Gurkenwasser statt Streusalz: Eine umweltfreundliche Alternative bei Glatteis

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 20.12.2023

Gegen Schnee und Glätte auf Straßen helfen Streusalz und Sand - oder möglicherweise zukünftig auch Gurkenwasser.
Foto: Shutterstock, Maleo / Develey

Damit Straßen und Gehwege im Winter nicht zu Rutschbahnen werden, wird häufig Streusalz eingesetzt. Für die Umwelt ist das fatal. Bayern geht seit einigen Jahren einen innovativen Weg und setzt Gurkenwasser als nachhaltige Alternative ein.

Kaum fallen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, werden auf unseren Straßen und Gehwegen große Mengen Streusalz verteilt. Nach Angaben des Umweltbundesamtes landen im Mittel ca. 1,5 Millionen Tonnen davon auf unseren Straßen und Gehwegen.

Auch im privaten Gebrauch wird gerne auf Streusalz zurückgegriffen. Grundstücksbesitzer müssen für geräumte Bürgersteige sorgen, bei Unfällen ist das Haftungsrisiko hoch. Da klingt es erst einmal einleuchtend, Streusalz zu verwenden: Es ist billig und wirkt in der Regel schnell. Was viele aber nicht zur Kenntnis nehmen: Salz ist gefährlich für Böden, Pflanzen, Gewässer und Bauwerke. Und: In vielen Städten und Gemeinden ist der Einsatz von Streusalz sogar explizit verboten.

Nachhaltiger Winterdienst: Gurkenwasser gegen Eisglätte

Die Bayerische Staatsbauverwaltung will nachhaltiger handeln und geht seit ein paar Jahren mit gutem Beispiel voran: Straßenmeistereien und Unternehmen nutzen Salzwasser aus der Gurkenproduktion der Firma Develey für den Winterdienst.

Gurkenwasser bewährt sich als Ersatz für Streusalz
Gurkenwasser bewährt sich als Ersatz für Streusalz (Foto: Shutterstock / Vlad Ispas)

Sole-Recycling spart 180 Tonnen Salz

Die umweltfreundliche Sole entsteht bei der Produktion von Salzgurken und wird normalerweise über eine Kläranlage entsorgt. Für die Nutzung im Winterdienst wird das täglich anfallende Salzwasser in einer eigens installierten Anlage gereinigt und zu Sole recycelt: Aus 1.000 Tonnen Salzwasser entstehen 1.100 Tonnen Sole, die zwischengelagert und – abhängig von der Wetterlage – an einige Straßenmeistereien im Umkreis des Develey-Standorts in Dingolfing für ihren Winterdienst geliefert werden.

Dass die Sole ohne Bedenken auf den Straßen aufgebracht werden kann, wurde vorab durch zahlreiche Tests und ein Gutachten des Bayerischen Staatsministeriums bestätigt.

Dank der umweltfreundlichen Sole wird die Menge an Salz, das in die Umwelt gelangt, verringert: Pro 1.000 Tonnen verwendeter Sole aus Gurkenwasser spart sich die Umwelt 90 Tonnen Salzeintrag.

"In der Wintersaison 2022/2023 wurden durch die Weiternutzung der Sole durch regionale Abnehmer stattliche 180 Tonnen Streusalz und 1,5 Millionen Liter Wasser eingespart", erklärt Develey-Sprecherin Nadine Hofer gegenüber ÖKO-TEST. 

Wie wirkt Streusalz?

Streusalz besteht überwiegend aus Natriumchlorid, also normalem Kochsalz, Calcium- oder Magnesiumchlorid. Das Salz setzt den Gefrierpunkt herab und lässt damit Schnee und Eis schmelzen beziehungsweise verhindert, dass Schnee und Eis sich überhaupt bilden. Eine gute Sache für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger – wären da nicht die negativen Auswirkungen auf die Umwelt.

Die Natur leidet unter Streusalz

Das Salz setzt sich nämlich im Boden ab und schädigt dort die Pflanzenwurzeln. In der Folge können die Wurzeln Wasser und Nährstoffe schlechter aufnehmen, die Pflanzen werden anfälliger für Krankheiten und Vertrocknung. Zu sehen ist das, wenn salzgeschädigte Bäume oder Hecken im Sommer trotz ausreichender Niederschläge langsam vertrocknen. Bei direktem Kontakt wirkt das Salz außerdem ätzend. Mit dem Schmelzwasser gelangt Streusalz auch in Flüsse, Seen und ins Grundwasser und belastet dort die Ökoysteme.

Nicht nur die Umwelt leidet unter dem aggressiven Salz: Bei Hunden und Katzen setzt sich das Streusalz in den Pfoten fest und kann dort für Entzündungen sorgen. An Autos und Brücken ist das Salz für teure Korrosionsschäden verantwortlich.

Die ökologischste Methode, Schnee zu räumen, ist immer noch das Beseitigen mit der Schneeschaufel.
Die ökologischste Methode, Schnee zu räumen, ist immer noch das Beseitigen mit der Schneeschaufel. (Foto: Anna Kuzmina / Shutterstock)

In vielen Städten ist Streusalz verboten

Viele Kommunen haben den privaten Einsatz von Streusalz deshalb verboten; wer dagegen verstößt, dem drohen teilweise heftige Geldbußen. Umweltverbände unterstützen das Salzverbot. 

Wichtig zu wissen: Gegen Streusalz spricht auch, dass es nur unter bestimmten Bedingungen wirkt. Bei Temperaturen unter minus 20 Grad ist es wirkungslos. Auch bei andauerndem Schneefall ist der Einsatz wirkungsarm.

Alternativen zu Streusalz

Es gibt durchaus Alternativen zu Streusalz, die der Umwelt weniger Schaden zufügen. Die natürlichste Methode ist der körperliche Einsatz mit Schneeschaufel und Besen. Hier gilt: Schon frühzeitig räumen, wenn der Schnee sich noch leicht lockern und wegräumen lässt.

Wer bei Eis und erhöhter Glättegefahr Streumittel einsetzen möchte, sollte sogenannte abstumpfende Streumittel verwenden. Sie schmelzen das Eis nicht ab, sondern erhöhen lediglich die Griffigkeit der überfrorenen Oberflächen. "Hier bieten sich Sand oder Kies an", so der BUND Naturschutz. 

Wichtig: Achten Sie beim Kauf von Streumitteln ohne Salz auf das Umweltzeichen "Blauer Engel"!

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