Seit 21 Jahren verhandeln die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO über einen Klimaplan für Hochseeschiffe. Der droht jetzt während der entscheidenden Verhandlungen in London zu scheitern. Denn zwischen den Akteuren ist Streit entbrannt. Die IMO will bis 2100 die CO2-Emissionen der Seeschifffahrt auf Null senken, bis 2050 im Vergleich zu 2008 zumindest halbieren. Der EU geht das nicht schnell genug. Sie fordert eine verbindliche IMO-Zielvereinbarung von 70 bis 100 Prozent weniger CO2 bis Mitte des Jahrhunderts. Europaabgeordneter Bas Eickhout aus den Niederlanden warnt: "Was von der IMO auf dem Tisch liegt, ist nicht gut genug. Das Klimaziel ist ungenügend und es gibt keine kurzfristigen Aktionen." Die EU plane daher einen Alleingang: strikte Umweltauflagen für Seeschiffe zumindest in ihren Hoheitsgewässern. Dies sei ein mögliches letztes Mittel, das die EU nicht einsetzen wolle, da sie eine multilaterale statt einer unilateralen Vereinbarung vorziehe, so die schwedische EU-Abgeordnete Jytte Guteland. Die Union sei aber bereit, diesen Schritt zu gehen, sollte sich die IMO nicht auf strenge Zielsetzungen einigen.
Die globale Seeschifffahrt ist derzeit für etwa 2,6 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich - und damit für etwa so viel wie die gesamte Bundesrepublik.