Nie wieder Zucchini-Schwemme: So planen Sie Ihr Hochbeet richtig

Autor: Dorothee Waechter von dpa / Redaktion (bw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 01.07.2025

Hochbeet optimal nutzen: Planung statt Überfluss.
Foto: Foto: Robert Günther/dpa-tmn

Ein Hochbeet bringt viel Ertrag – doch ohne gute Planung droht schnell eine Ernteflut. Erfahren Sie, wie Sie durch gezielte Vorbereitung und Staffelung Ihre Ernte über Monate gleichmäßig sichern.

Groß ist die Euphorie im Frühjahr, das Hochbeet zu bepflanzen. Da wird fleißig eingekauft und solange die Pflanzen klein sind, fühlt sich alles gut an. Sie sollen wachsen und meist tun sie das auch. Plötzlich wendet sich das Blatt und man wird der Salat- und später der Zucchini-Schwemme nicht Herr. 

Das zeigt: Es zahlt sich aus, rechtzeitig zu planen. Viel wichtiger als der kurzzeitige Überfluss ist die kontinuierliche Ernte bis in den Herbst. "Es ist hilfreich, wenn man sich bei dem normalen Gemüseeinkauf auf dem Markt oder im Supermarkt notiert, wie viel Salat, Zwiebeln, Tomaten und anderes Gemüse tatsächlich verbraucht wird", sagt Gartenbau-Ingenieur und Buchautor Folko Kullmann. So schafft man sich einen Überblick über den Bedarf.

Wie viel Platz braucht ein Hochbeet für Selbstversorgung?

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ausschließlich aus dem eigenen Hochbeet zu versorgen, sollte sich zunächst eine Zahl bewusst machen: Rund 25 Quadratmeter Anbaufläche pro Person sind dafür notwendig. Realistisch betrachtet bringt der durchschnittliche Stadtgarten oder Balkon allerdings deutlich weniger Raum mit.

Deshalb lohnt es sich, schon vor dem ersten Spatenstich zu überlegen, welches Gemüse wirklich Sinn macht. Möchte man gemeinsam mit Kindern Kartoffeln ausbuddeln oder Erdbeeren naschen? Oder steht der schnelle Griff zur frischen Tomate, zum Pflücksalat oder zu aromatischen Kräutern im Vordergrund? Wer seine Vorlieben kennt, kann sein Beet gezielt und sinnvoll bepflanzen – und holt so das Maximum aus dem vorhandenen Platz heraus.

So viel Gemüse bringt Ihr Hochbeet – Ertragsübersicht

Die Ertragsmenge verschiedener Gemüsesorten aus dem Hochbeet variiert, gibt aber eine gute Orientierung für die Planung der Bepflanzung. Hier einige Faustwerte für die gängigsten Kulturen:

  • Tomaten: Pro Pflanze können Sie mit 5 bis 10 Kilogramm ernten – eine ergiebige Quelle für frische Tomaten das ganze Sommerhalbjahr über.
  • Pflücksalat: Um kontinuierlich frische Blätter zu genießen, sollten Sie alle zwei bis drei Wochen 3 bis 4 Pflanzen nachsetzen.
  • Sprossenbrokkoli & Zucchini: Eine einzelne Pflanze reicht meist für ein bis zwei Personen aus – Zucchini wachsen besonders schnell und liefern hohe Erträge.
  • Bohnen: Auf einem Quadratmeter können Sie etwa 2 Kilogramm Bohnen ernten, eine hervorragende Proteinquelle aus dem eigenen Garten.
  • Erbsen: Mit etwa 1 Kilogramm Ertrag pro Quadratmeter liefern Erbsen knackiges Gemüse für den Frühlings- und Frühsommer.
  • Möhren: Im Schnitt können Sie mit 3 bis 4 Kilogramm pro Quadratmeter rechnen – ideal für knackige Ernten über mehrere Wochen.
  • Radieschen: Sehr schnell wachsend, bringen sie etwa 2 bis 3 Kilogramm pro Quadratmeter und lassen sich gut in Satzkultur ziehen.
  • Paprika: Pro Pflanze sind 2 bis 4 Kilogramm Früchte möglich, wobei Sorten mit hoher Ertragsleistung für das Hochbeet bevorzugt werden sollten.
  • Kohl (z.B. Wirsing, Spitzkohl): Je nach Sorte und Pflege 3 bis 6 Kilogramm pro Quadratmeter, allerdings brauchen Kohlarten etwas mehr Platz.

Diese Werte sind Richtwerte und können je nach Standort, Pflege und Sorte leicht variieren. Eine durchdachte Auswahl und abwechslungsreiche Bepflanzung sorgen dafür, dass Ihr Hochbeet möglichst effektiv genutzt wird.

    Satzkultur erklärt: So ernten Sie monatelang frisches Gemüse

    Wer regelmäßig knackiges Gemüse aus dem eigenen Hochbeet ernten möchte, sollte nicht alles auf einmal aussäen. Besonders Sorten mit kurzer Kulturdauer wie Salat, Möhren, Bohnen oder Erbsen profitieren von einer sogenannten Satzkultur – also dem gestaffelten Anbau in Abständen von etwa zwei Wochen.

    "Gemüse, wie Möhren, Bohnen, Erbsen und Salate können so über Monate immer frisch geerntet werden", erklärt Gartenbau-Ingenieur Folko Kullmann.

    Gemüsebeet strukturieren: Mit dieser Methode klappt's

    Damit dabei weder Platzmangel noch Chaos entstehen, empfiehlt der Experte eine klare Struktur im Beet: Mithilfe von Schnüren oder schmalen Latten lässt sich die Fläche einfach in ein Raster unterteilen – zum Beispiel in 30 mal 30 oder 40 mal 40 Zentimeter große Felder. Jedes dieser Quadrate wird dann mit einer anderen Gemüsesorte bepflanzt.

    So entsteht ganz automatisch eine vielfältige Mischkultur. Gleichzeitig verhindert die Aufteilung, dass man zu viele Setzlinge derselben Art setzt. Die Faustregel: Ein kleines Quadrat reicht für ein bis zwei Salatpflanzen, eine Tomate oder auch einen Mangold.

    Abgehärtetes Gemüse: Feldsalat hält sich über den ganzen Winter auf dem Beet.
    Abgehärtetes Gemüse: Feldsalat hält sich über den ganzen Winter auf dem Beet. (Foto: Patrick Pleul/dpa/dpa-tmn )

    Platzsparende Ernte: So nutzen Sie Ihr Hochbeet bis zum Winter

    Nicht jedes Gemüse ist für das Hochbeet gleichermaßen gut geeignet – vor allem Fruchtgemüse wie Tomaten, Kürbis, Kohl oder Kartoffeln benötigen viel Zeit und Platz. Wer etwa versucht, den Jahresbedarf an Kartoffeln selbst zu decken, braucht dafür eine beachtliche Fläche.

    Deshalb rät Gartenexperte Folko Kullmann zu einem selektiven Ansatz: "Pflanzen Sie lieber besondere Kartoffelsorten im Hochbeet, die es nur selten auf dem Markt gibt, als Delikatesse." Dasselbe gilt für Kürbisse, deren weit ausladende Ranken den verfügbaren Raum schnell vereinnahmen.

    Doch das Hochbeet bietet auch nach der Hauptsaison noch Potenzial. Bei Tomatenpflanzen, die an Stäben gezogen werden, lichtet sich das Blattwerk ab dem Spätsommer oft am unteren Ende. Gartenbuchautorin Marianne Scheu-Helgert empfiehlt: "Das sind ideale Bedingungen für etwas Kresse oder ein paar Radieschen, bei mehr Platz auch mal für einen Pflücksalat."

    Kräuter im Hochbeet: Diese Sorten wachsen besonders gut

    Auch Kräuter lassen sich hervorragend im Hochbeet kultivieren – und zwar platzsparend und erntefreundlich entlang der Beetkanten. Kurzlebige Sorten wie Basilikum oder Rauke siedelt man idealerweise an den Längsseiten an. Sie profitieren dort von gutem Licht und lassen sich bequem abschneiden, wenn sie etwas überhängen dürfen.

    An die Schmalseiten gehören dagegen langlebigere Kräuter wie Schnittlauch, Thymian oder Oregano – oder auch Erdbeeren. Besonders geeignet: mehrmals tragende Monatserdbeeren wie die Sorte "Rügen".

    Gute Nachbarn im Hochbeet: Was passt zusammen, was nicht?

    Nicht nur Menschen profitieren von guter Nachbarschaft – auch im Hochbeet kann das Miteinander entscheidend sein. Denn bestimmte Pflanzenarten vertragen sich besonders gut, während andere sich gegenseitig im Wachstum behindern.

    Als Beispiele für Gemüse, die gut nebeneinander wachsen, nennt Gartenbau-Ingenieur Kullmann Petersilie und Tagetes sowie Möhren und Zwiebeln. Weniger gut gedeihen Bohnen und Erbsen, Salat und Sellerie in unmittelbarer Nachbarschaft.

    Auch die sogenannte Vorfrucht spielt eine wichtige Rolle: Rote Bete etwa gedeiht deutlich besser, wenn zuvor Kohlrabi oder Salat auf dem Beet standen.

    Spätsommer-Aussaat: Jetzt nochmal nachpflanzen!

    Wenn ab Ende Juni erste Kulturen abgeerntet sind, sollten entstandene Lücken zügig neu bepflanzt werden – am besten mit Sorten, die im Herbst oder sogar erst im Winter reif sind. Gartenbuchautorin Marianne Scheu-Helgert empfiehlt beispielsweise Chinakohl (ab Juli), Zuckerhut (ab August), Radicchio und Pak Choi. Auch ein weiterer Satz Frühlingsgemüse wie Rettich oder Salat ist jetzt gut möglich.

    Feldsalat lässt sich besonders effizient in Multitopfplatten vorziehen. Wird er alle paar Wochen büschelweise ausgesät und später ins Beet gesetzt, kann man ihn über den gesamten Winter hinweg ernten. Wichtig: Kurz vor den ersten Frösten im Oktober sollte man Verfrühungsvlies bereitlegen, um die jungen Pflanzen vor Kälteschäden zu schützen – es bleibt am besten bis Februar griffbereit.

    Fruchtfolge im Hochbeet: Warum der Wechsel entscheidend ist

    Die richtige Fruchtfolge ist ein grundlegendes Prinzip im nachhaltigen Gemüseanbau. Dabei wechseln sich auf dem Beet Jahr für Jahr unterschiedliche Pflanzenarten ab. Ziel ist es, die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden und dem Boden nicht einseitig Nährstoffe zu entziehen.

    Ein bewährtes Schema sieht so aus:

    • 1. Jahr: Starkzehrer wie Tomaten, Knollensellerie, Kohl oder Zucchini.
    • 2. Jahr: Mittelzehrer wie Mangold, Möhren und Salate.
    • 3. Jahr: Schwachzehrer wie Bohnen, Erbsen sowie Kräuter, Zwiebeln und Porree.

    So bleibt das Hochbeet langfristig vital – und die Ernte vielfältig.

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