E-Auto aufladen – wie teuer ist das eigentlich? 40, 80 oder 140 Euro?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 17.05.2023

Was kostet es, ein Elektroauto einmal aufzuladen? Ein Rechenbeispiel
Foto: Shutterstock/nepool

Während Elektroautos immer beliebter werden, bleiben die Benzinpreise auf hohem Niveau. Zeit, sich mit der Frage zu beschäftigen: Wie teuer ist es eigentlich, ein E-Auto einmal aufzuladen? Und welche Kosten ergeben sich daraus pro Kilometer? Gerade im Vergleich zu Benzin? Wir haben nachgerechnet.

Erst Mitte April hatten die Benzinpreise ein neues Jahreshoch erreicht, und immer mehr Autofahrer denken – nicht nur aufgrund der Klimakrise, sondern auch wegen des eigenen Geldbeutels – darüber nach, auf Elektromobilität umzusteigen. Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, ob sich der Wechsel lohnt, sollte man wissen, wie teuer es eigentlich ist, ein E-Auto aufzuladen. Denn erst dann lassen sich die Kosten eines "Stromers" vernünftig mit denen eines "Verbrenners" vergleichen.

Unsere "Nachgerechnet"-Rubrik beschäftigt sich deshalb heute mit der Frage: Was kostet es eigentlich, ein Elektroauto einmal aufzuladen? Sind Diesel und Benzin im Vergleich billiger oder teurer? Außerdem wagen wir einen Blick in die Glaskugel und fragen uns, wie sich die laufenden Kosten für den eigenen Pkw in Zukunft entwickeln könnten.

E-Auto vs. Verbrenner: Kostenvergleich beim "Auftanken"

Zunächst aber zur Rechnung: Eine Tankfüllung mit 60 Litern Benzin kostet in Deutschland zurzeit mindestens 100 Euro, für Dieselfahrer ist sie nur unwesentlich billiger. Besonders für Berufs- und andere Vielfahrer kommen so hohe Summen zusammen, zumal keineswegs feststeht, dass die Kraftstoffpreise jemals wieder dauerhaft unter 1,50 Euro pro Liter sinken werden.

Kein echter Trost ist es da, dass sich die Kosten einer jeden Tankfüllung wenigstens bequem von der Zapfsäule ablesen lassen – anders als beim E-Auto, wo es oft umständlicher ist, herauszufinden, was eine "Tankfüllung" (die strenggenommen eine Akkuladung ist) eigentlich genau kostet. Denn: Lädt man den Elektrokraftwagen an der heimischen Steckdose auf, gehen die Kosten in die Stromrechnung ein, die man oft erst Monate später sieht. Nutzt man hingegen eine öffentliche Ladesäule, wird dort oft nur die Menge an gelieferter Energie (in Kilowattstunden) angezeigt, nicht aber die entstandenen Kosten in Euro und Cent.

Stromkosten werden zu hoch eingeschätzt

Die tauchen erst später auf der monatlichen Abrechnung auf oder werden in der App vermerkt, die zum eigenen Ladekartenanbieter gehört. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass eine Umfrage vor zwei Jahren zu dem Ergebnis kam, dass nur rund 30 Prozent der Befragten korrekt einschätzen konnten, ob das "Tanken" mit Strom billiger oder teurer ist als das Tanken mit Benzin: Rund 45 Prozent der Befragten schätzten die Kosten zu hoch ein.

Ein E-Auto aufzuladen kann relativ günstig sein – zumindest, wenn man es zuhause erledigt und speziellen Autostrom bezieht.
Ein E-Auto aufzuladen kann relativ günstig sein – zumindest, wenn man es zuhause erledigt und speziellen Autostrom bezieht. (Foto: Shutterstock/riopatuca)

Was aber kostet das Auto-Aufladen denn jetzt genau? Wenn man eine etwas vereinfachte Darstellung wählt, benötigt man eigentlich nur den durchschnittlichen Strompreis sowie die Ladekapazität des eigenen E-Auto-Akkus, um das herauszufinden. Wenn man sich nun noch vorstellt, dass der leere Akku sich Stück für Stück mit Strom "füllt", bis er voll ist (auch wenn dieses Bild technisch nicht ganz akkurat ist), ist eigentlich nur noch eine simple Multiplikation gefragt.

Beispiel-Rechnung für die Ladenkosten

Nehmen wir als Beispiel das "Model Y" von Tesla, zurzeit immerhin das beliebteste E-Auto der Deutschen: Im Januar und Februar 2023 wurden hierzulande etwas mehr als 10.000 Exemplare des Elektro-SUVs zugelassen, was jedem fünften neuen E-Auto entsprach. Die Batteriekapazität des betreffenden Modells wird vom Hersteller mit 79 Kilowattstunden (kWh) angegeben. Was schlicht bedeutet, dass man der heimischen Steckdose, Wallbox (= spezielle Wandladestation) oder öffentlichen Ladesäule genau dieselben 79 Kilowattstunden Energie entnehmen muss, um das E-Mobil einmal vollständig aufzuladen.

Nun muss man eigentlich nur noch wissen, was die Kilowattstunde (kWh) Strom momentan kostet. Wer die heimische Steckdose nutzt, zahlt zurzeit – dank Strompreisdeckel – 40 Cent/kWh; wer die Strompreisbremse überschreitet, liegt etwa bei 60 Cent/kWh. Viele E-Auto-Besitzer werden sogar einen speziellen Autostrom-Tarif bei ihrem Versorger abgeschlossen haben, der das Laden weiter verbilligt: Hier sind zurzeit Kosten von 30 Cent/kWh realistisch. An öffentlichen Lade- oder Schnellladesäulen variieren die Preise stark, hier sind laut ADAC momentan zwischen 40 und 80 Cent/kWh möglich, zu denen diverse Grund-, Stell- oder "Blockier"-Gebühren kommen können. In seltenen Fällen gibt's das Laden sogar kostenlos: Einige größere Einzelhändler (wie Ikea) locken Kunden noch mit Gratis-Ladesäulen.

Einmal Stromtanken kostet 24 bis 64 Euro …

Einmal durchgerechnet, ergibt sich für unser Beispiel folgendes Bild: Ein "Model Y" mit 79-kWh-Akku einmal voll aufzuladen, kostet zurzeit:

  • an der Heim-Steckdose, mit Strompreisbremse: 79 kWh * 40 Cent/kWh = 31,60 Euro
  • dasselbe, ohne Strompreisbremse: 79 kWh * 60 Cent/kWh = 47,40 Euro
  • mit speziellem Autostrom-Tarif: 79 kWh * 30 Cent/kWh = 23,70 Euro
  • an der öffentlichen Ladesäule: zwischen ca. 32 und 64 Euro (plus Gebühren)
  • kostenfreie Ladesäule: 0 Euro

… oder, realistisch betrachtet, 26 bis 71 Euro

Wer will, sollte jetzt noch einkalkulieren, dass ein gewisser Energieverlust beim Laden unerwünscht, aber unvermeidlich ist (übrigens auch der Grund, warum Akkus beim Laden warm werden). Der ADAC hat für verschiedene Modelle und Lademethoden nachgemessen und geht von Verlusten zwischen 6 und 24 Prozent aus. Nimmt man einen realistischen Ladeverlust von 10 Prozent an, erhöht das die Ladekosten mathematisch um 11,1 Prozent, was folgende Werte ergibt:

  • Heim-Steckdose, mit Strompreisbremse: 31,60 Euro * 1,11 = 35 Euro
  • dasselbe, ohne Strompreisbremse: 47,40 Euro * 1,11 = 52,64 Euro
  • mit Autostrom: 23,70 Euro * 1,11 = 26,30 Euro
  • öffentliche Ladesäule: 35,50 bis 71 Euro (plus Gebühren)
  • kostenfreie Ladesäule: 0 Euro

PS: Im Titel des Artikels haben wir Sie gefragt, ob das Laden eher 40, 80 oder 140 Euro kostet. Jetzt wissen Sie: Im Schnitt sind 40 Euro ein plausibler Wert.

Wer jetzt vergleicht, stellt fest: Trotz sehr hoher Energiepreise ist das "Volltanken" des eigenen E-Autos selbst zu sehr ungünstigen Bedingungen billiger, als den Verbrenner mit Benzin zu füttern. Seinen Stromer in der heimischen Garage mit einem günstigen Spezial-Tarif zu beladen, kann sogar weniger als ein Viertel dessen kosten, was zurzeit für eine Tankladung mit fossilen Brennstoffen veranschlagt wird. (Wobei erwähnt werden muss, dass man zum schnellen heimischen Laden eine Wallbox benötigt, die es leider nicht kostenlos gibt.)

Reichweitenvergleich nicht vergessen

Klingt interessant? Ist aber erst die halbe Wahrheit. Denn: Richtig aussagekräftig werden die Ladekosten natürlich erst, wenn man sie zu den Kilometern ins Verhältnis setzt, die man mit einem vollen Akku zurücklegen kann. Schließlich wäre wenig damit gewonnen, das E-Auto für 25 Euro zu betanken, wenn es damit nur 100 Kilometer weit käme.

Das ist aber zum Glück nicht mehr der Fall: Der ADAC hat bei allen neueren E-Auto-Modellen, die mindestens über 60-kWh-Akkus verfügen, Reichweiten von 350 Kilometern und mehr gemessen. Der Automobil-Club gibt auch an, dass das "Model Y" aus unserem Rechenbeispiel rund 21 kWh verbraucht, um 100 Kilometer zurückzulegen. Was – bei 40 Cent pro Kilowattstunde – Stromkosten von 8,40 bzw. 9,43 Euro (= mit 10 Prozent Ladeverlust) entspricht. Bei einem Benziner hingegen müssen Sie laut Umweltbundesamt auf 100 Kilometer mit durchschnittlich 7,7 Litern Sprit rechnen, die zurzeit etwa 13,80 Euro kosten (und damit rund 5 Euro mehr).

Benzin ist auf 100 km rund 5 Euro teurer

Viele neuere E-Modelle haben zurzeit vergleichbare Kilometerkosten – und viele Vergleichsrechnungen schlagen entsprechend momentan zugunsten der E-Autos aus. Wobei es natürlich auch sehr sparsame Verbrenner und sehr stromhungrige E-Autos gibt, sodass die Diesel- oder Benzinschlucker mitunter günstiger davonkommen.

Eine seriöse Aussage der Form "Strom ist billiger" oder "Benzin ist billiger" kann deshalb momentan niemand treffen. Zumal für eine vollständige Betrachtung auch alle weiteren Betriebskosten der beiden Antriebsformen aufgeführt und verglichen werden müssten: So unterscheiden sich ja nicht nur die Kraftstoffkosten, sondern auch die für Kfz-Steuer, Versicherung und Wartung je nach Fahrzeug und Fahrzeugtyp.

Klar ist aber auch: Die Zeichen der Zeit – und auch die finanzielle Förderung vonseiten der Politik – weisen unverkennbar in Richtung E-Mobilität. Und da die Klimaziele noch lange nicht erreicht sind, sind auch in den nächsten Jahren neue Förderungen zu erwarten, um die Anschaffungs- und Betriebskosten der Stromer weiter zu vergünstigen. E-Autos werden also mit ziemlicher Sicherheit noch häufiger die Nase vorne haben als jetzt schon, wenn es um die konkret zu erwartenden Kosten geht.

Fazit: Wer berechnet, was es kostet, ein E-Auto aufzuladen, stellt fest, dass "1x Volltanken" mit Strom nur ein Viertel bis zwei Drittel dessen kostet, was man momentan für fossile Kraftstoffe ausgeben muss. Rechnet man die Kosten auf gefahrene Kilometer herunter, gleicht sich das Bild allerdings stärker an. Hier ist ein Einzelvergleich von Modell zu Modell am fairsten, wobei sehr viele E-Autos pro Kilometer schon jetzt günstiger abschneiden als ihre Verbrenner-Pendants. 

Ökostrom im ÖKO-TEST-Vergleich

Übrigens: Wer zwar elektrisch fährt, aber weiterhin konventionellen Strom in sein Fahrzeug lädt, fährt nicht wirklich emissionsfrei, da weiterhin Kohle und Gas für den Betrieb des eigenen Fahrzeugs verbrannt werden. Wirklich klimaneutrale Mobilität ist deshalb nur mit Ökostrom zu haben, der auch wirklich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. ÖKO-TEST hat dazu im vergangenen Jahr fast 80 Ökostrom-Anbieter verglichen. Klicken Sie auf den folgenden Kasten, um mehr zu erfahren:

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