Was kostet eigentlich ein Vollbad? 20 Cent, 1 oder 5 Euro?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 17.11.2023

Wie viel kostet es eigentlich, einmal zu baden?
Foto: Shutterstock/UfaBizPhoto

Zugegeben, ein heißes Vollbad ist nicht gerade ökologisch. Ab und zu tut dieser kleine Luxus aber gut – besonders bei Rückenschmerzen oder wenn es draußen nasskalt ist. Doch was kostet es eigentlich die Wanne einmal heiß volllaufen zu lassen? Wir haben mal nachgerechnet.

Ein Vollbad ist ohne Zweifel eine Wonne, wenn auch nicht gerade sparsam, wenn man es mit einer Durchschnittsdusche vergleicht (mehr dazu am Ende des Artikels). Ob Sie nun täglich oder so gut wie nie baden: Klar ist, dass eine Badewanne eine ganze Menge Wasser fasst. Wasser, das es nicht kostenlos gibt. Deshalb beantworten wir in unserer "Nachgerechnet"-Rubrik diesmal die Frage: Was kostet eigentlich ein (heißes) Vollbad?

Was baden kostet: So wird gerechnet

Die Antwort nach den Kosten ist nicht schwer zu geben, man braucht dazu nur die Wasserkosten mit den Energiekosten zu addieren, die nötig sind, um die Wassermenge auf die gewünschte Badetemperatur zu erwärmen. Wie viel das ergibt, lässt sich schnell ermitteln. In unserem Artikel Was kostet eigentlich 1 Liter Wasser? haben wir gezeigt, dass ein Liter Wasser hierzulande rund 0,4 Cent kostet, wenn man alle dazugehörigen Gebühren (Wasserpreis + Grundgebühr + Schmutzwassergebühr) berücksichtigt.

Stellt sich die Frage: Wie viel Wasser benötigt man, um eine Wanne zu füllen? Die Antwort hängt ein wenig von den eigenen Körpermaßen, Badevorlieben und natürlich der Wannengröße ab. Genauer: Moderne Badewannen fassen rund 220 Liter Wasser; da man sie aber nicht bis zum Überlaufen füllt und der eigene Körper auch eine Menge Wasser verdrängt (bei einem Erwachsenen rund 75 Liter), kann man davon ausgehen, dass die Wanne schon mit 130 Litern ausreichend "voll" ist. Rechnerisch sind also überschlagsweise 130 Liter * 0,4 Cent/Liter = 52 Cent an reinen Wasserkosten nötig, um sich ein Bad einzulassen.

Sie müssen noch ein paar Liter kaltes Wasser "ablaufen" lassen, bevor es schön warm aus dem Hahn kommt? Dann runden Sie am besten auf 55 Cent Wasserkosten auf (was wir im Folgenden ebenfalls tun werden).

Kosten fürs Erwärmen nicht vergessen

Jetzt muss das Wannenwasser noch erwärmt werden, beispielsweise auf körperwarme 38 Grad, eine Zahl, die gerne als ideale Badetemperatur angegeben wird. Dazu müssen die erwähnten 130 Liter um 23 Grad erwärmt werden, nämlich von 15 Grad (= die Temperatur, die Wasser ungefähr hat, wenn es aus der Leitung kommt) auf die gewünschten 38 Grad.

Da man physikalisch rund 1,16 Kilowattstunden (kWh) Energie benötigt, um 1.000 Liter Wasser um ein Grad zu erwärmen, muss man rechnerisch 3,5 kWh Energie aufwenden, um 130 Liter von 15 auf 38 Grad aufzuheizen. Bei einer Kilowattstunde handelt es sich um die gleiche physikalische Größe, die sich auch auf der Strom- bzw. Gasrechnung findet. Nämlich einmal als Strom- und einmal als Gaspreis, die jeweils in Cent pro Kilowattstunde (Cent/kWh) abgerechnet werden.

Warmwasser mit Gas oder Strom?

Wer seine Energiepreise kennt, muss deshalb nur noch multiplizieren. Wird das Wasser – wie in den meisten Haushalten üblich – mit Gas erwärmt, ergeben sich bei einem (zurzeit gedeckelten) Gaspreis von 12 Cent/kWh beispielsweise Kosten in Höhen von 12 Cent/kWh * 3,5 kWh = 42 Cent, um das Wannenwasser zu erwärmen.

Elektrizität ist deutlich teurer. Hier können Sie aufgrund des Strompreisdeckels zurzeit mit 40 Cent/kWh rechnen, was schon happige 1,40 Euro ergibt, um das Vollbad – hier mit einem Elektro-Durchlauferhitzer – auf die Wunschtemperatur zu bringen. (Wer zurzeit sparen will ist, wechselt übrigens seinen Stromanbieter: Momentan, im November 2023, sind wieder viele Tarife unter 30 Cent/kWh zu finden – selbst bei Ökostrom.)

Dabei sind die eben genannten Warmwasser-Aufbereitungskosten sogar zu niedrig gegriffen. Denn: Wir sind beim Rechnen davon ausgegangen, dass es der Gastherme oder dem elektrischen Durchlauferhitzer gelingen könnte, dem Wasser die nötige Wärmeenergie ohne Verluste zuzuführen. De facto geht aber beim Transportieren, Umwandeln und Speichern von Gas, Elektrizität und Wasser an allen möglichen Stellen Energie verloren, beispielsweise auf dem Weg von der Therme in die Wanne. Und auch der Dampf, der aus der Wanne entweicht, lässt bereits Wärme im Raum verschwinden.

Realistischer ist es deshalb, die zuvor erwähnten Kosten von 42 Cent (Warmwasseraufbereitung mit Gas) bzw. 1,40 Euro (mit Strom) noch mal um geschätzte zehn Prozent aufzustocken – auf 46 Cent bzw. 1,54 Euro –, um solche unvermeidlichen Energieverluste abzubilden.

Was kostet ein heißes Bad? Schlussrechnung

Nun sind alle Zahlen beisammen. Ein 130-Liter-Wannenbad mit 38 Grad Wassertemperatur kostet zurzeit ungefähr …

  • Mit Gas erwärmt: 55 Cent (Wasserkosten) + 46 Cent (Gaskosten) = 1,01 Euro
  • Mit Strom erwärmt (Durchlauferhitzer): 55 Cent (Wasserkosten) + 1,54 Euro (Stromkosten) = 2,09 Euro

Wenn Sie gerne heißes Wasser nachlaufen lassen, eine sehr große Wanne haben usw., korrigieren sich die Werte entsprechend nach oben. Weniger als ein Euro "Wannenkosten" ist bei den momentanen Energiepreisen aber kaum realistisch – mehr als fünf Euro dafür aber auch nicht.

Heiß baden – am billigsten mit Wärmepumpe

Nicht zu vergessen: Strom kann nicht nur Durchlauferhitzer, sondern auch Wärmepumpen antreiben. Wer eine davon sein Eigen nennt, kann sich freuen. Denn: Eine effektive Wärmepumpe braucht nur etwa den 3,5-fachen Stromeinsatz, um die gleiche Menge Wärme zu erzeugen. Damit sinken auch die Kosten auf einen unschlagbaren Wert, nämlich:

  • Mit Strom erwärmt (Wärmepumpe): 55 Cent (Wasserkosten) + 44 Cent (Stromkosten) = 0,99 Euro

Geht duschen immer vor baden?

Wer übrigens noch die Weisheit "Duschen statt baden" verinnerlicht hat, sollte auch hier gerne noch mal nachrechnen. Denn: Ein Vollbad braucht, wie gesehen, grob 130 Liter Wasser – die gleiche Wassermenge kann man aber auch mit einer längeren Dusche verbrauchen.

Schließlich lassen viele Duschköpfe über zehn Liter pro Minute durch, schicke Regenduschen auch mal 20 Liter. Da der Durchschnittdeutsche zwischen sechs und elf Minuten duscht, zeigt eine schnelle Multiplikation, dass so manche Dusche an den Kosten eines Vollbads kratzt – oder sie sogar schon überschreitet.

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