Warum sind Erdbeeren inzwischen so teuer?

Autor: Stefanie Järkel (von dpa) / Redaktion (bw) | Kategorie: Essen und Trinken | 25.06.2025

Warum sind Erdbeeren inzwischen so teuer?
Foto: Shutterstock / nnattalli

Die Erdbeerpreise sind in den vergangenen zehn Jahren um fast 70 Prozent gestiegen. Die Erdbeeranbauer klagen über den Mindestlohn und den Klimawandel. Wo liegt beim Preis die Schmerzgrenze?

Der Gang zum Erdbeerstand wird für Verbraucherinnen und Verbraucher immer kostspieliger. Erdbeeren aus Deutschland sind heute rund 70 Prozent teurer als noch vor zehn Jahren. Während 2015 für ein Kilogramm heimischer Erdbeeren noch 3,94 Euro zu zahlen waren, lag der Preis im vergangenen Jahr bei 6,65 Euro, wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft berichtet. Und auch 2025 dürften die Preise voraussichtlich weiter steigen, so Marktanalystin Eva Würtenberger.

Doch was steckt hinter diesen Preissteigerungen? Und wie sieht die Zukunft der deutschen Erdbeere aus – bleibt sie auch in Zukunft bezahlbar?

Lohnkosten machen bis zu 60 Prozent der Produktionskosten aus

Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) führt vor allem den Mindestlohn und die gestiegenen Löhne der vergangenen Jahre als Hauptursache an. "Wenn Sie sehen, wir kommen von 8,50 Euro Mindestlohn und sind jetzt bei 12,82 Euro", erklärt Verbandssprecher Simon Schumacher. "Das ist ja auch eine immense Steigerung."

Da Erdbeeren überwiegend von Hand geerntet werden, machen Personalkosten bis zu 60 Prozent der Produktionskosten aus. Der Mindestlohn wurde erst 2015 eingeführt – und genau das hat laut Schumacher dazu geführt, dass einige Betriebe ihre Anbauflächen verkleinert oder ganz aufgegeben haben.

Weniger Erdbeeren aus heimischem Anbau

Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Betriebe, die Erdbeeren anbauen, seit 2015 um 24,1 Prozent zurückgegangen, aktuell gibt es noch 1.702. Die Anbaufläche schrumpfte um 28,4 Prozent auf 13.149,5 Hektar, die Erntemenge ging sogar um 30,3 Prozent auf 120.352 Tonnen zurück.

Dominic Ell, Erdbeerbauer aus dem badischen Oberkirch bei Offenburg, fragt sich: "Wie lang macht das Spiel der Verbraucher mit und sagt: 'Okay, ich gönne mir die deutsche Erdbeere noch, oder halt auch nicht?'" Mit seinem Beerenhof produziert er jährlich etwa 350 Tonnen Erdbeeren und zeigt sich optimistisch: "Wenn wir mit der Erdbeere kein Geld mehr verdienen, dann frage ich mich, mit was dann?"

Anteil ausländischer Erdbeeren in Supermärkten wächst

Der Selbstversorgungsgrad bei deutschen Erdbeeren ist seit 2015 deutlich gesunken – von rund 68 Prozent auf zuletzt etwa 50 Prozent, berichtet Marktanalystin Würtenberger. Das bedeutet, die Hälfte der Erdbeeren, die in Deutschland verkauft werden, stammen aus dem Ausland, vor allem aus Spanien und Griechenland.

Neben den steigenden Lohnkosten nennt Simon Schumacher auch höhere Investitionen für Folientunnel und Bewässerung als Kostenfaktoren. Außerdem sind laut Tobias Gabler von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg die Preise für jährlich neu zu kaufende Jungpflanzen deutlich gestiegen.

Klimawandel stellt Erdbeeranbauer vor neue Herausforderungen

Auch der Klimawandel macht den Erdbeerbauern zu schaffen. "Der Klimawandel bringt ja immer diese Starkwetterereignisse mit", erläutert Agrarwissenschaftler Gabler. Starkregen und Hagel können die Felder zerstören oder die Ernte gefährden. Deshalb ist der Freilandanbau stark zurückgegangen.

Viele Erdbeeranbauer setzen deshalb zunehmend auf geschützten Anbau unter Folientunneln – teilweise mit sogenannten Stellagen, die das Ernten erleichtern. Die Anbaufläche unter Schutz hat sich laut Statistischem Bundesamt von 730,7 Hektar im Jahr 2015 auf 2.045,5 Hektar im Jahr 2024 nahezu verdreifacht.

Der Ertrag ist dort deutlich höher: Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich 20,4 Tonnen Erdbeeren pro Hektar geerntet – im Vergleich zu 9,3 Tonnen im Freiland. Außerdem kann im geschützten Anbau die Saison bis in den Oktober verlängert werden, während die traditionelle Erntezeit im Juli endet.

Experten rechnen mit weiter steigenden Preisen

Auch Dominic Ell investiert schrittweise in den geschützten Anbau: "Tatsächlich investieren wir seit 2019 immer wieder Stück für Stück in Folientunnel." Die Umstellung eines Hektars kostet allerdings bis zu 100.000 Euro.

Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Preise für Erdbeeren weiter steigen werden. Neben einer möglichen Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro geht Marktanalystin Würtenberger von einer verstärkten Ausweitung des geschützten Anbaus aus.

Ernteroboter als Hoffnungsträger

Eine mögliche Lösung für die Zukunft könnten Ernteroboter sein. Diese werden laut Würtenberger zwar bereits in den Niederlanden getestet, sind aber noch nicht im regulären Einsatz. Eine Herausforderung besteht darin, die Erdbeere vor der Ernte mit Kameras aus allen Perspektiven zu erfassen.

Agrarwissenschaftler Gabler sieht allerdings auch eine Grenze bei den Preisen, die Verbraucher akzeptieren: "Ich sage mal, fünf Euro pro 500-Gramm-Schale ist eine gewisse Schallmauer." Eine Option könnten kleinere Verpackungen sein, die es bereits heute gibt.

Warum regionale Erdbeeren die bessere Wahl sind

Regionale Erdbeeren punkten nicht nur mit ihrem frischen Geschmack, sondern auch mit kürzeren Transportwegen – das schont die Umwelt und sorgt für mehr Nachhaltigkeit. Erdbeeren aus Spanien oder Griechenland legen oft Tausende Kilometer zurück, bevor sie im deutschen Supermarkt landen. Dadurch entstehen deutlich höhere CO₂-Emissionen im Vergleich zu heimischen Früchten.

Außerdem sind regionale Erdbeeren in der Regel frischer, da sie nicht wochenlang gelagert oder gekühlt werden müssen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das nicht nur mehr Aroma, sondern auch einen Beitrag zur Stärkung der lokalen Landwirtschaft und Wirtschaft. Wer auf heimische Erdbeeren setzt, unterstützt somit direkt die Produzenten vor Ort und trägt zur Erhaltung traditioneller Anbaumethoden bei.

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