Gesellschaftsspiele für die Familie: 8 Brettspiel-Tipps

Autor: Jochen Bettzieche & Redaktion | Kategorie: Freizeit und Technik | 16.03.2021

Tipps: Acht Gesellschaftsspiele für die Familie, die sich auch als Weihnachtsgeschenk eignen
Foto: Shutterstock/PicMy

Gerade in der Corona-Pandemie sind Spieleabende ein toller gemeinsamer Zeitvertreib für die Familie. Und obendrein gut für die Entwicklung des Menschen! Wir stellen 8 Gesellschaftsspiele für den Spieleabend mit der Familie vor, die sich auch als Geschenk eignen.

Aus der Tierforschung wisse man, dass Tiere umso intelligenter seien, je mehr sie spielten, erklärt der Neurobiologe Gerald Hüther. Beim Menschen sei das ähnlich: "Spielen ist nicht nur ein Zeitvertreib, Spielen ist ein Feuerwerk für die grauen Zellen." Neurowissenschaftler haben gezeigt, dass dabei neuronale Netzwerke aktiv werden, mit deren Hilfe der Mensch kreativ und ideenreich wird.

Gleichzeitig fokussiert sich das Hirn nicht mehr auf etwas Bestimmtes wie bei der Arbeit. "Dadurch können sich Areale im Hirn miteinander verbinden, die sonst nie miteinander verknüpft sind", sagt Hüther.

Spieleabend: Zeitvertreib mit Gesellschaftsspielen 

Auch für die Psyche ist das gut. Je nach Spielform lerne der Mensch, mit anderen Spielern zu kooperieren, taktisch zu denken oder seine Reaktionsfähigkeit zu verbessern, sagt Katharina Schiller, Psychologin an der Kinderklinik Kaufbeuren: "Man kann jedoch auch seine Frustrationsgrenze testen: Halte ich es auch aus, zu verlieren?" Wer regelmäßig spiele, durchlaufe verschiedene Emotionen und lerne, damit umzugehen.

Egal ob Geburtstag, Ostern oder Weihnachen – Gesellschaftsspiele sind beliebte Geschenke für die ganze Familie. Das Spektrum ist breit. Es reicht von Klassikern mit einfachen Regeln wie Uno, Kniffel & Co. bis zu brandneuen Expertenspielen, für die man einen ganzen Abend einplanen muss. Aber nur, wenn man die Regeln bereits kann (denn sonst dauert es länger).

Hier finden Sie acht Gesellschaftsspiele, die uns in den letzten Monaten besonders aufgefallen sind. Sie haben entweder ein unverbrauchtes Thema, eine interessante neuartige Mechanik oder einen hohen Wiederspielwert (im besten Fall alles zusammen). Die Preisspanne reicht von 20 bis 60 Euro. Die einfachsten Spiele sind für Spieler ab 4 Jahren geeignet – das anspruchsvollste eignet sich nur für große Kinder oder eine reine Erwachsenen-Runde.

1. Für Planer: Cities Skylines (ab 10 Jahre)

Cities Skylines (Kosmos), 1–4 Spieler, ab 10 Jahre, ca. 35 Euro
Cities Skylines (Kosmos), 1–4 Spieler, ab 10 Jahre, ca. 35 Euro (Foto: Hersteller)

2015 erschien das Aufbauspiel "Cities: Skylines" für den PC. In der Brett-Variante planen bis zu vier Spieler gemeinsam ihre Stadt. Sie errichten Wohn-, Industrie- und Geschäftsviertel, versorgen diese mit Strom und Wasser und bauen Gesundheitswesen und Verkehr aus. Gleichzeitig müssen sie Kriminalität und Umweltverschmutzung sowie den Arbeitsmarkt im Auge behalten. Die Autoren greifen zahlreiche Aspekte der Videospiel-Vorlage auf, ohne das Brettspiel mit dessen Komplexität zu überfrachten.

Für einen sanften Einstieg können die Spieler die Regeln in den ersten fünf Partien schrittweise erweitern. So dehnt sich die Stadt immer weiter aus. Am Ende entscheidet die Zufriedenheit der Bevölkerung, ob die Stadt ausstirbt, sich zur Weltmetropole entwickelt hat oder irgendwo dazwischen steht.

Tipp für: Planer und Verwalter, die schon immer eine Stadt an weniger als einem Tag erbauen wollten.

2. Für Erfahrene: Pandemic Legacy Season 2 (ab 14 Jahre)

Pandemic Legacy Season 2 (Z-Man Games), 2–4 Spieler, ab 14 Jahre, ca. 60 Euro
Pandemic Legacy Season 2 (Z-Man Games), 2–4 Spieler, ab 14 Jahre, ca. 60 Euro (Foto: Hersteller)

Vor 71 Jahren vernichtete eine Seuche große Teile der Menschheit. Die Überlebenden retteten sich auf schwimmende Inseln, von denen aus sie die wenigen in Städten an Land verbliebenen Menschen versorgen. Aber in letzter Zeit erreichen sie nur noch wenige davon. Die Spieler versuchen gemeinsam, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Jeder mit seinen Spezialfähigkeiten und – das ist das Besondere – über mehrere Partien hinweg.

Wie bei Legacy-Spielen üblich, ändern sich dabei die Regeln, neue Städte tauchen auf, Aufkleber müssen aufgeklebt, neues Spielmaterial hinzugefügt, altes entfernt werden. Handlungen aus einer früheren Partie können plötzlich unerwünschte Folgen haben. Und man muss auch nicht jedesmal gewinnen. Schafft die Gruppe eine Aufgabe nicht im zweiten Anlauf, geht die Geschichte dennoch weiter. Nach maximal 24 Durchgängen ist Schluss.

Tipp für: Retter der Menschheit mit Spielerfahrung, die sich auf ein längeres Erlebnis einlassen wollen.

3. Für Kommunikative: First Contact (ab 12 Jahre)

First Contact (Huch), 2–7 Spieler, ab 12 Jahre, ca. 24 Euro
First Contact (Huch), 2–7 Spieler, ab 12 Jahre, ca. 24 Euro (Foto: Hersteller)

Die Prä-Astronautiker haben doch recht: Die Pyramiden sind nicht von Menschen geschaffen. Es sind die Raumschiffe von Außerirdischen. Zumindest in diesem Spiel. Die Aliens treten mit den Ägyptern in Kontakt und bitten diese um verschiedene Artefakte wie einen Brunnen oder einen Skarabäus.

Leider sprechen sie kein Ägyptisch. Also zeigen die Ägypter auf Gegenstände mit einer Gemeinsamkeit. Die Außerirdischen zeigen ein Schriftzeichen, das zu dieser Gemeinsamkeit passt – oder eben auch nicht, weil es mehrere Gemeinsamkeiten gibt. Und so dauert es eine Weile, bis feststeht, welcher Ägypter die Zeichen am Besten interpretiert und welches Alien zuerst seine Artefakte gesammelt hat.

Tipp für: Kommunikationsfreudige Erdlinge und Außerirdische.

4. Für Sammler: Purzelbaum (ab 4 Jahre)

Purzelbaum (Zoch), 2–4 Spieler, ab 4 Jahre, ca. 30 Euro
Purzelbaum (Zoch), 2–4 Spieler, ab 4 Jahre, ca. 30 Euro (Foto: Hersteller)

Es wird Herbst, und für Familie Eichhörnchen ist es an der Zeit, Vorräte für die kalte Jahreszeit anzulegen. Sie buddeln Löcher in den Boden. Dann ziehen sie an den Blättern des großen Baums, der hoch über dem Spielfeld aufragt, damit die Nüsse herunterpurzeln und idealerweise genau im Loch landen. Ist der Baum leer, bricht der Winter herein.

Jetzt heißt es, die Vorräte wieder aufzuspüren. In welchem Loch liegen noch mal die meisten Nüsse? Und welche Löcher sind leer? Wer im Herbst gut aufgepasst hat, hat die besten Chancen. Denn am Ende gewinnt das Eichhörnchen mit den meisten Nüssen und Blättern.

Tipp für: Geschickte Sucher und Sammler mit gutem Gedächtnis.

5. Für Zauberlehrlinge: Ring der Magier (ab 5 Jahre)

Ring der Magier (Drei Magier), 2–4 Spieler, ab 5 Jahre, ca. 30 Euro
Ring der Magier (Drei Magier), 2–4 Spieler, ab 5 Jahre, ca. 30 Euro (Foto: Hersteller)

Prüfungszeit an der Magierschule. Bis zu drei Lehrlinge und der Hauskater sind zu einem Wettbewerb angetreten. Es gilt, den magischen Ring mit Gefühl über das Spielfeld zu schnippen und so die geforderten acht Edelsteine zu sammeln. Doch der Ring rutscht nicht immer einfach geradeaus. Auf magische – für Eltern: magnetische – Weise weicht er immer mal wieder vom gewünschten Weg ab. Oder die Nachwuchszauberer müssen den Ring tanzen oder gar über das Spielfeld springen lassen. Das ist nicht einfach. Und so kann es sein, dass die Prüflinge Steine erhalten, die sie nicht mehr benötigen, oder gar leer ausgehen.

Tipp für: Zauberlehrlinge mit Fingerspitzengefühl.

6. Für Ausbalancierte: Rock me Archimedes (ab 8 Jahre)

Rock me Archimedes (Spin Master), 2 Spieler, ab 8 Jahre, ca. 40 Euro
Rock me Archimedes (Spin Master), 2 Spieler, ab 8 Jahre, ca. 40 Euro (Foto: Hersteller)

Manch Anweisung klingt so einfach: Wer als Erster vier eigene Murmeln vorsichtig in seine Endzone bewegt, ohne dass ein Ende der Wippe den Tisch berührt, gewinnt. Leider ist da auch noch der, der seine Murmeln auf die andere Seite der Wippe bringen will und sie dabei stark ins Schwanken bringen kann. Benannt nach dem griechischen Mathematiker und Naturwissenschaftler Archimedes sollen die Spieler vor allem eines: die Kräfte zwischen Hebel und Gleichgewicht ausloten. Ein Spiel für Gehirn und Geist, das ganz nebenbei die Spieler entschleunigt.

Tipp für: experimentierfreudige Naturwissenschaftler oder einfach für zwei Menschen, die sich gegenseitig aus der Balance bringen wollen.

7. Für Teamplayer: Team 3 (ab 8 Jahre)

Team3 (Abacus Spiele), 3–6 Spieler, ab 8 Jahre, ca. 20 Euro
Team3 (Abacus Spiele), 3–6 Spieler, ab 8 Jahre, ca. 20 Euro (Foto: Hersteller)

Hier geht es zu wie auf dem Bau. Der Bauleiter versucht, die Gesten des Architekten zu deuten und dem Handwerker zu erklären, was er tun soll. Und der macht, was er will. Tatsächlich darf der Architekt nicht reden. Er kennt als einziger den Bauplan und muss mit Gesten und Grimassen klar machen, wie die Bauteile auf dem Tisch zusammengebaut werden sollen. Der Bauleiter deutet die Gesten und erklärt dem Handwerker, was er zu tun hat. Nur dass der Handwerker nichts sieht und blind baut.

Das Spiel kann kooperativ oder in Teams gegeneinander gespielt werden. Für einen Wettkampf in einer höheren Schwierigkeitsstufe benötigt man zwei Exemplare.

Tipp für: Bauherren mit Teamgeist auf der Suche nach einer kurzweiligen Auflockerung für die Party oder den Spieleabend.

8. Für Taktiker und Maler: Der Kartograph (ab 10 Jahre)

 

Der Kartograph (Pegasus), 1–100 Spieler, ab 10 Jahre, ca. 20 Euro
Der Kartograph (Pegasus), 1–100 Spieler, ab 10 Jahre, ca. 20 Euro (Foto: Hersteller)

Schülergruppen in den Pausen, Großfamilien aber auch Paare, die sich zum Spielen treffen – sie alle kennen das Problem. Die meisten Spiele sind für maximal vier bis sechs Mitspieler ausgelegt. Schon ab der siebten Person muss einer entweder den Abwasch oder einfach Pause machen. Umso schöner, dass bei diesem Spiel theoretisch bis zu 100 Personen mitmachen können. Praktisch dürften es einige weniger sein, aber noch mit zehn Leuten und mehr bleibt die Übersicht gewahrt.

Das Thema: Als Kartographen im Auftrag der Königin ziehen die Spieler los, um Flüsse, Wälder, Dörfer und mehr zu entdecken. Über vier Runden versuchen sie, durch geschicktes Einzeichnen der zufällig auftauchenden Landschaften möglichst viele Punkte zu ergattern.

Tipp für: Taktiker und Maler, es darf aber auch gekritzelt werden. Alle spielen gleichzeitig und doch miteinander – so muss niemand gähnend auf den Zug des Mitspielers warten.

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