Wilke-Fleisch möglicherweise auch in Fertiggerichten

Autor: Benita Wintermantel & Online-Redaktion | Kategorie: Essen und Trinken | 28.10.2019

Wilke-Fleisch möglicherweise auch in Fertiggerichten
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / tookapic

Drei Menschen starben möglicherweise durch Produkte der Firma Wilke Wurstwaren. Die Firma wurde geschlossen, jetzt stellt sich heraus: Wilke-Wurst könnte auch in Fertiggerichten gelandet sein.

Produkte des Fleischwaren-Herstellers Wilke sollen für drei Todesfälle und zahlreiche Erkrankungen verantwortlich gewesen sein. Das Unternehmen wurde geschlossen, über 1.000 Wurst-, Fleisch- und vegetarische Produkte zurückgerufen, die unter verschiedenen Markennamen vertrieben worden waren. Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Geschäftsführer.

Jetzt nimmt der Wurst-Skandal noch verheerendere Ausmaße an: Das hessische Verbraucherschutzministerium hat mitgeteilt, dass Produkte des Wurstherstellers Wilke eventuell auch in Fertigprodukten anderer Hersteller enthalten sind. In welchen, verrät das Ministerium nicht, so ist bei Hessenschau.de zu lesen.

Wurst-Skandal immer verheerender

Eine Ministeriumssprecherin erklärte, dass man gar nicht wissen könne, welche Fertigprodukte betroffen sind: "Da Wilke an 23 EU-Staaten und Drittstaaten ausgeliefert hat, können wir entlang dieser langen Handelskette nicht ausschließen, dass es an einem Punkt auch zu Weiterverarbeitungen gekommen sein könnte – auch solche Ware ist vom Rückruf betroffen und eingeschlossen." (Quelle: Hessenschau.de)

Foodwatch fordert unabhängige Landesanstalten für Lebensmittelüberwachung

Angesichts des Skandals um listerienbelastete Wurst der Firma Wilke hat die Verbraucherorganisation Foodwatch eine grundlegende Reform der Lebensmittelüberwachung in Deutschland gefordert. Statt wie bisher die Kontrollen auf Landkreisebene zu organisieren, müsse es künftig in jedem Bundesland eine einzige, eigenständige und unabhängige Landesanstalt für Lebensmittelüberwachung geben.

Die neuen Anstalten müssten unabhängig von politischer Einflussnahme der Landesregierungen sein und weitreichende Kompetenzen erhalten. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner müsse zudem dafür sorgen, dass die Ergebnisse von allen Lebensmittelkontrollen konsequent veröffentlicht würden, so Foodwatch. 

Alle Produkte des Wilke-Konzerns zurückgerufen

In einer Pressemitteilung rief der Hersteller bereits am 2. Oktober dazu auf, vom Konsum sämtlicher Waren abzusehen, die im Betrieb hergestellt wurden. Die betroffenen Produkte seien durch das Identifikationskennzeichen DE EV 203 EG erkennbar.

Eine komplette Liste der über 1.000 betroffenen Produkte hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit an dieser Stelle veröffentlicht. Darunter befinden sich nicht nur Salami, Schinken oder Gualsch, sondern auch vegetarische Alternativen.

Sie kamen unter verschiedenen Markennamen auf den Markt – zunächst hieß es fälschlicherweise, nur Produkte der Marke Wilke selbst seien betroffen.

Wilke-Wurst auch bei Ikea und Metro

Laut Hersteller wurden die Waren breit in den Verkehr gebracht, und zwar nicht nur in verpackter, sondern auch in loser Form. Zu finden waren sie zum Beispiel an Wursttheken in Supermärkten, in Kantinen und Krankenhausküchen.

Zudem produzierte Wilke auch für Handelsmarken. So bestätigte das Personal in einem Berliner Metro-Markt gegenüber Foodwatch, dass Wilke auch der Hersteller von Produkten sei, die der Großhändler unter seiner Eigenmarke Aro vertreibt. 

Auch an Ikea-Restaurants seien Produkte geliefert worden. Auf Produktwarnung.eu ist zu lesen: "Ikea Deutschland hatte ausschließlich Wurst-Aufschnitt für die Kunden- und Mitarbeiterrestaurants von diesem Hersteller bezogen. Alle übrigen Fleisch- und Wurstwaren Produkte aus dem Restaurant, dem Schwedenshop und dem Bistro werden von anderen Lieferanten bezogen".

Der Fleischverarbeiter lieferte seine Produkte deutschlandweit vor allem an Supermärkte, die Gastronomie und an Großküchen von Krankenhäusern und Altenheimen, er exportierte aber auch ins Ausland.

Alle bislang bekannten Verkaufsstellen sind hier aufgelistet.

Listerien in Pizzasalami und Brühwurst

Laut Robert-Koch-Institut stehen die beiden Todesfälle mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,6 Prozent in einem "unmittelbaren Zusammenhang" mit Wurstwaren der Firma Wilke. Das berichtet die "Hessisch-Niedersächsische Allgemeine" (HNA). Die Listerien wurden in Pizzasalami und in einer Brühwurst der Firma gefunden. Beobachtet würden aktuell noch 37 Krankheitsfälle, die möglicherweise mit Wilke-Produkten zusammenhängen.

Das Veterinäramt des Landreises Waldeck-Frankenberg hat die Firma Wilke Wurstwaren Anfang Oktober geschlossen. Alle Produkte der Firma, mit Ausnahme der Vollkonserven, werden weltweit zurückgerufen.

Gesundheitsgefahr durch Listerien

Listerien können grippeähnliche Symptome mit Fieber und Durchfall verursachen. Besonders Schwangere, Kleinkinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem sind gefährdet: Bei ihnen können Listerien schwerwiegende Krankheitsverläufen mit Blutvergiftung und Hirnhautentzündung auslösen ("Listeriose"). Bei Schwangeren können Listerien dem ungeborenen Kind schaden. Wenn Schwangere das Produkt verzehrt haben, sollten sie daher – auch ohne körperliche Anzeichen auf eine Listerien-Infektion – einen Arzt aufsuchen.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Geschäftsführer

Wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Futtergesetzbuch wurde inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH eingeleitet. Die Produkte der Firma werden unter anderem mit zwei Todesfällen in Südhessen wegen keimbelasteter Wurst in Verbindung gebracht.

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