Verpackungswahnsinn: Nestlé gewinnt Preis für unsinnigste Plastikverpackung

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 10.09.2019

Gewinner des Negativpreises ist Nestlé
Foto: Deutsche Umwelthilfe

Die Deutsche Umwelthilfe hatte zur Wahl der unsinnigsten Plastikverpackung des Jahres 2019 aufgerufen. Jetzt steht der Sieger fest: Nestlé und sein importiertes und in Einweg-Kunststoff verpacktes Mineralwasser.

Der Verpackungswahnsinn kennt keine Grenzen: Melonenstücke in Plastikschale, Gurken in Schutzfolie und zigfach verpackte Süßigkeiten sind Alltag in den deutschen Supermärkten. Jeder Deutsche sorgt für 37 Kilo Verpackungsmüll aus Plastik. Das ist eindeutig zu viel! Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte deshalb die Verbraucher im Juni aufgerufen, besonders überflüssige Verpackungen zu melden.

Daraus hat die DUH die sechs unsinnigsten Plastikverpackungen ausgewählt. Bis zum 30. August konnten die Verbraucher abstimmen, welcher Hersteller, beziehungsweise welcher Händler den "Goldenen Geier 2019" für die unnötigste Einweg-Plastikverpackung "gewinnen" soll. Jetzt steht der Gewinner des Negativpreises fest:


Übergabe des Goldenen Geiers vor der Firmenzentrale von Nestlé in Frankfurt
Übergabe des Goldenen Geiers vor der Firmenzentrale von Nestlé in Frankfurt (Foto: DUH)

"Das ist ökologischer Irrsinn"

Der traurige Gewinner ist Nestlé mit seinem Vittel Achterpack. Das Mineralwasselwasser ist in Einweg-Plastikflaschen alles andere als umweltfreundlich verpackt, für jede neue Flasche werden Unmengen an Energie und Ressourcen benötigt. Dazu kommt, dass das Wasser aus Frankreich rund 920 Kilometer bis zu uns tranportiert wird – "obwohl es in Deutschland mehr als einhundert Quellen und Mineralbrunnen in der Region gibt", kritisiert die DUH.

 "Nestlé hat den Goldenen Geier für die Vittel-Einwegplastikflaschen mehr als verdient. Wenig Wasser in viel Verpackung, der 8er Pack nochmal mit Schrumpffolie umwickelt und dazu lange Transportwege von Frankreich nach Deutschland: Das ist ökologischer Irrsinn", sagt Barbara Metz, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Die DUH fordert Nestlé auf, dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nachzukommen, den Plastikflaschen-Irrsinn zu beenden. Getränke sollen zukünftig in wiederverwendbaren Mehrwegflaschen abgefüllt und es soll auf kurze Transportwege geachtet werden. 

Negativpreis "Goldener Geier" – erstmals verliehen

Der Goldene Geier wurde dieses Jahr erstmalig verliehen. Mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher haben abgestimmt.

Mit dem Negativpreis möchte der Umwelt- und Verbraucherschutzverband dem Trend unnötiger Plastikverpackungen entgegentreten. Die DUH will den Druck auf Handel, Hersteller und Politik erhöhen, endlich die Einweg-Plastikflut zu beenden und innovative Mehrweg-Lösungen zu nutzen – oder schlicht auf Verpackungen zu verzichten.

Nominiert für die unnötigste Plastikverpackung

Aus über 200 Nominierungen haben es zudem diese fünf Verpackungen in die Endrunde geschafft:

(Foto: DUH)

REWE to go Melone: In Deutschland sind rund zwei Drittel des Obstes und Gemüses zusätzlich verpackt. Die To-go-Melone von Rewe ist ein Paradebeispiel für Verpackungswahn: 200 Gramm geschnittene Melonenstücke sind in 17 Gramm Plastik verpackt. Ein Aufdruck auf der Verpackung verrät immerhin: Das Plastikgäbelchen wurde "der Umwelt zuliebe" weggelassen.

Edeka-Kräuterparadies: Die frischen Kräuter der Edeka-Eigenmarke sind nicht nur in Folie verpackt, sondern zusätzlich in einer Plastikschale. Zusammen macht das neun Gramm Plastikverpackung. Für 15 Gramm Kräuter.

Lidl Apfelkuchen: Der Kuchen der Lidl-Eigenmarke "chef select to go" kommt aus Frankreich und hat damit viele Transportkilometer zu verantworten. Das kleine Stück mit 100 Gramm Gewicht ist in einer Hartplastikschale verpackt, die zwölf Gramm wiegt.

Haribo Goldbären Minis: Kleine Bären in großer Verpackung. Die DUH rechnet vor: Bei den Minis kommen rund zwölf Gramm Plastikfolie auf 250 Gramm Gummibärchen. Dazu kommt: Die Minis sind im Vergleich zu den normalen Goldbären sage und schreibe 40 Prozent teurer.

- Finisch Maschinenpfleger Tabs: Drei Tabs sind einzeln in Folie verpackt und werden in einer "völlig überdimensionierten Hartplastikverpackung mit einer großflächigen Kunststofffolie auf der Rückseite" verkauft. Damit kommen fünf Gramm Plastikmüll auf ein einziges Tab von gut 17 Gramm.

So lässt sich ganz leicht Verpackung sparen

Keine Frage, in Plastik verpackte Produkte sind häufig praktisch. Wer aber mitdenkt, kann mit einfachen Mitteln Plastikmüll sparen:

  • Im Gemüseladen gibt es Kräuter unverpackt oder im Topf.
  • Leitungswasser ist in Deutschland von bester Qualität – Sie können es in kleinen und großen Mehrwegflaschen überallhin mitnehmen.
  • Eine große Tüte Gummibärchen lässt sich mit Hilfe kleiner Tupper prima für den Ausflug portionieren. Auch beim Kindergeburtstag braucht es die kleinen Tüten nicht. Mehrere Bären aus der großen Tüte können Sie sehr hübsch in selbstgebastelte (Recycling-)Papiertüten verpacken.
  • Apfelkuchen gibt es frisch, ohne lange Transportwege und unverpackt beim Bäcker um die Ecke.
  • Melone können Sie daheim aufschneiden und für unterwegs in einen Behälter packen. Frisch schmeckt die Frucht sowieso am besten!
  • Reinigungstabs haben kein Verfallsdatum und werden nicht schlecht. Es gibt keinen Grund, drei kleine, einzeln verpackte Tabs zu kaufen. 

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