Extrem-Expedition startet: „Polarstern“ soll in der Arktis zum Klimawandel forschen

Autor: Brigitte Rohm | Kategorie: Freizeit und Technik | 20.09.2019

Das deutsche Forschungsschiff Polarstern in der zentralen Arktis, Aufnahme von der Sommer-Expedition 2015
Foto: © Alfred-Wegener-Institut / Mario Hoppmann (CC-BY 4.0)

Heute bricht das Schiff „Polarstern“ zur Forschungsexpedition „Mosaic“ in die Arktis auf. Dort soll es ein Jahr lang im arktischen Eis eingefroren durch das Polarmeer driften – und die Folgen des Klimawandels untersuchen.

Nach acht Jahren der Planung und Vorbereitung ist es soweit: Am 20. September beginnt die größte Arktisexpedition, die es je gegeben hat. „Mosaic“ (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) soll dabei dazu beitragen, dass wir den Klimawandel besser verstehen.

„Keine andere Region der Erde hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so schnell erwärmt wie die Arktis. Hier befindet sich quasi das Epizentrum der globalen Erwärmung“, sagt Forschungsleiter Markus Rex im Interview. „(…) Wir wollen daher erstmals umfassend die dortigen Prozesse im Klimageschehen erkunden.“

150 Tage in Dunkelheit, bis zu minus 45 Grad Kälte  

Dabei ist das 140-Millionen-Euro-Mammutprojekt mit vielen Risiken verbunden. Der Forschungseisbrecher „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts wird sich fast ein ganzes Jahr in der zentralen Arktis aufhalten, 150 Tage davon in durchgehender Dunkelheit und bei bis zu minus 45 Grad Kälte. Dazu soll das Schiff an einer riesigen Eisscholle – die die Forscher erst einmal finden müssen – andocken, um mit abgestelltem Motor im Eis zu driften.

Die genaue Route ist folglich nicht planbar und der „Polarstern“ muss während der Unternehmung mit mehreren Flugzeugen, Helikoptern und vier weiteren Eisbrechern versorgt werden. „Es hat (…) noch nie so einen vergleichbaren Einsatz von fünf Eisbrechern gegeben, die wir in einer ausgefeilten Choreografie einsetzen, sodass wir immer zum richtigen Zeitpunkt wieder Nachschub an Treibstoff und Lebensmitteln bekommen und Personal austauschen können“, sagt Rex.

600 Wissenschaftler aus 19 Ländern forschen interdisziplinär

Ein großes Team ist an der Expedition beteiligt: 600 Wissenschaftler aus 19 Ländern werden interdisziplinär forschen – unter ihnen Klimaforscher, Physiker, Biologen und Meereis-Spezialisten. Die Eisscholle soll dabei eine stabile Basis für die zahlreichen Messinstrumente darstellen, um Proben aus dem Eis, dem Wasser und der Atmosphäre zu entnehmen. Die Daten auszuwerten wird Jahre dauern – mit der Analyse wollen die Forscher aber schon während der Expedition beginnen.

„Ich bin sicher, damit werden wir einen Durchbruch in der Klimaforschung erreichen“, zitiert das Portal „heise“ Forschungsleiter Rex. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betrachtet das Projekt der Superlative, das täglich rund 200.000 Euro kostet (Deutschland trägt die Hälfte der Kosten), als sinnvolle Investition für den Klimaschutz. Laut der deutschen Presseagentur (dpa) sagte Karliczek: „Nur wenn wir wissen, wie sich das Klima in der Arktis entwickelt, sind wir in der Lage, auch bei uns in Deutschland Vorsorge gegen Klimaveränderungen zu treffen und effektiv dem Klimawandel entgegenzuwirken.“

Wer die Expedition „Mosaic“ auf dem Smartphone mitverfolgen möchte, kann dazu eine Web-App nutzen, die unter anderem ein aktuelles Tagebuch beinhalten soll.

Quellen: mosaic-expedition.org, Alfred-Wegener-Institut, ZDF, tagesschau.de, heise.de

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