppe, die 2012 für eine Studie zahlreiche Pizzen in den Ofen geschoben, kiloweise Kartoffeln gekocht und literweise Kaffee aufgebrüht hat – und dabei den Stromzähler mitlaufen ließ. Dank ihrer Arbeit wissen wir zumindest für einige häufige Koch- und Backfälle, was an Energiekosten ungefähr fällig wird – nämlich die folgenden Beträge:

    Wer zwei Eier im offenen Topf kocht, zahlt zurzeit rund 12 Cent. Billiger wird es mit der "Ogi-Methode".
    Wer zwei Eier im offenen Topf kocht, zahlt zurzeit rund 12 Cent. Billiger wird es mit der "Ogi-Methode". (Foto: Dall-E/ÖKO-TEST/Shutterstock: Elena Pimukova)

    Eier kochen: Diese Stromkosten werden fällig

    Wer Eier kocht, hat die Wahl zwischen verschiedenen Garmethoden, die unterschiedlich viel Strom verbrauchen. Dabei wurden die folgenden Zahlen gemessen (Energiekosten berechnet mit 0,40 Euro/kWh; also dem Arbeitspreis, der zurzeit von der Strompreisbremse gedeckelt werden):

    • Zwei Eier kochen (kleiner, passender Eierkocher): 0,08 kWh = 0,03 Euro
    • Zwei Eier kochen (Topf, Induktionsherd, zwei Fingerbreit Wasser zum Kochen bringen, dann abschalten): 0,09 kWh = 0,04 Euro
    • Zwei Eier kochen (Topf, Keramikherd, viel Wasser, kein Deckel): 0,27 kWh = 0,11 Euro
    • Zwei Eier kochen (Topf, Induktionsherd, viel Wasser, kein Deckel): 0,3 kWh = 0,12 Euro

    Daher folgender Tipp: Wer beim Eierkochen sparen und nicht gleich einen Eierkocher anschaffen will, sollte folgenden Lifehack ausprobieren (der in der Schweiz nach seinem Erfinder "Ogi-Methode" heißt): Topf mit zwei Fingerbreit Wasser füllen, Eier hinein, Wasser zum Kochen bringen, dann Deckel drauf und Herd abschalten – die Restwärme gart die Eier sparsam fertig.

    Energiekosten, um ein Jahr lang Filterkaffee zu kochen
    Energiekosten, um ein Jahr lang Filterkaffee zu kochen (Foto: Shutterstock/Vasin Hirunwiwatwong; Elena Pimukova)

    Kaffee kochen: So viel Energie wird fällig

    Für diesen Teil ihrer Studie kochten die Forscher mit verschiedenen Methoden Kaffee und rechneten die gemessenen Werte anschließend auf einen Jahreskonsum von etwa 500 Millilitern am Tag hoch (= was zwei großen bzw. vier kleinen Tassen Kaffee am Tag entspricht). Auch der Standby- und Warmhalte-Verbrauch einiger Geräte wurde berücksichtigt. Das kam beim Kaffeekochen heraus:

    • Kaffee kochen mit Espressokanne auf passender Gusseisenplatte auf dem Herd: 36 kWh/Jahr = 14,4 Euro/Jahr = 2 Cent/Tasse
    • Kaffee kochen mit Espressokanne auf etwas zu großer Keramikplatte auf dem Herd: 60 kWh/Jahr = 24 Euro/Jahr = 3,4 Cent/Tasse
    • Kaffee kochen mit Espressokanne auf zu großer Gusseisenplatte auf dem Herd: 92 kWh/Jahr = 36,80 Euro/Jahr = 5,3 Cent/Tasse
    • Wasser im Wasserkocher erhitzen, dann durch einen Handfilter in die Tasse gießen: 25 kWh/Jahr = 10 Euro/Jahr = 1,4 Cent pro großer 250-ml-Tasse
    • Kaffee kochen mit Filterkaffeemaschine (die nach dem Aufbrühen 20 Minuten angelassen wird): 33 kWh/Jahr = 13,2 Euro/Jahr = 1,9 Cent/Tasse
    • Kaffee kochen mit Kapselmaschine, die sich selbsttätig wieder abschaltet: 35 kWh/Jahr = 14 Euro/Jahr = 2 Cent/Tasse

    Entsprechende Tipps:

    • Eine Filterkaffeemaschine kann sehr effizient sein – wenn sie nicht zu lange im Warmhaltemodus läuft.
    • Auch Kapselmaschinen können stromsparend sein, haben aber ein Müllproblem. Außerdem lassen sich oft nur die Kapseln eines einzigen Herstellers verwenden.
    • Espressokännchen immer auf die passende Platte stellen. Sonst verdoppeln sich die Kosten schnell.
    Eine Pizza zu backen kostet rund 25 Cent. Hätten Sie's gewusst?
    Eine Pizza zu backen kostet rund 25 Cent. Hätten Sie's gewusst? (Foto: Shutterstock/Svitlana Hulko; Elena Pimukova)

    Fertigpizza (auf)backen: Nicht unter 22 Cent

    Beim Pizzabacken – und beim Backen generell – lässt sich Strom sparen, wenn nicht vorgeheizt und die Umluft-Funktion gewählt wird: Küchenweisheiten, die im Labor nochmals bestätigt wurden. Mit diesen Zahlen:

    • Kühlpizza aufbacken (Umluft, kein Vorheizen): 0,54 kWh = 0,22 Euro
    • Kühlpizza aufbacken (Umluft, Vorheizen): 0,57 kWh = 0,23 Euro
    • Kühlpizza aufbacken (Ober-/Unterhitze, kein Vorheizen): 0,63 kWh = 0,25 Euro
    • Kühlpizza aufbacken (Ober-/Unterhitze, mit Vorheizen): 0,68 kWh = 0,27 Euro

    PS: Wer eine Tiefkühl- statt einer Kühlpizza aufbackt, hat acht Prozent höhere Energiekosten.

    Entsprechende Tipps:

    • Wer einmal in der Woche eine Pizza macht, kann im Jahr drei Euro sparen, wenn auf Vorheizen und Ober-/Unterhitze verzichtet wird.
    • Den Backofen zu nutzen ist grundsätzlich relativ teuer. Wer klug ist, schaltet auch hier rechtzeitig ab und nutzt die Restwärme.
    Kartoffeln kochen: Wer einen speziellen Thermotopf nutzt, spart viel Geld. (Muss allerdings erst einen Thermotopf kaufen.)
    Kartoffeln kochen: Wer einen speziellen Thermotopf nutzt, spart viel Geld. (Muss allerdings erst einen Thermotopf kaufen.) (Foto: Shutterstock/Mirko Graul; Elena Pimukova)

    Kartoffeln zubereiten: Ofen deutlich teurer als Topf

    Ein halbes Kilo Kartoffeln zuzubereiten, hat je nach Methode ganz unterschiedliche Kosten:

    • Spezieller Thermokochtopf auf Induktionsherd: 0,1 kWh = 0,04 Euro
    • Dampfkochtopf auf Induktionsherd: 0,15 kWh = 0,06 Euro
    • Topf mit viel Wasser, Deckel, auf Induktionsherd: 0,22 kWh = 0,08 Euro
    • Topf mit viel Wasser, kein Deckel, auf Keramikherd: 0,43 kWh = 0,17 Euro
    • Ofenkartoffeln = 0,97 kWh = 0,39 Euro

    Tipps dazu:

    • Am Kartoffel-Beispiel noch einmal gut zu sehen: Im Vergleich zu anderen Kochmethoden benötigt der Backofen besonders viel Energie (hier: Faktor 10).
    • Spezielle Thermokochtöpfe, bei denen der Topf nach dem Angaren ohne weiteren Energiebedarf in ein Isolierbehältnis gestellt wird, kochen unschlagbar sparsam. Sie sind aber auch verhältnismäßig teuer und etwas aufwendiger zu handhaben.
    • "Deckel drauf!" spart im Schnitt 40 Prozent Energie (je nach Herd etwas unterschiedlich), vor allem, wenn die Temperatur gleichzeitig zurückgestellt wird.
    Wer den Wasserkocher (mit)benutzen will, kann das tun – es lohnt sich aber nicht.
    Wer den Wasserkocher (mit)benutzen will, kann das tun – es lohnt sich aber nicht. (Foto: Shutterstock/nerudol; Elena Pimukova)

    Spaghetti kochen: Wasserkocher nicht nötig

    Die Forscher kochten 170 Gramm Spaghetti (= eine Drittelpackung) in 1,7 Liter Wasser. Einmal wurde das benötigte Wasser zunächst in einem Wasserkocher erhitzt; einmal direkt im Topf zum Kochen gebracht. Erstaunlicherweise unterschieden sich die Energiekosten nicht:

    • Spaghetti kochen (Wasserkocher und Topf): 0,41 kWh = 0,16 Euro
    • Spaghetti kochen (nur Topf): 0,41 kWh = 0,16 Euro

    Überrascht? Warum es sich nicht lohnt, Nudelwasser mit dem Wasserkocher zu erwärmen, erzählen wir Ihnen hier: Energie sparen beim Wasserkocher? Die ganze Wahrheit

    Was Backen an Strom kostet

    Aus den Messungen der Wissenschaftler lassen sich auch die Kosten für längere Back-Nachmittage ableiten: Näherungsweise kostet eine Stunde Backen bei 200 Grad rund 1,15 kWh (= 0,45 Euro), jede weitere Stunde nur noch 0,8 kWh (= 0,32 Euro), da der Ofen schon heiß ist. Dies gilt allerdings nur für einen relativ energieeffizienten Ofen, der mit Umluft betrieben wird.

    Unter schlechteren Bedingungen – der Garraum ist relativ groß; niedrige Energieeffizienzklasse; der Ofen wird immer wieder geöffnet; große Mengen werden zubereitet; der Ofen ist undicht; es werden mehr als 200 Grad benötigt etc. – sind auch Kosten von einem Euro und mehr pro Stunde möglich.

    Ohnehin gilt: Die oben gemachten Watt- und Cent-Angaben sind grob und werden nicht eins zu eins auf jede Küche zutreffen. Denn: Wie viel der Herd tatsächlich pro Lasagne und Kuchen, pro Woche und pro Jahr braucht, hängt entscheidend davon ab, welchen Herd Sie besitzen (Alter? Zustand? Effizienz?), wie oft und wie lange Sie ihn einschalten, ob Sie backen oder kochen (wenn ja, auf wie vielen Platten?) und welche Temperaturen dazu benötigt werden. Sogar Faktoren wie die Umgebungstemperatur können beeinflussen, wie viele Kilowattstunden Ihr Herd in Wärme umwandeln muss.

    Zum Glück gilt aber auch: Man braucht, wie zu sehen war, nicht die neuesten Geräte, um beim Kochen einiges an Strom zu sparen. Die Wahl der Methode (z.B. dampfkochen statt backen) und einfache Tipps (z.B. Deckel und Restwärme nutzen) sind die wichtigsten Zutaten, um in der Küche die eine oder andere Kilowattstunde einzuheimsen. Mehr Spartipps gibt's auch in diesem Artikel: Strom sparen beim Kühlschrank

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