Deutsche Gewässer in schlechtem Zustand

Europäische Umweltagentur bemängelt Wasserqualität

| Kategorie: Freizeit und Technik | 04.07.2018

Deutsche Gewässer in schlechtem Zustand

Den deutschen Gewässern geht es schlecht. Nur etwas mehr als acht Prozent der Flüsse, Seen und Küstengewässer schneiden im neuesten Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) gut oder sehr gut ab. Die EEA berücksichtigt dabei sowohl die chemische Qualität des Wassers, als auch die Gewässerstruktur. Letztere schließt etwa Kleinstlebewesen ein, bewertet zudem, wie naturnah etwa ein Bach- oder Flusslauf ist. Vor allem die chemische Qualität in Deutschland sei bedenklich. Kein einziger See, Fluss oder Küstenstreifen erreiche eine gute oder sehr gute Bewertung.

Mehr als 90 Prozent der Flüsse, Seen und Küstengewässer betroffen

Auch im europäischen Vergleich schnitten deutsche Gewässer verheerend ab. In nahezu allen Kategorien stehe die Bundesrepublik am unteren Ende der Länderliste, insgesamt an drittletzter Stelle. Die Forscher der EEA weisen darauf hin, dass vor allem dünn besiedelte Regionen - darunter Nordskandinavien, Schottland und große Teile Rumäniens - eine gute bis sehr gute Qualität aufwiesen. Gewässer mit großem Zivilisationsdruck - quasi ganz Mitteleuropa - schneiden deutlich schlechter ab.

Europäische Umweltagentur bemängelt intensive Landwirtschaft

Große Flüsse wie Rhein, Main und Donau haben insgesamt eine schlechte Gewässerstrukturgüte. Begradigungen und Schleusenanlagen stehen dem nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten naturnahen Zustand entgegen. Mäander, Altarme, Stromschnellen und Untiefen sind mit internationalen Wasserstraßen nicht vereinbar. Die aber gehören zu den wichtigsten Verkehrsrouten in Mitteleuropa. Zwar werde versucht, durch Fischtreppen zumindest die Durchlässigkeit etwa für den Lachs zu verbessern. Dies geschehe aber nicht flächendeckend. An den Küsten ist es vor allem der aufwändige Hochwasserschutz, der den möglichst natürlichen Uferzustand beeinträchtigt. Chemisch betrachtet bemängelt die EEA Einträge aus der intensiven Landwirtschaft ins Wasser. In Deutschland etwa sei der Nitratwert im Grundwasser in vielen Regionen zu hoch. Auch Quecksilber durch Kohlekraftwerke habe die Umweltagentur gefunden.

Deutsche Gewässer: WWF und BUND werfen Politik Untätigkeit vor

"Deutschland muss Gewässerschutz endlich ernst nehmen und die Wasserrahmenrichtlinie konsequent umsetzen”, sagt Christoph Heinrich vom WWF Deutschland. Es sei zu lange weggesehen worden, wenn Industrie und Landwirtschaft auf Kosten des Wassers gewirtschaftet hätten. Der BUND untermauert diese Einschätzung mit einer einfachen Rechnung: Laut Wasserrahmenrichtlinie hätte Deutschland in Sachen Wasserqualität schon 2015 komplett im grünen Bereich sein müssen. Weil aber Personal, Geld und Wille fehlten, hatte die EU diese Frist - die für alle Mitgliedsstaaten gilt - schon bis 2027 verlängert. Nun gelte es, endlich die nötigen Schritte einzuleiten, um die Richtlinie zumindest bis 2027 umzusetzen. "Durch einen verbindlichen Wasserpakt muss der Gewässerschutz auch in andere Politikbereiche wie Landwirtschaft, Industrie, Verkehr und Bauen integriert werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass bis 2027 auf allen Ebenen die nötigen Maßnahmen erfolgen”, sagt Laura von Vittorelli, Gewässerexpertin des BUND.

"Sehr gute” Wasserqualität deutscher Badeseen und Strandbäder

Wenigstens eine gute Nachricht zum Schluss: Die Qualität der Badeseen und Strandbäder in Deutschland ist fast gänzlich gut oder sehr gut. Auch das hat die EEA ermittelt. Zwar lässt das keinen Rückschluss auf die Gewässergüte insgesamt zu. Zumindest ist aber der Sprung ins kühle Nass gesundheitlich unbedenklich. Und das hat an den aktuellen Hochsommertagen zumindest etwas tröstliches.


Weiterführende Links

https://www.eea.europa.eu/publications/state-of-water

https://www.eea.europa.eu/de/publications/qualitaet-der-europaeischen-badegewaesser-2017