Smart Meter: Was digitale Stromzähler bringen – und was die Regierung dazu plant

Autor: Martina Herzog, dpa | Kategorie: Freizeit und Technik | 12.01.2023

Smart Meter: Was digitale Stromzähler bringen
Foto: Markus Scholz/dpa

Wie viel Strom verbrauche ich gerade? Und warte ich mit der Wäsche besser, bis die Sonne scheint und der Preis fällt? Solche Fragen sollen sich mit Hilfe intelligenter Stromzähler und neuer Tarife künftig beantworten lassen.

Mit digitalen Stromzählern und flexibleren Tarifen will die Bundesregierung die stärkere Nutzung von Energie aus Wind und Sonne vorantreiben. Einen entsprechenden Gesetzentwurf mit einem Fahrplan und neuen Vorgaben für die Geräte und ihre Nutzung billigte das Kabinett am Donnerstag in Berlin.

Smart Meter: Was können digitale Stromzähler?

Smart Meter sind digitale, vernetzte Messgeräte für Wärme oder Strom, die den Verbrauch automatisch an die Anbieter übertragen. Diese Daten können auch von den Verbrauchern ständig eingesehen werden, etwa auf einer Smartphone-App.

Smart Meter sollen Transparenz beim Energieverbrauch herstellen und so Energieeinsparungen erleichtern und für mehr Energieeffizienz sorgen. Da der Markt für die Zähler inzwischen gut entwickelt sei, könnten die Auflagen gelockert werden, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): "Die Geräte, die eingebaut werden können, müssen nicht den letzten Stand der technischen Entwicklung haben. Sie können danach mit einem Update immer weiter fortgeführt werden."

Die Stromtarife sollen dynamischer werden

Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland mit erneuerbaren Energien bestritten werden. Doch die Produktion von Windräder und Solaranlagen schwankt mit dem Wetter.

Deshalb soll der Markt künftig besser das aktuelle Stromangebot widerspiegeln: Ab 2025 sollen alle Stromversorger dynamische Tarife anbieten müssen, bei denen der Strompreis je nach Angebot steigt oder sinkt. Derzeit müssen das nur große Versorger.

So können Verbraucher künftig dann mehr Strom nutzen, wenn es günstiger ist – und gleichzeitig die Versorgung stabilisieren:

  • Verbraucher, die ihre Haushaltsgeräte per App steuern können, könnten dann zum Beispiel festlegen, dass das E-Auto automatisch erst dann lädt (oder die Spülmaschine erst dann startet), wenn der Strompreis unter eine bestimmte Schwelle fällt.
  • Auch wer seine Haushaltsgeräte ganz traditionell per Knopfdruck steuert, könne von einem intelligenten Stromzähler profitieren, weil er den Preis zu jeder Tageszeit transparent macht, erklärt Thomas Koller vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE): Wäsche waschen, saugen oder spülen wäre bei einem dynamischen Stromtarif dann günstiger, wenn der Wind weht und die Sonne scheint.

Weitere Vorteile der neuen Stromzähler

Wer eine Solaranlage auf dem Balkon oder dem Dach hat, habe einen zusätzlichen Vorteil, so Koller. Denn die neuen Zähler registrieren auch, wenn eigener Strom ins Netz eingespeist wird. Die analogen Zähler mit der sich drehenden Zahlenanzeige können hingegen nur den Verbrauch von Strom feststellen. "Da kann ich mir überlegen: Heute regnet es, morgen soll die Sonne scheinen – da mache ich den Wäschetrockner besser morgen an, um den selbst erzeugten Strom zu nutzen."

Auch indirekt nützen die Pläne Verbrauchern nach Einschätzung des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). "Mittelbar profitieren alle Verbraucherinnen und Verbraucher davon, dass intelligente Messsysteme die Steuerung der Stromnetze erleichtern", so der Verband. "Denn das erhöht die Versorgungssicherheit und reduziert die Kosten für den Aus- und Umbau der Stromnetze."

Smart Meter: Was es kosten soll

"Am Preis soll es nicht scheitern", meint Habeck. Privatleute und kleine Verbraucher sollen für einen intelligenten Stromzähler künftig nicht mehr als 20 Euro pro Jahr zahlen müssen. Für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen sollen es laut Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) 50 Euro pro Jahr sein.

"Die Kosten für den Einbau eines neuen Zählerschranks kommen gegebenenfalls noch hinzu", erklärt Thomas Engelke, der beim VZBV das Tema Energie und Bauen leitet. Erfolge der Einbau auf Wunsch des Verbrauchers, würden weitere 30 Euro Einbaukosten fällig.

Derweil sollen die Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt werden. Denn sie profitierten ja auch von kleinteiligen Daten zu Zeit und Ort des Stromverbrauchs, über die sie heute noch nicht verfügten, so das Wirtschaftsministerium. Allerdings dürften sie diese Daten derzeit noch nicht nutzen, um Strom präzise dorthin zu steuern, wo er auch benötigt wird, wie Koller anmerkt – dazu sei noch eine weitere Gesetzesänderung nötig.

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