Tote und verletzte Igel: Ministerium empfiehlt "Nachtfahrverbot" für Mähroboter

Autor: dpa/Redaktion (lw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 04.03.2024

Hunderte verletzte Igel – Experten fordern Crashtests für Mähroboter
Foto: Marius Becker/dpa

Rasenroboter halten viele Gärtner für praktisch, doch für Igel und andere Tiere können die Geräte tödlich sein. Experten fordern ein Nachtmähverbot und spezielle Crashtests. Nun rät auch das Landwirtschaftsministerium NRW zur Vorsicht.

Mähroboter mit ihren messerscharfen Klingen können für Igel und andere kleine Wildtiere im heimischen Garten zur tödlichen Gefahr werden. Das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium hat deshalb zum Auftakt der Gartensaison zur Umsicht beim Einsatz von Mährobotern aufgerufen.

Denn: Die Maschinen könnten mit ihren Schneidewerkzeugen schwere Verletzungen an Schnauze, Füßen oder Stacheln von Igeln verursachen, teilte das Ministerium mit. Igel sind nachtaktiv, deshalb sollten Mähroboter nur tagsüber eingesetzt werden.

Der Igel wurde von der Deutschen Wildtierstiftung erst vor Kurzem zum Tier des Jahres 2024 gekürt. "Er ist bei Erwachsenen und Kindern beliebt – und doch ist der Mensch auch sein größter Feind", sagte die Landestierschutzbeauftragte Gerlinde von Dehn. Nicht nur bei Mährobotern, auch beim Gebrauch von Rasentrimmern sollte auf Igel geachtet werden, die häufig an Heckensäumen und Strauchrändern schlafen.

Tierforscher fordern "Crashtests" für Mähroboter

Der Kontakt mit den Klingen eines Mähroboters kann für Igel schwere Schnittverletzungen zur Folge haben oder auch tödlich enden. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) forderten schon im Januar strengere Auflagen für Hersteller. Die Geräte seien mit viel Leid und Schmerz für Igel verbunden. "Wir fordern verbindliche, europaweite Sicherheitstests, ähnlich wie Crashtests für Autos", sagte Anne Berger vom Leibniz-IZW dazu vor wenigen Wochen.

Berger hatte gemeinsam mit Kollegen 370 bundesweit dokumentierte Fälle von Schnittverletzungen an Igeln untersucht. Fast die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47 Prozent) überlebten die Verletzung nicht, sondern mussten eingeschläfert werden oder starben während der Pflege.

Verletzte Igel: Hohe Dunkelziffer

Die Dunkelziffer gar nicht erst gemeldeter oder gefundener Tiere sei vermutlich hoch. Viele Igel litten bis zu ihrem Tod noch tagelang. "Solches Tierleid ist gesetzlich verboten, sofern es Alternativen gibt, die kein Tierleid verursachen", so Berger im Januar.

Igel laufen vor Gefahren nicht davon, sondern bleiben möglichst ruhig stehen, wie die Forschenden erläutern. Gerade kleine Igel seien gefährdet. "Werden sie von den Robotern überrollt und verletzt, suchen sie – so sie es noch können – lautlos den Schutz von Hecken und Gebüsch, um nicht anderen Raubtieren aufzufallen, für die sie dann leichte Beute wären." Menschen bekommen von dem Leid in ihrem Garten deshalb oft gar nichts mit.

Mähroboter sollten mit Hinweisen versehen werden

Das Team um Berger forderte, dass Mähroboter für die Kunden gut sichtbar mit Testergebnissen zur Gefährlichkeit für Igel gekennzeichnet sein sollten. "Die Käufer können dann selbst entscheiden, ob sie die Geräte kaufen, die gefährlicher für Igel sind", sagte Berger.

Eine weitere Forderung der Tierforscher: Geräte, die ausschließlich tagsüber fahren. "Das ist relativ einfach umzusetzen und schon damit könnte ein Großteil der Unfälle vermieden werden. Hier muss die Politik mehr Druck aufbauen", so die Wissenschaftlerin. Die meisten Unfälle mit Igeln ereigneten sich nachts, weil die Tiere nachtaktiv sind.

Der Bestand des Igels (Erinaceus europaeus) ist laut Leibniz-IZW rückläufig. Im Jahr 2020 wurde er auf die Vorwarnliste der Roten Liste für Deutschland gesetzt. 

Weitere Tipps zum Igelschutz:

  • Besonders wohl fühlt sich der Igel in naturnahen Gärten mit heimischen Pflanzen und Wildwuchsflächen, die ihm als Unterschlupf dienten.
  • Beliebte Verstecke sind auch Laub- und Reisighaufen.
  • Damit Igel nachts freie Bahn zwischen Grundstücken haben, sollte ein 13 mal 13 Zentimeter großes Loch um oder unter dem Zaun gelassen werden, empfiehlt NRW-Landestierschutzbeauftragte Gerlinde von Dehn.

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