Wie teuer ist es eigentlich, sein Handy aufzuladen? 75 Cent, 7,5 Cent oder 0,75 Cent?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 18.04.2023

Was kostet es, sein Handy einmal aufzuladen?
Foto: Shutterstock/MosayMay

Das Smartphone ist zum unverzichtbaren Begleiter geworden und möchte nicht nur mit unserer Aufmerksamkeit gefüttert, sondern auch regelmäßig mit frischem Strom versorgt werden. Deshalb beantworten wir die Frage, wie viel es eigentlich kostet, sein Handy einmal aufzuladen. Die meisten Menschen verschätzen sich dabei. Sie auch?

Erst vor Kurzem haben wir uns mit der Frage beschäftigt, ob es eigentlich teuer ist, sein Ladegerät in der Steckdose zu lassen (= beim Smartphone meistens nicht, beim Laptop möglicherweise schon). Dabei haben wir nur die sogenannten Leerlaufverluste betrachtet – nicht aber die Frage, wie viel Energie eigentlich verbraucht wird, wenn am Ladekabel oder Netzteil auch ein elektrisches Gerät hängt: das Handy beispielsweise.

Also: Was kostet es eigentlich, sein Smartphone einmal aufzuladen? Das ist unter anderem deshalb eine spannende Frage, weil die Stromkosten von Verbrauchern oft falsch eingeschätzt werden. Machen Sie gerne den Selbsttest und tippen Sie, was eine vollständige Handyladung ungefähr kostet (hier z.B. für das Fairphone 4): 75 Cent, 15 Cent, 7,5 Cent oder 0,75 Cent? Die Auflösung gibt's weiter unten.

Handykosten berechnen: Das brauchen wir

Zunächst einmal: Wie lässt sich der Stromdurst eines Smartphones überhaupt ermitteln? Die Antwort ist mittelschnell gegeben. Man braucht dazu …

  1. den aktuellen Strompreis,
  2. die Kapazität des eigenen Handyakkus sowie
  3. eine Schätzung des sogenannten Wirkungsgrads (mehr dazu gleich).

1. Ihr aktueller Strompreis dürfte zurzeit bei 40 Cent/Kilowattstunde (kWh) liegen: Das ist der Betrag, den die allermeisten Haushalte momentan bezahlen, weil er von der Energiepreisbremse auf dieser Höhe gedeckelt wird. Wer die Strompreisbremse bereits überschritten hat (weil er schon 80 % des Vorjahreswerts verbraucht hat), zahlt zurzeit um die 60 Cent/kWh, ein Wert, der je nach Stromanbieter um ein paar Cent schwankt.

2. Die Akkukapazität (s)eines Handys herauszufinden, ist noch der aufwendigste Teil: Die Kapazität findet sich zum einen direkt auf dem Akku aufgedruckt, aber auch in der Betriebsanleitung oder auf der Website des Herstellers. Einige Firmen – wie Apple – halten sich eher bedeckt, was Kapazitätsangaben angeht, bei anderen – wie Samsung – ist die Zahl leicht zu finden.

Ein kleiner Fallstrick: Die Kapazität kann dummerweise in zwei verschiedenen Formen angegeben werden, einmal als Energie in Wattstunden (Wh) sowie einmal als elektrische Ladung in Milliamperestunden (mAh). Meistens finden sich beide Werte zugleich. Um die Ladekosten zu berechnen, sind aber nur die Wattstunden (Wh) interessant – schließlich wird der Strompreis auch in (Kilo-)Wattstunden abgerechnet und nicht in Ampere.

Ist die Kapazität eines Smartphone-Akkus – wie in Onlineshops häufig der Fall – nur in Milliamperestunden (z.B. 3.000 mAh) angegeben, können Sie den Wert relativ einfach in Wattstunden (Wh) umrechnen: Multiplizieren Sie die Zahl mit 0,00385, dann erhalten Sie eine recht verlässliche Kapazitätsangabe. Ein Smartphone-Akku mit einer Ladungskapazität von 3.000 mAh kann zum Beispiel, wenn geladen, rund 11,55 Wh Energie liefern.

Auch das Laden einer Power Bank ist nicht so teuer, wie man glauben möchte.
Auch das Laden einer Power Bank ist nicht so teuer, wie man glauben möchte. (Foto: Shutterstock/Kiril_Ph)

3. Wer die Rechnung verfeinern möchte, berücksichtigt schließlich noch den sogenannten Wirkungsgrad: Er gibt an, wie viel Prozent der Leistung, die aus der Steckdose entnommen (und bezahlt) werden, auch tatsächlich in den Smartphone-Akku gelangen.

Unterwegs geht nämlich einiges an Energie verloren und verpufft beispielsweise in Form von Wärme – ein Grund, warum sowohl Handy als auch Ladegerät etwas warm werden, wenn man das Kabel in die Steckdose steckt. Leider ist der prozentgenaue Wirkungsgrad von Akku bzw. Ladegerät ohne technische Hilfe nicht einfach zu bestimmen, zumal er nicht standardisiert angegeben werden muss. Bei einem handelsüblichen Smartphone und entsprechendem Ladezubehör können Sie aber von einem Wirkungsgrad von etwa 80 Prozent ausgehen. Die übrigen 20 Prozent Energie müssen als "Verlust" mitberechnet werden.

Handykosten berechnen: Die Formel

Nimmt man die genannten Werte zusammen, ergibt sich folgende Mini-Formel. Sie bildet ab, welche Kosten anfallen, um einen Akku einmal "von Null auf Voll" – nämlich bis zu seiner maximalen Kapazität – aufzuladen:

  • Ladekosten = Strompreis * Akkukapazität

Aber halt! Da die Akkukapazität in Wattstunden (Wh) angegeben, der Strompreis aber in Kilowattstunden (kWh) abgerechnet wird, muss die Akkukapazität noch durch 1.000 geteilt und so in kWh umgerechnet werden, damit alle Werte vergleichbar sind. Also:

  • Ladekosten = Strompreis * (Akkukapazität / 1.000)

Jetzt kommt noch der Wirkungsgrad ins Spiel, der die Ladekosten etwas erhöht. Da für jedes Watt aus der Steckdose nur 0,8 Watt in den Akku gespeichert werden (= 80 % Wirkungsgrad), heißt das (Dreisatz), dass man 1,25 Watt aus der Steckdose holen muss, um 1 Watt in den Akku zu kriegen. Was schlicht bedeutet, dass das Laden 1,25-mal teurer wird, wenn man die Ladeverluste einpreist. Für unsere Formel heißt das also:

  • Ladekosten = Strompreis * (Akkukapazität / 1.000) * 1,25

Wer will, kann das Ganze  mathematisch noch etwas umformulieren und erhält schließlich diese schlanke Formel:

  • Ladekosten = Strompreis * Akkukapazität / 800

Handy aufladen: Beispiel iPhone 14

Klingt unnötig kompliziert? Gar nicht so sehr, wenn man es erst mal auf das eigene Telefon anwendet. Für unser erstes Beispiel nehmen wir den (Energiedeckel-)Strompreis von 40 Cent/kWh sowie die Akkuladung eines neuen iPhone 14 an, die laut Hersteller 12,68 Wh beträgt. In die eben genannte Finalformel eingesetzt, ergibt sich:

  • Ladekosten = 40 Cent/kWh * 12,68 Wh / 800 = 0,63 Cent.

Sie sehen also: Das Apfel-Telefon einmal aufzuladen, kostet – trotz Wirkungsverlusten und hohen Energiepreisen – deutlich weniger als einen Cent.

Handy aufladen: Beispiel Fairphone 4

Nächstes Beispiel: Die aktuelle Fairphone-Generation ist mit einem Akku ausgerüstet, der eine Kapazität von 3.905 mAh bzw. 15,03 Wh aufweist (dran denken: Wer nur den mAh-Wert ausfindig machen kann, kann ihn einfach mit 0,00385 multiplizieren, um den Wh-Wert zu erhalten). Das macht:

  • Ladekosten: 40 Cent/kWh * 15,03 Wh / 800 = 0,75 Cent.

Handykosten: Beispiel Samsung Galaxy A33

Das vielverkaufte Samsung Galaxy A33 hat mit 5.000 mAh (= ca. 19,25 Wh) einen größeren Akku, der mehr Energie speichern kann, aber auch (etwas) mehr kostet, wenn er geladen werden will. Nämlich:

  • Ladekosten: 40 Cent/kWh * 19,25 Wh / 800 = 0,96 Cent.

Kleine Variation: Wer die Strompreisbremse bereits überschritten hat, zahlt vielleicht schon 60 Cent für die Kilowattstunde. Das macht dann:

  • Ladekosten: 60 Cent/kWh * 19,25 Wh / 800 = 1,44 Cent.

Und noch eine Variante: Sie wollen wissen, was das Laden Ihres Geräts Sie ungefähr im Jahr kostet? Wie oft laden Sie das Gerät auf? Jeden Tag ungefähr zur Hälfte? Bzw. etwa alle zwei Tage einmal vollständig? Was rund 182 Ladungen im Jahr wären? Fein, das ergibt (je nach Strompreis):

  • Ladekosten: 40 Cent/kWh * 19,25 Wh / 800 * 182 = 1,74 Euro im Jahr oder
  • Ladekosten: 60 Cent/kWh * 19,25 Wh / 800 * 182 = 2,62 Euro im Jahr

Was kostet das Handyladen? Sehr wenig!

Wissen Sie noch, welche Zahl Sie zu Anfang des Artikels getippt haben? 75, 7,5 oder 0,75 Cent? Die günstigste Antwort – also weniger als ein Cent – wäre richtig gewesen. Bei älteren Geräten, bei denen die Akkukapazität langsam nachlässt, wird das Laden sogar von Mal zu Mal billiger (man bekommt dafür natürlich auch immer weniger Leistung). Wie die FAZ schon vor fünf Jahren feststellte, verschätzen sich die meisten Menschen aber mindestens um das Zehnfache, wenn Sie die korrekten Kosten angeben sollen.

Um es direkt zu sagen: Auch in Zeiten heftiger Strompreise kostet der Betrieb des eigenen Smartphones kaum etwas. Handys sind schlicht ziemlich effizient im Vergleich zu dem, was sie uns an Unterhaltung, Information und Kommunikation zur Verfügung stellen.

Die echten Stromdiebe lauern anderswo

Das wäre eine gute Nachricht – wenn unser Unwissen über die niedrigen Kosten an der einen Stelle nicht mit unserem Unwissen über versteckte Energieräuber an anderer Stelle korrespondieren würde. Stromdiebe lauern im Haushalt nämlich eher an anderen Orten als beim Smartphone.

Sondern beispielsweise beim Backofen (3 Euro/Pyrolyse), beim Gefrierschrank (bis 130 Euro/Jahr), beim Trockner (bis 300 Euro/Jahr) oder bei der Heizung (3.000 Euro/Jahr und mehr). Klicken Sie einfach auf die Links, um mehr (Spar-)Tipps zu den Themen zu erhalten.

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