Gentechnik: Warum Verbraucher und Hersteller genmanipulierte Lebensmittel ablehnen

Autor: Redaktion | Kategorie: Freizeit und Technik | 20.04.2012

Gen-Technik
Foto: Shutterstock/Zolnierek

Weltweit werden zwar immer mehr Flächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut. Doch in Deutschland ist von diesem Boom nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil: Für Unternehmen, die in der Gen-Technik aktiv sind, ist unser Land kein attraktiver Standort. Denn die deutschen Verbraucher, aber auch Hersteller und Handel, wollen keine Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Rohstoffen.

Das hatte sich das Saatgutunternehmen KWS anders vorgestellt. Die Aktionärsversammlung Mitte Dezember 2011 begann nicht mit dem Bericht über den durchaus erfolgreichen Verlauf des Geschäftsjahrs, sondern mit massivem Protest. Demonstranten hatten sich vor der Firmenzentrale versammelt, um mit Pauken und Trompeten gegen das Tun der Firma, die unter anderem gentechnisch veränderte Pflanzen entwickelt, zu protestieren. "Wir wollen eine Landwirtschaft ohne Agro-Gen-Technik", begründete Philipp Brändle, Sprecher des Bündnisses junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die Kundgebung. Der Hunger in der Welt und die Nachfrage nach Energiepflanzen werde nicht mit Gen-Pflanzen gelöst, sondern mit einer vernünftigen bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft.

Die Aktion ist kein Einzelfall. Fast monatlich gibt es öffentliche Proteste gegen Gen-Technik in der Landwirtschaft. Die Akzeptanz der sogenannten grünen Gen-Technik, die sich mit der Züchtung, Ausbringung und Herstellung genetisch veränderter Pflanzen und Rohstoffe befasst, ist gering bis kaum vorhanden. Verschiedene Umfragen zeigen, dass rund 80 Prozent der Verbraucher gentechnisch veränderte Lebensmittel weder kaufen noch essen wollen. Auch die Landwirte selbst, die die Gen-Nahrung erzeugen sollen, sind skeptisch. Eine Umfrage der Universität Göttingen bei insgesamt 370 Bauern zeigte: Knapp ein Drittel befürwortet den Anbau gentechnischer Rohstoffe, ebenso viele sprechen sich aber auch klar dagegen aus. Der Rest ist unentschlossen.

Gentechnik spielt mit dem Eingriff ins Erbgut

Bei gentechnischen Veränderungen werden im Labor Erbinformationen gezielt ausgetauscht. Dafür nimmt man Gene von Bakterien, Viren, Pflanzen, Tieren und Menschen, isoliert sie, kombiniert sie neu und schleust sie in einen anderen Organismus ein. Auf diese Weise wurden schon Bakteriengene in Mais, Soja oder Baumwolle eingeführt, die die Pflanzen vor Schädlingen schützen sollen. Durch die gentechnische Veränderung sollen sie selbst das Bakteriengift produzieren, das Fraßschädlingen wie dem Maiszünsler den Garaus macht. In Lachse wurden menschliche Gene eingesetzt, damit die Tiere schneller wachsen. Reis wurde mit fremden Eiweißstoffen versehen, die den Reis entweder nahrhafter, für Allergiker verträglich oder zum Vitamin-A-Lieferanten machen. Weißen Nelken verpasste man durch gentechnische Manipulation einen bläulichen Farbton, der so in der Natur nicht vorkommt.

Im Vergleich zur klassischen Züchtung gibt es einen gravierenden Unterschied: Gen-Technik greift gezielt ins Erbgut von Pflanzen und Tieren ein und setzt sich bei der "Installation" der Gene auch über Artgrenzen hinweg. Bei der klassischen Züchtung wird mit Organismen der gleichen Art gearbeitet. Eine Apfelsorte wird also mit einer anderen Sorte gekreuzt, damit sich die Aromen mischen oder die Lagerfähigkeit der einen verbessert wird.

Gegen die gentechnisch manipulierte Nahrung wehren sich besonders Österreich, Belgien, Frankreich, die Schweiz, Ungarn, Italien, Luxemburg, Spanien, Slowenien, Lettland und Japan. Und auch Deutschland will keine Gen-Technik auf dem Acker. Hierzulande machten bis Ende 2011 30.386 Landwirte bei der Aktion Gentechnikfreie Region mit. Sie bewirtschaften zusammen eine Fläche von gut drei Millionen Hektar.

Politisch aktiv sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bremen. Hier haben die Landesregierungen beschlossen, keinen Anbau von Gen-Technik-Pflanzen auf dem Acker zuzulassen. Der Stadtstaat Hamburg unterstützt zwar gentechnikfreie Regionen, schließt den Gen-Anbau auf den landeseigenen Flächen aber nicht komplett aus.

Amflora geht, BASF & Co. auch

Das kommerzielle Ausbringen von Gen-Saat auf deutschen Äckern ist allerdings zurzeit kein Thema mehr. Seit 2010 darf die gentechnisch veränderte Maissorte MON 820 des US-Herstellers Monsanto nicht mehr angebaut werden. Sie war die einzige gentechnisch veränderte Pflanze, die in Deutschland bereits in nennenswerten Mengen für kommerzielle Zwecke ausgebracht wurde. Verbraucherministerin Ilse Aigner hatte dies vor zwei Jahren wegen möglicher Umweltgefahren gestoppt.

Doch auch schon zuvor hielt sich die Begeisterung der Landwirte in Grenzen. Wurde der Gen-Mais 2007 noch an 255 hiesigen Standorten kultiviert, so erfolgte der Anbau zwei Jahre später nur noch an 44 Standorten. Im Standortregister des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit findet man derzeit nur wenige Einträge. Hier müssen Firmen, die Gen-Pflanzen kommerziell oder zu Versuchszwecken anbauen wollen, Ort und Versuchsvorhaben eintragen. Die Landwirte, die derzeit gewerbliche Anbauflächen gemeldet haben, hatten dies vorsorglich getan - für den Fall, dass Ministerin Aigner wieder umschwenkt. Ein Antrag auf Neuzulassung von MON 820 läuft bereits.

Gentechnisch manipulierter Mais

Es ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich, dass bald wieder MON 820-Mais auf deutschen Äckern sprießt. Europaweit geht das Interesse am Gen-Mais merklich zurück. Nach Angaben des Lobbyverbands Europabio, der allerdings mit Bio-Anbau gar nichts am Hut hat, sondern als Mitglieder die Gen-Firmen Monsanto und Bayer zählt, wurde MON 820 im Jahr 2008 noch auf 107.717 Hektarn Ackerfläche angebaut. Ein Jahr später waren es über 20.000 Hektar weniger. Selbst in Ländern wie Spanien mit einem sehr hohen Anteil an Gen-Mais wurde der Anbau zurückgefahren.

In Deutschland liegt die Gen-Technik heute gänzlich brach. "Deutschlands Felder sind jetzt gentechnikfrei", schreibt der Informationsdienst Transgen. Denn Mitte Januar 2012 teilte die Firma BASF Plant Science mit, dass sie ihre Aktivitäten aus Deutschland in die USA verlege. Der Anbau der Stärkekartoffel Amflora, die hierzulande angebaut werden darf und im vergangenen Jahr auch an wenigen Standorten in den Boden kam, ist somit vom Acker. Auch andere Anbauprojekte wie die der Kartoffelsorte Fortuna, die eine Resistenz gegen die Kraut- und Knollenfäule besitzt, wurden gestoppt. In weiten Teilen Europas fehle es bei der Mehrheit der Verbraucher, Landwirte und Politiker an Akzeptanz für die Pflanzen-Bio-Technologie, erklärte BASF-Vorstand Stefan Marcinowkis in einer Pressemitteilung. Das sehen auch andere in der Gen-Technik aktive Unternehmen so. Für Bayer, Syngenta und Monsanto ist Europa als Gen-Technik-Standort ebenfalls unattraktiv.

Normale Kartoffeln bringen's auch

Doch nicht nur die ablehnende Haltung der Verbraucher spielt eine Rolle. Auch der Nutzen der Gen-Kartoffel ist fragwürdig. Von Bedeutung für die Industrie sollte Amflora vor allem wegen ihres hohen Stärkegehalts sein. Jedoch gibt es bereits Kartoffelsorten, die extrem viel Stärke liefern. Die Emsland Group aus Emlichheim teilte kurz vor der Einführung von Amflora 2010 mit, sie werde erstmals klassisch gezüchtete Kartoffeln mit einem extrahohen Amylopektingehalt verarbeiten. Diese Stärkefraktion wird vor allem in der Textil-, Papier-, Klebstoff- und Baustoffindustrie benötigt. Die Emsland Group ist nicht irgendein kleiner Hersteller, sondern der größte Stärkeproduzent in Deutschland.

Auch die Frage, welche Gesundheits- und Umweltrisiken die Gen-Saat birgt, ist weiterhin unbeantwortet - und schürt somit das Misstrauen der Verbraucher. Das geht aus einem unveröffentlichten Bericht der EU-Kommission für die Welthandelsorganisation WTO hervor. Zwar schließen Wissenschaftler ein toxisches Risiko, etwa akute Vergiftungen, durch den Verzehr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln aus. "In Ermangelung von Expositionsdaten in Bezug auf häufige chronische Leiden wie Allergien und Krebs gibt es keine Möglichkeit festzustellen, ob die Einführung von GV-Erzeugnissen irgendwelche anderen gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen gehabt hat."

Gen-Spuren im Essen? Inzwischen normal

Die meisten Verbraucher trauen der grünen Gen-Technik nicht. 66 Prozent der Europäer und 71 Prozent der Deutschen sagen laut einer Eurobarometer-Umfrage im Auftrag der Europäischen Kommission, dass sie Sorge haben, was Gen-Technik und Nahrungsmittel betrifft. Sie sind "beunruhigt" über gentechnisch veränderte Organismen in Lebensmitteln und Getränken.

Zwar werden hierzulande keine Nahrungsmittel verkauft, die - wie vor Jahren die Antimatschtomate - direkt gentechnisch verändert sind. Doch Produkte mit gentechnisch veränderten Rohstoffen, zum Beispiel Sojasoßen, Bohnenpaste, Reisgebäck und Tofu, findet man schon vereinzelt. Sie müssen einen Hinweis auf Gen-Soja tragen und sind somit erkennbar. Allgegenwärtig sind darüber hinaus Lebensmittel, die Gen-Spuren in sich haben. Sie gelangen durch den Kontakt zu genetisch veränderten Rohstoffen bei der Ernte, beim Transport und bei der Verarbeitung in Produkte wie Kekse, Fertiggerichte, Brotaufstriche, Sojaprodukte, Babynahrung, Wurstwaren und Schokolade. In rund 60 Prozent der Lebensmittel sind gentechnisch veränderte Rohstoffe in Spuren nachweisbar.

Das zeigen auch verschiedene ÖKO-TESTs. Ob Chips, Honig oder Babynahrung, immer fanden die Labore Spuren von gentechnisch veränderten Rohstoffen. Eine Untersuchung von Sojaprodukten ergab, dass zwei Drittel der 33 untersuchten Produkte Gen-Rückstände enthielten. In 14 von 20 untersuchten Gläsern Honig fand ÖKO-TEST zuletzt gentechnisch veränderte Pollen. Alle betroffenen Honige waren mit Gen-Pollen der Sojabohne Roundup Ready verunreinigt. Die Bohne wird vor allem in Argentinien und Brasilien großflächig angebaut. Auch in Europa ist die Gen-Bohne für Lebensmittel zugelassen. Die Honige dürfen darum trotz der Gen-Rückstände verkauft werden. Stammen aber mehr als 0,9 Prozent des Pollens im Honig von einer erlaubten gentechnisch veränderten Pflanze, muss dies gekennzeichnet werden.

Wichtiges Urteil für Imker

Wäre die Sojabohne nicht für Lebensmittel zugelassen gewesen, so hätten die damit verunreinigten Honige nicht über den Tresen gehen dürfen. In einem aktuellen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) wurde sichergestellt, dass Pollen von nichtzugelassenen ungeprüften Gen-Pflanzen nicht mehr im Honig vorkommen dürfen. Würden sich darin also Spuren von MON 810 finden, der nur als Futtermittel und für einige Maisprodukte zugelassen ist, oder auch von Gen-Raps, für den es gar keine allgemeine Zulassung gibt, wäre der Honig unverkäuflich. Experten wie der Bioland-Imker Klaus Maresch begrüßen das EuGH-Urteil. Für sie gibt es jetzt Rechtssicherheit. Ist ein Honig unzulässigerweise belastet, muss er vom Markt und die Erzeuger müssen vom Landwirt eine Entschädigung erhalten.

Der hierzulande erzeugte Honig sei frei von Gen-Technik-Spuren, erklärt der Deutsche Imkerbund (DIB). Weil der Anbau des Gen-Mais MON 810 seit einiger Zeit verboten ist und es ansonsten nur einzelne Gen-Technik-Versuchsfelder gibt, kommen Honigbienen mit der Technologie kaum noch in Berührung. Zudem wüssten Imker sehr gut, welche Kulturen in der Nachbarschaft angebaut werden, erklärt DIB-Sprecherin Petra Friedrich. Landwirte fänden Gen-Technik zunehmend uninteressant, weil sie Schadensersatzklagen seitens der Imker fürchten. Bei einem Imker, der ein paar Tonnen Honig vernichten lassen muss und womöglich seine fest installierten Bienenstöcke nicht mehr nutzen kann, können so schnell mehr als 10.000 Euro zusammenkommen.

Auch der ökologische Imkerverband Mellifera schließt nicht aus, dass die Honigerzeugung die Gen-Technik-Forschung kippen könnte. Seine Forderung: keine Gen-Felder im Umkreis von zehn Kilometern um einen Bienenstock. Sollte dies durchkommen, gebe es in Deutschland schlichtweg keinen Raum mehr für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen.

Hersteller beugen Gentechnik vor

Inzwischen ist die Abneigung der Verbraucher gegen Nahrungsmittel mit gentechnisch veränderten Rohstoffen auch bei der Lebensmittelindustrie angekommen. Immer mehr Hersteller gehen auf Nummer sicher und verarbeiten nur noch tierische Rohstoffe wie Milch und Eier, wenn im Stall kein gentechnisch manipuliertes Futter im Trog landet. Seit Kurzem ist der bekannte Rotkäppchen-Camembert "ohne Gentechnik" auf dem Markt. Das gesamte Weichkäsesortiment werde seit Januar 2012 auf die neue gentechnikfreie Rezeptur umgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung. Joghurtanbieter Bauer tat diesen Schritt schon im vergangenen Jahr und verkauft seitdem nicht nur Joghurts, sondern auch zwei Käsesorten mit einem eigens geschaffenen Ohne Gentechnik-Siegel.

Vorreiter für diese Entwicklung sei die Molkerei Campina gewesen, berichtet Greenpeace im Einkaufsratgeber Essen ohne Gentechnik. Im Oktober 2008 wurde die Marke Landliebe komplett auf Milch aus gentechnikfreier Tierfütterung umgestellt. Das hatte Sogwirkung auf andere Unternehmen. Lidl fordert für die Marke Ein gutes Stück Heimat, dass die Produkte gentechnikfrei erzeugt werden. Auch Unsere Heimat von Edeka ist ohne Gen-Technik. Beim Lebensmittelhändler Tegut tragen alle hauseigenen Marken das Siegel Ohne Gentechnik. Hersteller Frosta bekommt das Fleisch für seine Tiefkühlfertiggerichte seit Längerem von Landwirten, die ohne gentechnisch verändertes Futter auskommen. Auch die Käsemarke Grünländer, der Joghurtanbieter Zott und der Nudelhersteller Riesa setzen auf Rohstoffe ohne Gen-Technik. Nach Informationen von Greenpeace sichern fast 50 Milchmarken und 36 Marken für Eier, Wurst und Fleisch zu, kein gentechnisch verändertes Futter zu nehmen.

Doch es gibt auch Unternehmen, die den Trend zur genfreien Produktion verschlafen. Die Macher der Marke Du darfst (Unilever) zählen ebenso dazu wie Bärenmarke, Müller Milch, Weihenstephaner und Schwälbchen. Daneben listet Greenpeace auch den Geflügelanbieter Sprehe frisch auf sowie die Hühnerbarone Vossko und Süddeutsche Truthahn.

Weltweit wachsen Gen-Pflanzen

Europa übt sich zwar in Zurückhaltung. Doch weltweit gibt es immer mehr Äcker, auf denen gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. In 20 Ländern dieser Welt wird inzwischen mit Gen-Technik gearbeitet. Führend sind die USA und Kanada. Daneben floriert Gen-Anbau in Brasilien, Argentinien, Indien und China. Zuletzt kamen Länder wie Burkina Faso, Bolivien und Ägypten hinzu. In den USA liegt der Anteil von gentechnisch verändertem Mais, Soja, Baumwolle und Zuckerrüben am gesamten Angebot zwischen 88 und 94 Prozent. 1996 wurden in den USA erstmals gentechnische Pflanzen kommerziell genutzt. 2008 betrug die mit Gen-Saat beackerte Fläche schon 125 Millionen Hektar. Heute wird sie mit 150 Millionen Hektar beziffert.

Soja aus Deutschland

In Deutschland wächst auf circa 4.000 Hektarn Ackerfläche gentechnikfreies Soja; die Hälfte davon wird sogar ökologisch angebaut. Die Sojabohnen gedeihen vor allem in sonnenreichen Regionen Bayerns und Baden-Württembergs. Hersteller von Sojalebensmitteln wie der Tofuhersteller Taifun, der schon 50 Prozent seines Bedarfs aus regionalem Soja deckt, die zahlreichen Regionalmarken und die Bio-Branche haben großes Interesse an der deutschen Ware. Hintergrund sind die Probleme des Sojaanbaus in den USA, Brasilien und Argentinien: die Rodung von Regenwald, lange Transportwege und die Verbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen.

In Süddeutschland würden die Pflanzen grundsätzlich nicht schlechter als in Brasilien oder Nordamerika gedeihen, sagt Professor Dieter Trautz von der Hochschule Osnabrück, der ein Sojaanbauprojekt begleitet. Die Pflanze mag Wärme und benötigt im Sommer ausreichend Wasser. Ein Forschungsprojekt zur Sojazüchtung beschäftigt sich seit Anfang 2011 damit, an die klimatischen Bedingungen in Deutschland angepasste Sorten zu entwickeln. Derzeit wachsen hierzulande Sojabohnen mit so netten Namen wie Bohemians, Klaxon, Aveline, Sultana, Merlin und Gallec.

"Ohne Gentechnik": Was bedeutet das wirklich?

Seit Mai 2008 gibt es für Hersteller die Möglichkeit, Lebensmittel mit dem Zusatz "Ohne Gentechnik" auszuzeichnen. Es gibt auch ein entsprechendes Logo. Doch ganz gentechnikfrei müssen diese Produkte dennoch nicht sein.

Toleriert werden darin nachweisbare, zufällige oder technisch unvermeidbare Spuren von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bis zu einer Menge von 0,1 Prozent. Die Lebensmittel selbst dürfen allerdings nicht aus gentechnisch veränderten Rohstoffen wie Mais, Zucker, Soja oder Raps hergestellt worden sein.

Das gilt auch für die Zutaten, etwa Gewürze in Maischips. Verboten sind zudem Zusatzstoffe, Vitamine oder Aromen, die mithilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen wurden. Ausnahme: Sofern es keine gentechnikfreien Alternativen auf dem Markt gibt, dürfen Zusatzstoffe verwendet werden, die nach der EU-Öko-Verordnung zugelassen sind.

Auch tierische Lebensmittel sind nicht ganz clean. Soll etwa Milch oder ein Schweineschnitzel den Anforderungen des Labels Ohne Gentechnik genügen, muss der Hersteller dafür sorgen, dass die Tiere keine gentechnisch veränderten Futterpflanzen gefressen haben - allerdings nur während eines bestimmten Zeitraums. Dieser beträgt für Milchkühe drei Monate und für Schweine vier Monate vor der Schlachtung. Bei Legehennen beträgt die Zeit, in der sie kein gentechnisch verändertes Futter erhalten dürfen, sechs Wochen.

Erlaubt sind weiterhin Zusatzstoffe in Tierfutter, Medikamente und Impfstoffe, die mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt worden sind. Im Futter selbst dürfen GVO-Verunreinigungen von bis zu 0,9 Prozent enthalten sein, wenn der Hersteller nachweisen kann, dass deren Eintrag zufällig oder technisch unvermeidbar war. Bei zusammengesetzten Lebensmitteln wie Pizza oder Fruchtjoghurt müssen alle Zutaten den jeweiligen Anforderungen entsprechen.

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